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Test

Teure Nostalgie: Fujifilm X100 im Test

Optisch richtet sich die Fujifilm FinePix X100 an die Nutzer, die noch der guten alten Zeit der analogen Fotografie hinterhertrauern. Von vorne könne man fast meinen, man hat eine Kamera aus längst vergangenen Zeiten vor sich. Die massive Verarbeitung und das Gewicht verstärken diesen Eindruck noch zusätzlich. Insgesamt macht die Kamera von außen einen erstklassigen Eindruck. Sie liegt außergewöhnlich gut in der Hand und das Druckgussgehäuse mit der Magnesium-Legierung vermittelt nochmal zusätzlich den Charme vergangener Tage.

Das lichtstarke Objektiv hat eine fixe Brennweite von 23 Millimeter (entspricht bei Kleinbild 35 Millimeter) und eine maximale Blende von f2. Objektivwechsel ist bei der X100 nicht möglich. Passend zum Retro-Design wird ein Teil der Bedienung über mechanische Schalter geregelt. So kann man etwa die Verschlusszeit (Bulb - 1/4000 Sekunden) und die Belichtungsstufe über ein Schaltrad regeln. Auch die Blende wird dabei über einen altmodischen Blendenring direkt am Objektiv eingestellt. Um den Retro-Flair noch zu verstärken ist der Auslöseknopf mit einem Gewinde ausgestattet, somit können auch altbewährte Drahtauslöser eingeschraubt und verwendet werden.

Kreativer Sucher
Von der Rückseite wirkt das Gerät schon eher wie eine moderne Digitalkamera. Neben einer Reihe von Steuerungsknöpfen ist ein LCD-Screen mit einer Bildschirmdiagonale von 2,7 Zoll (6,9 Zentimeter) und 460.000 Bildpunkten verbaut. Das Display sitzt fix im Gehäuse und ist nicht schwenkbar. Zusätzlich kann die X100 mit einer Besonderheit punkten: Sie verfügt über einen Hybridsucher, der sowohl als optischer, als auch als digitaler Sucher genutzt werden kann. Auch ein Zwischenmodus ist möglich: Dabei sieht der Nutzer durch den Sucher die reale Umgebung, darüber werden digital Informationen gelegt, wie ein Gitternetz, eine virtuelle Wasserwaage oder die Beleuchtungsparameter. Alternativ kann natürlich auch ein digital generiertes Bild der Umgebung mit einer Auflösung von 1,44 Millionen Bildpunkten angezeigt werden.

Dieses Konzept funktioniert in der Praxis reibungslos, auch wenn durch den optischen Sucher das Bildfeld nicht hundertprozentig abgedeckt wird und an der unteren Ecke sogar das Objektiv sichtbar ist. Um zwischen den Modi hin- und herzuschalten, muss man einen kleinen Hebel an der Vorderseite betätigen. Schon im ersten Eindruck überrascht die Qualtität des Suchers positiv. Die halbelektronische Version ist im Alltagsgebrauch praktikabel und bietet viele Vorteile. Auch im vollelektronischen Suchermodus kann das kleine Bild mit Schärfe überzeugen. Weniger gut kommt das große Display im Test weg, es ist eine Spur zu dunkel ausgefallen.

Innenleben
Das Innenleben der X100 ist im Gegensatz zur äußeren Optik alles andere als altmodisch: Herzstück ist ein APS-C CMOS-Bildsensor, der Fotos mit einer maximalen Auflösung von zwölf Megapixel schießt. Die Lichtempfindlichkeit geht maximal von ISO 100 bis 12.800, der Normalbereich liegt bei 200 bis 6400.

Neben Fotos macht die X100 noch Videos mit einer Auflösung von 1.280 x 720 Pixel, also HD-Ready. Die Bildwiederholfrequenz liegt bei 24 Bildern, Ton wird über ein Stereomikrofon aufgenommen. Im Test können die Videos der X100 nicht überzeugen, bei einer Kamera in dieser Preisklasse hätte man sich Ausgereifteres erwartet.

Daneben verfügt die X100 über verschiedene Bildmodi, wie einer Panoramafunktion oder Film-Simulationen. Mit zweiterem kann man die jeweiligen Eigeschaften realer analoger Fuji-Filme simulieren. Dabei kann man zwischen dem Filmtyp “Provia”, “Velvia” oder “Astia” wählen. Standardfunktionen wie Schwarz/Weiß, Sepia sind ebenfalls mit an Bord.

Im Test präsentierte sich die Menüführung auch eher kompliziert und mühsam als komfortabel. Beim Navigieren reagierte die Kamera hier auch oft eher träge und langsam. Die Steuerung durch die Menüs übernimmt, wie von anderen Kameras gewohnt, ein vierwegiges Auswahlrad an der rechten Seite des LCD-Displays. Dieses Rad reagiert oft zu sensibel und im Test kam es immer wieder vor, dass man hier unbewusst unabsichtlich Knöpfe drückt.

Die Bildqualität
Die Kamera kann mit bestechend guter Bildqualität punkten, was in erster Linie am hochwertigen Objektiv liegt. Dessen Lichtstärke in Verbindung mit dem guten Rauschverhalten des Sensors macht die Kamera zu dem idealen Begleiter, besonders bei schlechten Lichtverhältnissen. Optisch war bis zu einem ISO-Wert von 1600 überhaupt kein Bildrauschen feststellbar, auch danach hielt es sich in Grenzen. Insgesamt bieten die Fotos natürliche Farben und gute Kontraste.

Fazit
Die Fujifilm X100 ist gute Kamera, die eine hervorragende Bildqualität bei einer vorbildlichen Verarbeitung liefert. Auch das Retro-Design ist sehr gut gelungen, das Konzept wurde erstklassig umgesetzt. Das hochwertige Objektiv liefert scharfe Bilder und gibt keinen Grund zu klagen.

Bei einem Verkaufspreis von rund 1000 Euro haben sich aber zu viele Mängel eingeschlichen, um den Preis rechtfertigen zu können. Dazu zählt etwa die stiefmütterlich behandelte Videofunktion, die träge Bedienung der Menüs und die nervige Steuerung über das Auswahlrad. Auch die Auflösung des Sensors ist unverständlicherweise eher niedrig gehalten. Wer 1000 Euro für eine Kamera ausgeben kann, wenig Interesse an Videofilmen hat und und gute Bildqualität sucht, kann bei der X100 natürlich trotzdem zugreifen.

Übersicht

Modell:
Fujifilm Finepix X100
Bildsensor:
12.3 Megapixel CMOS
Objektiv:
23 mm (Kleinbild 35mm) f2
LCD:
2,7 Zoll, 460.000 Pixel
Elektronischer Sucher:
1,44 Mio. Pixel
Abmessungen:
126 x 74 x 54 mm
Gewicht:
445g (mit Akku)
Preis (UVP):
999 Euro

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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