Arabische Revolutionen

"Facebook nur Vehikel, entscheidend ist Bildung"

In kleiner Runde gab der deutsche Professor Nico Stehr Montag Vormittag einen Ausblick auf seinen Vortrag im Rahmen der "Hedi Lamarr Lectures" am Abend. In Bezug auf die oft als "Facebook-Revolutionen" bezeichneten Volksaufstände in Tunesien und Ägypten sagte der Gesellschaftstheoretiker: „Das ist nicht so revolutionär, wie es oft dargestellt wird." Face-to-Face-Kommunikation sei immer noch wichtiger als Online-Kommunikation. „Facebook ist allenfalls ein Vehikel, das eine Entwicklung befördert“, sagte Stehr, der sich als Wissenssoziologe mit der Regierbarkeit von Wissensgesellschaften auseinandersetzt. Das Online-Netzwerk als auch der Kurznachrichten-Dienst Twitter hätten eher begleitenden Charakter.

"Entscheidend ist das immense Anwachsen der Bildung", so Stehr. Der im Vergleich zur Elterngeneration viel bessere Ausbildungsgrad und das dadurch gestiegene Selbstbewusstsein junger Bevölkerungsschichten in den arabischen Ländern hätten die Volksaufstände ausgelöst. Die intellektuelle Entwicklung sei wichtiger als ökonomische oder technische Veränderungen. Denn: „Es reicht nicht, dass das Wissen im Internet da ist, es muss erworben und interpretiert werden.“

Nico Stehr unterrichtet und forscht an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Die Privateinrichtung gilt als eine der wichtigsten mitteleuropäischen Eliteuniversitäten. Pro Semester zahlen Studenten eine Gebühr von 5000 Euro. Sein Vortrag beginnt um 18:15 Uhr im Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1010 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2).

Die Hedi Lamarr-Lectures werden von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften veranstaltet und widmen sich seit 2010 sozialwissenschaftlichen Themen. Mitinitatoren sind die Telekom Austria Group und das Medienhaus Wien.

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Jakob Steinschaden

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