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Linux

Ubuntu für Smartphones: Ersteindruck überzeugt

In den vergangenen Jahren teilten sich die drei großen IT-Riesen Apple, Google und Microsoft den Smartphone-Markt mit ihren Betriebssystemen untereinander auf. Ernstzunehmende Konkurrenz gab es zwischenzeitlich nur von Nokia, das sich durch eine wirre Software-Strategie jedoch selbst ins Out manövrierte. Mit der trauten Gemütlichkeit zu Dritt könnte es 2013 aber vorbei sein, denn neue Alternativen drängen in den Markt. Neben einem von Grund auf überarbeiteten BlackBerryOS, dem von Samsung forcierten Tizen sowie dem von ehemaligen Nokia-Veteranen entwickelten Snailfish sind es vor allem zwei Namen, die nicht zu unterschätzen sind: Firefox und Ubuntu.

Webbrowser und Computer-Software
Ersteres, bekannt durch den populären Webbrowser, arbeitet an einem Smartphone-Betriebssystem, das vor allem für günstige Geräte und Schwellenländern konzipiert ist (siehe auch futurezone-Interview). Es verzichtet auf ein App-Ökosystem und setzt ausschließlich auf Webseiten. Unterstützung kommt von Qualcomm sowie dem Mobilfunker Telefonica. Zweiteres ist eine Abwandlung des Computer-Betriebssystems Ubuntu, das zu den populärsten Linux-Distributionen zählt. Es zielt vorerst auf Mittelklasse-Smartphones ab und will sich dort als attraktive Alternative zu Google und Apple positionieren. Langfristig soll auch der Highend-Markt erobert werden.

Erste Eindrücke
Auf der CES in Las Vegas gab Hersteller Canonical nun erste Einblicke in das neue Handy-Betriebssystem. Auf einem Galaxy Nexus wurde „Ubuntu Phone" präsentiert – selbst angreifen durfte man das Smartphone allerdings nicht. In einer privaten Demo konnte sich die futurezone aber ein erstes Bild vom Underdog machen.

Was sofort auffällt: Die Software läuft extrem flüssig. Jede Berührung und jeder Befehl werden ohne Verzögerung registriert und ausgeführt. Ein zweites Details, das sofort ins Auge sticht: Das System verzichtet auf jegliche physische Knöpfe, alles wird über den Bildschirm bedient. Um dies intuitiv zu gestalten und komplexe Abfolgen zu vermeiden, bezieht Ubuntu alle Bildschirm-Ränder ein.

An den Rand gedrängt
Ein Wisch unten bringt ein Kontextmenü zum Vorschein, ein Wisch oben fährt generelle Menüeinstellungen etwa zu WLAN aus. Streichen über den rechten Rand wechselt zwischen geöffneten Programmen, womit das Multitasking gelöst wird. Berührungen auf der linken Bildschirmseite führen auf den Homescreen mit allen Apps oder bringen eine Leiste häufig benutzter Apps zum Vorschein. Tippt man eine an, wird sie geöffnet.

Guter Remix
Das Konzept der Software wirkt schlüssig, massen- und alltagstauglich. Die Entwickler haben ein wenig von Nokias MeeGo, Palms WebOS und natürlich iOS, Android und Windows Phone 8 abgeschaut und quasi ein Best-Of-Bedienkonzepte zusammengestellt.

Sicherheit großes Thema
Laut einem der Entwickler spielen Sicherheit und Datenschutz eine wichtige Rolle im Betriebssystem. Nicht nur das Handy, auch jede App kann mit einem Code gesperrt werden. Zudem werde man genau bestimmen können, welche App was machen darf. Man wolle sich in diesem Bereich positiv von Google und Apple abheben, so ein Sprecher. Ein weiteres interessantes Detail: Wird das Handy via HDMI an einen Monitor angeschlossen, steht der vollwertige Ubuntu-Desktop, wie man ihn vom PC kennt, zur Verfügung. Das Smartphone wird damit zum Computer-Ersatz.

Große Pläne für 2013
App-Programmierer können bereits Programme - das Lebenselixier jedes Smartphone-Universums - für das Betriebssystem entwickeln. Laut Canonical sei die Nachfrage erfreulich hoch. Auch Mobilfunk-Betreiber sowie Handy-Hersteller zeigen bereits Interesse an der Software, Verträge wurden bis dato jedoch keine unterschrieben. Eine Test-Version der Software wird im Februar bereit gestellt. Läuft alles nach Plan, rechnet Canonical mit ersten Handys Ende dieses, Anfang nächsten Jahres.

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