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Hochgeschwindigkeitstransport

Hyperloop: "Die Leute glauben jedenfalls fest daran"

Bis in die 1960er Jahre wurden in der alten Markthalle in Bratislava Fleisch und Gemüse verkauft, heute dient das historische Gebäude im Zentrum der slowakischen Hauptstadt als Ausstellungs- und Veranstaltungsort. Zu sehen sind Fahrzeugentwürfe slowakischer Designer, alte Skoda-Modelle und - der Prototyp einer Hyperloop-Kapsel. Mit dem von Tesla-Gründer Elon Musk erdachten Hochgeschwindigkeitstransportsystem, das Kapseln mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1225 Kilometern pro Stunde durch eine Röhre jagen will, soll nach den Plänen des US-Unternehmens Hyperloop TransportationTechnologies in naher Zukunft Bratislava mit Wien und Budapest verbunden werden. Acht Minuten, ist in den Ankündigungen der Firma zu lesen, werde die Fahrzeit zwischen der slowakischen und der österreichischen Hauptstadt betragen.

Bereits Ende des Jahres will das Unternehmen im kalifornischen Quay Valley mit dem Bau einer ersten Strecke für die futuristische Rohrpost beginnen. Derzeit würden noch Genehmigungen bei den Behörden eingeholt, erzählt Hyperloop-Chef Dirk Ahlborn der futurezone. 2019 sollen dann die ersten Passagiere durch die Röhre in den USA geschickt werden.

Gratis-Tickets

Wann genau die Strecke Bratislava - Wien in Betrieb gehen wird, will Hyperloop-Chef Dirk Ahlborn noch nicht sagen. Man sondiere Streckenführungen und Baugründe, erzählt der aus Deutschland stammende Gründer des US-Start-ups. Auch eine Machbarkeitsstudie habe man bereits in Auftrag gegeben.

"Hyperloop ist mehr als eine Kapsel in einer Röhre", sagt Ahlborn. Mit dem Hochgeschwindigkeitssystem wolle man der Branche neue Geschäftsmodelle aufzeigen. Geld für Tickets will Ahlborn nicht verlangen, stattdessen will der Daten der Passagiere zu Geld machen und Zusatzdienste, wie etwa Unterhaltungsangebote,, anbieten. Der Hyperloop produziere mehr Energie als er verbrauche und habe geringe Betriebskosten, sagt der Manager: "Er kann in kurzer Zeit profitabel sein."

Ideenwettbewerb

Am Mittwoch veranstaltete Ahlborgs Start-up in Bratislava einen Ideenwettbewerb. Rund 40 vorwiegend jugendliche Entwickler aus der Slowakei, Österreich, Frankreich, Ungarn, Brasilien und Indien tüftelten einen Tag lang über Anwendungen, die rund um menschliche "Rohrpost"-System entstehen könnten. "Die Leute kommen auf Ideen, die wir niemals gehabt hätten", erzählt Christian Federspiel von der Softwarefirma Catalysts. Das Linzer Unternehmen richtete den "Hackathon" aus und ist für die IT des Hyperloop-Projekts verantwortlich. Vorgeschlagen wurde etwa ein "fühlender" Sitz, der mittels Vibrationen kommuniziert. Auch an einer Restaurant-Suche rund um künftige Hyperloop-Stationen wurde gearbeitet. Denkbar seien auch Dating-Apps für Reisende, erzählt Ahlborn.

Offene Fragen

Kritiker bemängeln, dass das Konzept von Tech-Visionär Musk zahlreiche offene Fragen aufweist. Die Erdbebensicherheit der Röhrenkonstruktion sei ebenso ungeklärt wie Notfallmaßnahmen im Brandfall oder die tatsächlichen Kosten des Unterfangens. Auch der Einbau von Toiletten soll in den Entwürfen nicht vorgesehen sein, heißt es.

"Unsinn", sagt Bibop G. Gresta, Chief Operating Officer des kalifornischen Unternehmens. Natürlich werde es in den Hyperloop-Kapseln Toiletten geben. Der Hyperloop sei sicherer als jedes andere Verkehrsmittel. "In Notfällen können die Kapseln in weniger als sieben Sekunden komplett abgebremst werden."

Virtual-Reality

Wie es in der hermetisch abgeschlossenen Kapsel aussehen könnte, wird in Bratislava mit einer Virtual-Reality-Brille demonstriert. Fährt man mit dem Hyperloop, sieht man die Landschaft vorbeiziehen, allerdings auf einem Bildschirm. "Die Bilder werden aufgezeichnet und entsprechend der Wetterlage und der Tages- und Nachtzeit projiziert", erzählt Harry Hulme von der Münchner Firma Re-flekt, die das System entwickelt hat. Statt durch eine Landschaft könne man aber auch durch Filme wie "Jurassic Park" oder Videospiele fahren.

"Stellen Sie sich die Kapseln des Hyperloops als eine riesige Leinwand vor", sagt Nolan Bushnell. Der 73-jährige Ingenieur gründete 1972 das Spieleunternehmen Atari, das jahrelang die Branche dominierte. Heute sitzt er in beratender Funktion im Verwaltungsrat von Hyperloop Technologies und denkt über Spieleangebote in den Kapseln nach.

Noch ist vom Hyperloop nicht viel mehr zu sehen, als der Prototyp der Kapsel, Virtual-Reality-Bilder, Absichtserklärungen und futuristische Konzeptstudien. Ob das Konzept auch tatsächlich funktioniert, wurde noch nicht bewiesen. Die Chancen für die Umsetzung des Projekts könne er nicht beurteilen, sagt ein Schweizer Regisseur, der in Bratislava Szenen für einen Dokumentarfilm über die Zukunft der Mobilität dreht und dazu auch das Hyperloop-Management befragte: "Die Leute glauben jedenfalls fest daran."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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