Diese Kuppel am Vulkan Mauna Loa soll sechs Menschen ein Jahr lang beherbergen
Diese Kuppel am Vulkan Mauna Loa soll sechs Menschen ein Jahr lang beherbergen
© HI-SEAS

Raumfahrt

Ein Jahr in Isolation wegen Mars-Mission-Simulation

Zur Vorbereitung einer Mission auf fremden Planeten hat in Hawaii ein einjähriges Experiment begonnen: Ein Jahr auf engstem Raum, kaum Kontakt zur Außenwelt und Essen aus der Konserve - dafür haben sich sechs Menschen aus den USA, Deutschland und Frankreich entschlossen. Die Teilnehmer des NASA-Experiments HI-SEAS wurden am Freitag unter einer Kuppel auf dem Vulkan Mauna Loa auf Hawaii eingeschlossen.

Dort sollen sie nun ein Jahr lang abgeschieden von der Außenwelt die Bedingungen einer Mars-Mission simulieren. Die Anlage ist hermetisch abgeriegelt, das neue Zuhause der sechs Weltraum-Enthusiasten ist sechs Meter hoch und hat einen Durchmesser von elf Metern. Jeder hat ein kleines eigenes Zimmer mit Bett und Schreibtisch. Auf dem Speiseplan der drei Männer und drei Frauen werden in den kommenden Monaten etwa Thunfisch aus der Dose, Käsepulver und andere gefriergetrocknete Lebensmittel stehen.

Spazieren nur im Raumanzug

"Ein letzter Blick zur Erde", twitterte eine Teilnehmerin am Samstag - und fotografierte die Fußmatte der Station. Das Außengelände der Unterkunft, das mit seiner steinigen Landschaft stark an die Mars-Oberfläche erinnert, dürfen die Teilnehmer nur in Raumanzügen betreten. Zum Internet haben die Wissenschafter des Experiments der US-Raumfahrtbehörde nur begrenzten Zugang.

Mit dem Projekt, dem vierten und mit Abstand längsten dieser Art auf Hawaii, soll erforscht werden, ob Leben in der Isolation möglich ist. Wichtig sind dabei nicht nur die biologischen und ökologischen Faktoren, sondern auch die sozialen: Ist Streit vorprogrammiert, übernimmt ein Einzelner die Führung, bilden sich Gruppen? Für einen langen Marsflug oder das Leben auf einer abgeschlossenen Station könnten diese Fragen ähnlich existenziell sein wie Luftversorgung und Nahrung.

Faktor Mensch untersuchen

Auch die deutsche Physikerin Christiane Heinicke nimmt an dem Experiment teil. Die 1985 geborene Absolventin der Technischen Universität Ilmenau schilderte ihre Motivation vorab in ihrem Blog: "Wir wollen dabei mithelfen, die ersten Menschen auf den Mars zu bringen. Während jedem sofort einleuchtet, dass man dafür Raumfähren entwickeln muss und Marsstationen und Raumanzüge, unterschätzen viele, dass der wichtigste Faktor der Mensch ist."

Die Teilnehmerin Sheyna Gifford schrieb in ihrem Blog, die sechs Teilnehmer wollten "die Welt verändern, indem sie dafür sorgen, dass die Menschen sie nach Belieben verlassen können." Dem Architekten Tristan Bassingthwaighte geht es vor allem um Erkenntnisse über neue Wohnformen, um besser "in einer extremen Umgebung auf der Erde und in anderen Welten" leben zu können. "Ich hoffe, ich werde viel lernen", schrieb er auf seiner Seite im Online-Netzwerk LinkedIn.

Isolation immer wieder getestet

Die NASA ist bisher nur zu unbemannten Mars-Missionen in der Lage. Eine Mars-Sonde an ihr Ziel zu bringen, dauert etwa acht Monate - auf der Internationalen Raumstation ISS verbringen die Astronauten üblicherweise nur sechs Monate. Bei einer bemannten Mars-Mission, die die NASA für die 2030er Jahre anvisiert, könnte sich die Reisedauer allerdings auf ein bis drei Jahre verlängern. Die Astronauten hätten in all dieser Zeit keinen Zugang zu frischer Luft, frischen Lebensmitteln und müssten außerdem weitgehend auf eine Privatsphäre verzichten.

Um auf diese schwierige Situation vorbereitet zu sein, testet die NASA immer wieder mit Probanden das Leben in Isolation. Die letzten zwei Experimente dauerten vier und acht Monate. Bei einem ähnlichen Versuch in Russland, der 2011 begann, lebten sechs Astronauten sogar 520 Tage in völliger Abgeschiedenheit.

Die NASA hat für ihre drei Isolations-Experimente bisher 1,2 Millionen Dollar (knapp 1,1 Millionen Euro) ausgegeben. Für Weltraumforschung sei das "sehr preiswert", sagt die Wissenschaftlerin Kim Binsted, die das Experiment auf Hawaii mit dem Namen HI-SEAS verantwortet. "Im Vergleich zu einer Weltraummission, die schief geht, ist das sogar richtig billig."

Mars-Simulation in Österreich

In Österreich ging vor kurzem die zweiwöchige Mars-Simulation AMADEE-15 zu Ende. Dabei wurden Raumanzüge, Geräte und Experimente für eine Mars-Mission am Kaunertaler Gletscher in Tirol getestet.

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