Der Transistorrechner wurde im Jahr 1956 von Heinz Zemanek und seinem Team gebaut
Der Transistorrechner wurde im Jahr 1956 von Heinz Zemanek und seinem Team gebaut
© Google

Ehrung

Mailüfterl-Erbauer: “Wahr ist, was funktioniert”

Das sogenannte Mailüfterl war einer der ersten vollständig mit Transistoren arbeitende Computer weltweit. Der Wissenschaftler Heinz Zemanek hatte den Transistorrechner 1956 gemeinsam mit einer Gruppe von Studenten an der TU Wien gebaut. Seither gilt Zemanek als einer der Pioniere der Computerentwicklung. Nun wird dem Mailüfterl und seinem Erbauer auch eine Ehrung des Internetkonzerns Google zu teil. Im Rahmen einer Veranstaltung im Technischen Museum Wien, wo der Transistorrechner seit 1973 ausgestellt ist, präsentierte Google am Dienstag eine Kurz-Dokumentation in Form eines YouTube-Videos, die die Entstehungsgeschichte des Mailüfterls nachzeichnet.

Eine direkte Verbindung zwischen Google und dem historischen Computer gibt es zwar nicht, aber “sowohl Google als auch das Mailüfterl sind im Umfeld universitärer Programme entstanden”, sagt Markus Kienberger, Google-Österreich-Chef, bei dem Festakt im Technischen Museum. Google zeichnet im Rahmen seines “Computer Heritage Program” regelmäßig Helden aus der Anfangszeit der Computerentwicklung aus. Mit dem Mailüfterl ist nun auch Österreich an der Reihe. Die Idee hinter dem Projekt ist relativ einfach erklärt: Man wolle den Pionieren dieser Ära Respekt zollen und herausragende Errungenschaften wie das Mailüfterl auch für nachfolgende Generationen festhalten.

“Es hat nie an Anerkennung gefehlt”

Zemanek selbst blickt zufrieden auf sein berühmtes Computerprojekt zurück. “Es hat an Anerkennung für mich nie gefehlt, ich fühle mich in Österreich ausreichend dokumentiert”, sagt der Wissenschaftler. Das Mailüfterl hatte er ohne offizielle Genehmigung und ohne finanzielle Unterstützung der Universität gebaut, die Transistoren dafür nach Anfrage von Philips in Holland erhalten. “Das Mailüfterl konnte dann relativ bald eine sehr große Primzahl berechnen. Wir hatten aber auch Anwendungen dafür”, erzählt Zemanek.

Heinz Zemanek
Ob aus dem Projekt etwas werden würde, war zu Beginn völlig offen. Erfahrungswerte oder Literatur, auf die man zurückgreifen konnte, gab es so gut wie nicht. Man habe sich jede Information einzeln zusammensuchen müssen, um so einen Computer zu bauen, so Zemanek weiter, der sich selbst als Ingenieur aus vollem Herzen bezeichnet. “Wahr ist für mich, was funktioniert”, sagt der Wissenschaftler. Das Mailüfterl hat funktioniert.

Lobende Worte hat Zemanek auch für die heimischen Naturwissenschaften. Es sei nicht wahr, dass diese in Österreich schlecht behandelt würden. “Österreich steht bei den Naturwissenschaften gut da”, meint Zemanek, der seine Erfindung im Technischen Museum gut aufgehoben sieht.

Computergesellschaft spricht Dank aus

Auch die Gründung der Österreichischen Computergesellschaft (OCG) geht auf Zemaneks Bemühungen zurück, in Österreich eine unabhängige Anlaufstelle für Informatik und Informationstechnologie zu etablieren, sagt Norbert Rozsenich, Vorstand der OCG. “Heinz Zemanek hat einmal gesagt, dass es zwar viele Wunder in Österreich gibt, aber weder ein Amt noch eine Firma zu deren Auswertung. Eines dieser Wunder ist die Entstehung des Mailüfterls.”

medien.welten

Im Technischen Museum ist der Transistorrechner im Rahmen der medien.welten ausgestellt. Diese zeichnen die Entwicklungsgeschichte von Übermittlungs- und Speichermedien von den frühesten Anfängen bis heute nach. Gabriele Zuna-Kratky, Direktorin des Technischen Museum Wien, zeigte sich im Zuge der Veranstaltung erfreut darüber, dass die Ausstellung nun schon seit zehn Jahren besteht und laufend erweitert wird.

Mailüfterl

Der Name des Mailüfterls geht übrigens auf ein Zitat Zemaneks zurück. Er sagte seinerzeit: Der Rechner werde zwar nicht die Geschwindigkeit der damals in den USA in Betrieb genommenen Röhrenrechner haben, die Namen wie “Taifun” und “Wirbelwind” trugen, aber “für ein Mailüfterl werde es reichen”.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

mehr lesen
Claudia Zettel

Kommentare