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Mobile Payment Forum

"Bargeld wird es immer geben"

„Wenn wir heute pro Tag eine Million Kunden in unseren Geschäften haben, dann zahlen davon 880.000 mit Bargeld. Wir wiegen es, das haben wir seit 60 Jahren optimiert", erklärt Franz Hölzl, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit bei Spar bei einer Podiumsdiskussion am M2M & Mobile Payment-Kongress in Wien. Trotzdem hat Spar neben Billa als zweiter großer Retailer kontaktlose NFC-Terminals flächendeckend in allen Wiener Filialen eingeführt. „Es gibt ein großes Potential in diesem Bereich. Bis zum Ende des Jahres gibt es drei Millionen NFC-Bankomatkarten am Markt und wir haben dafür die Infrastruktur geschaffen. Wir richten uns nach den Konsumenten", erklärt Hölzl.

NFC-Bankomatkarte als Brückentechnologie
„Es wird sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten sehr viel am Markt tun, wir werden viel Neues sehen", fügt Christian Adelsberger von der Forschungsfirma Evolaris hinzu, die gerade eine groß angelegte Akzeptanzstudie im Bereich Mobile Payment durchführt. Dabei werde die NFC-Bankomatkarte, die von allen Banken in Österreich bis Ende 2015 eingeführt wird, eine „Brückentechnologie" sein, die den Markt sehr stark antreiben werde. „Das führt auch dazu, dass die Konsumenten lernen werden, wie sie damit umgehen. Dadurch wird die Akzeptanz für das Bezahlen mit Mobilgeräten erleichtert", erzählt Adelsberger.

Mobiles Bezahlen erst bis 2020
Die Raiffeisen Bank hat bereits im Jahr 2011 einen ersten Pilotversuch im Bereich mobilem Bezahlen mit dem Handy gestartet. „Wir sind aber schnell draufgekommen, dass wir viele Player dazu brauchen, damit so etwas funktioniert. Außerdem war die Hardware so teuer, dass wir jetzt ein nicht-marktfähiges Produkt haben", sagt Stefan Sandberger, Bereichsleiter der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Doch gelernt habe man trotzdem viel. „Der Kunde will Individualität und Flexiblität haben", so die Erkenntnisse aus dem Mobile Payment-Piloten. In der Smartphone-Welt werde es noch bis 2020 dauern, bis mobiles Bezahlen Fuß fasse, so der Experte.

„Wir sehen es beim Online-Banking. Das nutzen bei uns derzeit zirka 50 Prozent der Privatkunden, obwohl es seit mehr als 13 Jahren im Einsatz ist. Es ist aber ein Trugschluss zu glauben, dass es nichts mehr anderes gibt", sagt Sandberger. Der Mobilfunkanbieter T-Mobile versucht mit der mobilen Bezahllösung myWallet derzeit in Polen Fuß zu fassen. „Dort gibt es bereits zirka 270.000 bis 300.000 NFC-fähige Bezahl-Terminals und wir sind mit vier Banken gemeinsam gestartet. Die Nutzung bei den Jungen ist massiv, bei den Älteren eher verhalten", erzählt Stefan Reinhardt von der Deutschen Telekom.

Bis Jahresende 10.000 Geräte im Feld
„Mobiles Bezahlen sehen wir als zusätzlichen Kanal", erklärt Michael Bratl von der PayLife Bank, die sich für den Roll-Out von NFC-fähigen Terminals verantwortlich zeigt. „Bis zum Jahresende erwarten wir zirka 10.000 Geräte im Feld. Wir können die Karten ausgeben und Händlerakzeptanz herstellen, damit haben wir kein Henne-Ei-Problem." Laut Bratl wird sich kontaktloses Zahlen in Österreich relativ schnell durchsetzen. „In Österreich wird es drei bis vier Jahre dauern, bis wir eine flächendeckende Akzeptanz von kontaktlosem Zahlen haben werden. Im Bereich Mobile Payment müssen erst Standards geschaffen werden, damit es funktioniert."

" Bargeld wird es immer geben"
Für die Lebensmittelkette Spar ist das mobile Bezahlen per Handy weniger interessant. „Ich bin Realist. Das Thema Handyzahlen mag in anderen Bereichen ein Thema sein, aber der Lebensmittelhandel ist dafür nicht prädestiniert", sagt Hölzl. Dass das Bargeld einmal abgeschafft wird, an das glaubt allerdings keiner der Experten am Mobile Payment-Kongress. „Solange es Menschen und Nahversorger gibt, wird es immer Bargeld geben", ist Hölzl überzeugt. „Ich werde das nicht mehr erleben, dass Bargeld abgeschafft wird", sagen Reinhardt von der Deutschen Telekom sowie Adelsberger von Evolaris.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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