Tanks, in denen die Körper beim US-Unternehmen Alcor aufbewahrt werden
Tanks, in denen die Körper beim US-Unternehmen Alcor aufbewahrt werden
© Photo by Charles Platt, courtesy of Alcor Life Extension Foundation www.alcor.org

Kryostase: Teures Hoffen auf Auferstehung

Kryostase: Teures Hoffen auf Auferstehung

Der Tod gilt gemeinhin als endgültig. Wer eine Prise Optimismus und eine große Menge Geld zur Verfügung hat, kann allerdings versuchen, dem Sensenmann zu entkommen. Unternehmen wie die US-Non-Profit-Stiftung "Alcor Life Extension Foundation" bieten Kunden an, ihre Körper - oder wahlweise auch nur ihre Gehirne - nach dem Tod zu konservieren.

Alcor Equipment

Von Einfrieren soll dabei nicht die Rede sein. Der komplexe Schockfrost-Vorgang, dem das haltbar zu machende Gewebe unterzogen wird, nennt sich Vitrifizierung. Im Unterschied zum normalen Gefriervorgang sollen dabei keine Eiskristalle entstehen, die Zellen beschädigen.

Keine Garantie

Ob auch nur einer von den Patienten jemals wieder aufwachen wird, ist allerdings ungewiss. Es gibt keinen Beweis dafür, dass sich das Einfrieren rückgängig machen lässt oder ein Bewusstsein durch die Erhaltung der Hirnstruktur präserviert werden kann. Deshalb stellen die Kunden ihre Körper offiziell der Forschung zur Verfügung und die Stiftung gibt keinerlei Garantien ab. Wie ein Aufweckprozess aussehen könnte, wissen auch die Experten bei Alcor nicht. “Es gibt verschiedene Szenarien, die auftreten könnten. Das sollten am besten die Wissenschaftler und Mediziner der Zukunft entscheiden”, sagt Alcor-Sprecherin Marji Klima gegenüber der futurezone. Für Patienten mit Altersschäden könnte sich Alcor aber beispielsweise die Verpflanzung in einen Roboterkörper vorstellen.

Alcor Equipment

Da die Konservierung erst nach dem Tod der Kunden stattfindet, ist ihr Gesundheitszustand nicht entscheidend. “Wichtig ist, dass Alcor möglichst sofort Zugang zu den Patienten hat. Im besten Fall dürfen maximal 72 Stunden vergehen”, sagt Klima. Für die Vitrifizierung wird die Blutzirkulation der toten Kunden wieder in Gang gebracht und die Körper(teile) dann mit biokompatiblem Frostschutz behandelt und möglichst schnell eingefroren. Gelagert werden die Kunden dann kopfüber in Stahltanks, bei minus 196 Grad und eingetaucht in flüssigen Stickstoff. Das Gewebe, das konserviert wird, ist damit laut Alcor-Definition nicht tot. Die Hoffnung ist, dass es in der Zukunft Technologien geben wird, die eventuelle physiologische Schäden reparieren können. “Wir rechnen mit 50 bis 100 Jahren, bis die nötige Technologie vorhanden ist, es könnte aber auch schneller oder langsamer gehen”, sagt Klima.

Hoher Preis

Alcor versichert auf Nachfrage, dass ein versehentliches Auftauen nicht zu erwarten ist. Mehrere Backup-Systeme und eine vom Stromnetz unabhängige Versorgung sollen derartige Probleme ausschließen. Rechtliche Probleme mit der Konservierung von Verstorbenen gibt es laut Alcor in den meisten Ländern nicht. “Der einzige Ort, von dem ich weiß, dass es rechtliche Einschränkungen gibt, ist Frankreich”, sagt Klima.

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Wer sich bei Alcor einfrieren lassen will, muss zwischen 80.000 und 200.000 US-Dollar investieren, je nachdem ob nur das Gehirn oder der gesamte Körper eingefroren werden soll. Für Europäer und andere Kunden außerhalb der USA sind noch 10.000 Dollar Aufschlag zu berappen. Zudem zahlen Kunden, solange sie noch leben, einen ebenfalls monatlich zu entrichtenden Mitgliedsbeitrag. “Für internationale Kunden beträgt diese Gebühr 525 US-Dollar, in den USA und Kanada, wo Bereitschaftsgebühren für ein Notfallteam enthalten sind, fallen 705 US-Dollar an”, sagt Klima. Für europäische Kunden fallen, falls der Tod geografisch benachteiligt ist, weitere Gebühren für den Transport und die Präparierung des Körpers in Höhe von bis zu 50.000 US-Dollar an. Gewinn macht Alcor laut eigenen Angaben keinen.

Die meisten Kunden bezahlen ihre post-mortem-Konservierung mit einer Lebensversicherung, deren Begünstigter Alcor ist. Das erklärt auch, weshalb es relativ junge Kunden gibt, die noch lange Mitgliedsbeiträge bezahlen werden: Lebensversicherungen sind für gesunde junge Menschen deutlich billiger. Laut Alcor kann sich so praktisch jeder eine Vitrifizierung leisten. “Derzeit haben wir 144 konservierte Patienten. Die Hauptmotive unserer Kunden sind der Wunsch die Zukunft zu sehen und Krankheiten, die ihr Leben zu früh beenden”, sagt Klima. Diese Zahl umfasst sowohl virtifizierte Körper als auch Gehirne. Die Zahl der angemeldeten Mitglieder liegt aktuell bei 1060. Haustiere konserviert Alcor auf Wunsch ebenfalls, aktuell sind über 30 Exemplare konserviert.

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Markus Keßler

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