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Messaging-Dienst

WhatsApp: "Wir wollen keine Werbung"

Auf seinem Schreibtisch ist ein Post-it angebracht, auf dem steht "No Ads, No Games, No Gimmicks". Bei einem seiner raren öffentlichen Auftritte auf der DLD-Konferenz in München sagte Jan Koum, Gründer des Messaging-Dienstes WhatsApp, dass er sich daran auch in Zukunft halten wolle. "Wir glauben, dass Werbung auf einem so persönlichem Gerät wie dem Smartphone nichts verloren hat."

Geld verdienen noch kein Thema

WhatsApp, das mittlerweile weltweit 430 Millionen Nutzer zählt, finanziert sich über eine jährliche Nutzungsgebühr von einem Dollar. Das Unternehmen, das gerade einmal 50 Mitarbeiter zählt, verdiene zwar Geld, sagte Koum, die Monetarisierung des Dienstes sei zur Zeit aber noch kein Thema. "Darum wollen wir uns 2020 oder später kümmern." Derzeit stehe die Nutzererfahrung im Vordergrund. "Wir konzentrieren uns auf die Kernaufgabe von WhatsApp, die Kommunikation."

Er werde WhatsApp auch nicht verkaufen. "Wir wollen ein Unternehmen schaffen, das es auch in 50 Jahren noch gibt", meint Koum, der in den achtziger Jahren mit seinen Eltern aus der damaligen UdSSR in die USA emigrierte. Auch dass für Messaging-Dienste wie Snapchat mittlerweile Milliardensummen geboten würden, beeindrucke ihn nicht. "Es ist nicht schwer ein Unternehmen zu verkaufen."

"Leidenschaftliches Verhältnis zur Kommunikation"

Als er 1982 in Kalifornien ankam, habe er keine Möglichkeit gehabt mit seinen Freunden aus seiner früheren Heimat zu kommunizieren, erzählte der WhatsApp-Gründer. "Die Technologie gab es damals noch nicht, vielleicht habe ich deshalb ein so leidenschaftliches Verhältnis zur Kommunikation." Nun wolle er sicherstellen, dass sich jeder mit jedem überall austauschen könne. Als der Dienst starete, habe WhatsApp das Ziel formuliert auf jedem Smartphone der Welt vertreten zu sein, erzählte Koum. "Daran hat sich nichts geändert."

"So wenig wie möglich über Nutzer wissen"

Über die Internet-Überwachung des US-Geheimdienstes NSA sei er besorgt, sagte Koum. Es sei wichtig den Nutzern Datenschutz und Sicherheit zu bieten. "Wir wollen so wenig wie möglich über unsere Nutzer wissen." WhatsApp verwende die Daten seiner Kunden nicht zu Werbezwecken und speichere sie auch nicht auf seinen Servern.

Rosen für Android

Auf Schwierigkeiten, die sein Unternehmen in der Vergangenheit mit dem App Store von Apple hatte, wollte Koum nicht eingehen. Stattdessen streute er dem Google-Betriebssystem Android Rosen. "Android ist offen und erlaubt uns, unsere Entwicklungen schneller umzusetzen. Für Entwickler ist es ein Vergnügen." WhatsApp könne auf diese Art Prototypen von Features machen und an hunderte Millionen Nutzer ausliefern. "Wenn wir einen Fehler finden, können wir ihn gleich ausbessern."

Dass Konkurrenten wie Snapchat, wo Nachrichten nur kurz zu sehen sind und dann gelöscht werden, an WhatsApp vorbeiziehen könnten, macht Koum keine Sorgen. "Wenn wir uns darauf konzentrieren, eine einfache zu bedienende Messaging-App zu bieten, dann werden die Leute unsere App auch weiterhin nutzen."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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