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Tourality: GPS-Outdoor-Spiel aus Österreich

Es ist kalt draußen und es schneit. Einige Menschen halten Smartphones in ihren geröteten Händen und starren wie gebannt auf den Bildschirm. Andere rennen vorbei und jubeln. Sie haben den "Spot", einen vom Spiel festgelegten Ort, vor der anderen Gruppe erreicht. Runderhum staunen die Leute, doch die Jungs spielen nur - und zwar Tourality.

Tourality ist ein standortbezogenes Outdoor-Spiel für Smartphones, das von den Österreichern Klemens Zleptnig und Jonas Soukup entwickelt worden ist. Das Spielfeld ist dabei ein Stadtbezirk, ein Park oder ein Waldstück. Das Ziel des Spiels ist es, geografisch definierte Punkte vor seinen Mitspielern zu erreichen. Möglich wird dies durch das GPS-Signal am Smartphone.

Die Motivation, ein derartiges Spiel zu programmieren, ist rasch erklärt: "Die Vision dahinter war, dass die Leute wieder rausgehen. Computerspiele sind zwar schön und gut. Sie finden aber immer in den eigenen vier Wänden statt. Mit Tourality kann man auch wieder draußen spielen", erzählt Zleptnig der FUTUREZONE.

Neustart dank Weiterentwicklung
Das Spiel existiert offiziell bereits seit 2007, damals war es eine einfache Java-App. Es war zudem das erste Multiplayer-GPS-Game aus Europa. "Doch rückblickend waren wir einfach zu früh dran", meint Zleptnig. "Es haben vor allem die Infrastruktur und die Vertriebswege gefehlt." Damals war es noch nicht üblich, sich Programme auf sein Handy zu laden. Zudem gab es keine App-Stores, in denen man derartige Spiele einfach und unverbindlich anbieten konnte. 2010 sieht die Handywelt jedoch ganz anders aus. Für die Erfinder von Tourality ist das ein guter Grund für einen Neustart. "Jetzt wird den Leuten erst bewusst, was man mit der Technologie machen kann", fügt Zleptnig hinzu.

Anstelle des einfachen Abklapperns von einzelnen Punkten liefert Tourality jetzt "Challenges", die das Spiel zu einer eigenen Herausforderung machen sollen. Dazu gehören etwa verschiedene Spiel-Modi: Man kann Tourality alleine oder zu zweit spielen, sich mit anderen Tourality-Mitgliedern zusammenschließen oder als Gruppe gegeneinander antreten. Anders als beim "Geocaching" werden keine echten Gegenstände versteckt und bei der Suche geht es vor allem um Zeit - das Ziel soll vor den Mitspielern erreicht werden.

Virtuelles Gold einsammeln
Neben den verschiedenen Spiel-Modi kann auch eingestellt werden, ob man zu Fuß, mit dem Rad oder motorisiert unterwegs ist. Zudem lassen sich sogenannte Game Sets individuell zusammenstellen. Ein Game Set besteht aus mehreren Punkten, die von den Teilnehmern erreicht werden sollen. Diese können einerseits auf der Website selbst definiert werden, andererseits kann man aus einer Vielzahl bereits bestehender Game Sets frei auswählen, oder sich ein neues Szenario, das sich im ausgewählten Umgebungsradius bewegt, automatisch programmieren lassen. "Man kann sich draußen direkt vor Ort Spiele generieren lassen", beschreibt Zleptnig.

Zudem gibt es bei Tourality Goodie Spots, das sind Plätze, bei denen es ganz besondere virtuelle Gegenstände zum Einsammeln gibt. Neben positiven Goodies wie Gold gibt es aber auch negative. So kann einem etwa ein Dieb das gesammelte Gold wieder abnehmen. Mit dem gesammelten Gold kann man im Anschluss etwa Funktionen aufrufen, die einem beim Spiel helfen. Man kann sich etwa zum nächsten Spot beamen, ohne dass man tatsächlich selbst hingehen muss, die Karte der Gegner blenden oder einen Geheimagenten aktivieren, der einem anzeigt, wo das versteckte Gold liegt.

Trophäen und Badges als Anreiz
Zudem sollen Trophäen für einen Anreiz sorgen, damit das Spiel spannender wird. "Das kennt man ja bereits von Foursquare, dass man für bestimmte Aktionen einen Badge bekommt", erklärt Zleptnig. Von standortbasierten Diensten wie Foursquare und Gowalla will sich Tourality vor allem dadurch unterscheiden, dass man aktiv spielt. "Es ist eine Art Schnitzeljagd, bei der der Wettbewerbsgedanke im Vordergrund steht", beschreibt Zleptnig ihr Projekt.

Längerfristig sollen Spieler, wie derzeit bei Social Games auf Facebook üblich, auch virtuelle Gegenstände mit echtem Geld kaufen können. "Da sind wir allerdings noch in der Entwicklungsphase", meint Zleptnig.

Für Android-Smartphones erhältlich
Neben einer GPS-Verbindung wird während des gesamten Spiels auch eine Internet-Verbindung am Handy benötigt. "Das ist deswegen notwendig, damit die Spieler die anderen Mitspieler am Bildschirm in Echtzeit sehen. Man wird auch per Nachricht informiert, wenn ein anderer Mitspieler einen Spot erreicht hat", erklärt Zleptnig. Der Datenverbrauch dabei sei allerdings gering, fügt er hinzu. "Mit 100 KB kann man relativ lange spielen. Wenn man beispielsweise eine Webseite im mobilen Browser aufmacht hat man schon mehr Daten runtergeladen als bei einer halben Stunde Tourality."

Das GPS-Game aus Österreich ist seit dem Wochenende im Android Market werbefrei für 1,99 Euro verfügbar und funktioniert ab Android-Version 1.6. Die Apps für Blackberry und Nokia-Handys kommen in den nächsten ein bis zwei Wochen in die Stores, an der iPhone-Version wird unterdessen noch fleißig gebastelt. "Wir kommen ursprünglich aus der Java-Welt, daher decken wir zuerst diesen Bereich ab", erklärt Zleptnig, der sich und auch das Projekt Tourality mit IT-Consulting und Auftragsentwicklungen im App-Bereich finanziert.

"Adventure Marketing" geplant
Neben einer Version für Endkunden plant das kreative Duo rund um Zleptnig und Soukup unter dem Stichwort "Adventure Marketing" auch eine Version für Unternehmen. "Wir haben gesehen, dass Tourality bei Marketing-Veranstaltungen sehr gut ankommt. Beim Spielen haben die Leute relativ rasch ein Erlebnis, das sie mit einer Marke verbinden können", beschreibt Zleptnig. Dies soll mittelfristig zur Haupteinnahmequelle mutieren. "Im Endkundenbereich ist es derzeit schwierig, etwas zu verdienen, da man viele gute Spiele gratis bekommt", fügt Zleptnig hinzu. "Für die Zukunft sind zudem neue Goodies und Gadgets, aber auch integrierte Gutscheine geplant", erklärt der Jungunternehmer.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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