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Science

China hat seine "künstliche Sonne" eingeschaltet

China hat laut Staatsmedien zum ersten Mal seinen als "künstliche Sonne" bekannten neuartigen Kernfusionsreaktor in Betrieb genommen. Der Forschungsreaktor in der südwestlichen Provinz Sichuan sei am Freitag erfolgreich hochgefahren worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Es handelt sich um den größten und modernsten Fusionsreaktor Chinas. Als Forschungsreaktor könnte er neue Wege bei der Suche nach erneuerbaren Energiequellen aufzeigen.

Der Reaktor Tokamak HL-2M erzeugt ein starkes Magnetfeld, das eine solche Hitze produziert, dass Atomkerne miteinander verschmelzen. Dabei werden laut der staatlichen Nachrichtenagentur Temperaturen über 150 Millionen Grad erreicht, was etwa zehn Mal so heiß wie das Innerste der Sonne ist. Daher trägt der Reaktor, der bereits im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde, den Spitznamen "künstliche Sonne".

HL-2M hat nicht den primären Zweck der Energieproduktion für Städte oder ganze Länder. Er soll Forschern dabei helfen, Kernreaktoren serienreif zu machen. Bisher fehlt es nämlich an einer kosteneffizienten Lösung, um Energie aus einer Kernfusion zu schöpfen. Dazu muss nämlich Plasma erzeugt und stabilisiert werden, wofür mindestens 100 Millionen Grad Celsius nötig sind.

Kernfusion

Aus Kernfusion gewonnene Energie gilt als Hoffnungsträger bei der Energieerzeugung. Die Kernfusion soll auf lange Sicht eine Alternative zur Verbrennung fossiler Brennstoffe und der umstrittenen Kernspaltung werden. Sie wäre sauber, da sie weder Abfall noch Treibhausgase produziert. Das Prinzip der Kernfusion kommt bereits bei Wasserstoffbomben zum Einsatz und darf nicht mit der Kernspaltung verwechselt werden. Diese findet in konventionellen Atomkraftwerken statt.

China ist der weltweit größte Umweltverschmutzer. Das Wirtschaftswachstum des Landes basiert weitgehend auf der Nutzung von fossilen Brennstoffen. Gleichzeitig investiert kein Land mehr in erneuerbare Energien als China.

ITER in Frankreich

Auch in Europa wird seit 2007 an einem vergleichbaren Projekt gearbeitet. An dem Fusionsreaktor ITER in Frankreich sind die EU, Schweiz, USA, China, Südkorea, Japan, Russland und Indien beteiligt. Der reguläre Betrieb wird vermutlich frühestens 2035 aufgenommen werden können.

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