Maryam Mirzakhani
Maryam Mirzakhani
© Stanford University

Ausgezeichnet

Mathematik-"Nobelpreis" geht erstmals an eine Frau

Die nach dem kanadischen Mathematikern John Charles Fields (1863-1932) benannten Auszeichnungen werden seit 1936 traditionell beim Internationalen Mathematikerkongress (ICM) vergeben, der heuer in Seoul (Südkorea) stattfand. Geehrt werden immer zwei bis vier Mathematiker unter 40 Jahren für herausragende Entdeckungen auf ihrem Fachgebiet.

Mit Maryam Mirzakhani wurde erstmals seit Bestehen der Auszeichnung eine Frau mit der Fields-Medaille bedacht. Maryam Mirzakhani stammt aus dem Iran und lehrt an der renommierten US-Universität Stanford in Kalifornien. Mirzakhani hofft darauf, vielen anderen jungen Mathematikerinnen und Wissenschafterinnen ein Vorbild zu sein und sie zu bestärken. Mirzakhani sei sich sicher, dass derartige Preise in den kommenden Jahren viele Frauen erhalten werden, heißt es in einer Aussendung der Universität.

Aufgewachsen ist Mirzakhani in Teheran im Iran. Eigentlich wollte sie Schriftstellerin werden, entdeckte aber bald ihr mathematisches Talent. In der internationalen Mathematik-Szene konnte sie sich bereits als Teenager einen Namen machen, als sie die Mathematik-Olympiade 1994 und 1995 gewann.

Forschungsgebiet

Mirzakhani wurde für ihre "herausragenden Beiträge" zur Dynamik und Geometrie von Riemannschen Flächen ausgezeichnet. Ihre Arbeiten haben Methoden verschiedener Gebiete wie algebraische Geometrie, Topologie und Wahrscheinlichkeitsrechnung zusammengebracht, begründete die Jury der IMU.

Erster Österreicher

Der österreichische Mathematiker Martin Hairer (38) von der University of Warwick (Großbritannien) ist am Mittwoch mit der Fields-Medaille ausgezeichnet worden. Erstmals erhielt damit ein Österreicher diese alle vier Jahre verliehene Ehrung, die als „Nobelpreis“ für Mathematik gilt.

Hairer erhielt die mit 15.000 kanadischen Dollar (10.000 Euro) verbundene Auszeichnung für seine „herausragenden Beiträge zur Theorie von stochastischen partiellen Differenzialgleichungen“. Neben ihm und Mirzakhani wurden heuer der Brasilianer Artur Avila und der Kanadier indischer Herkunft Manjul Bhargava ausgezeichnet.

Spezialist für Differenzialgleichungen

Hairer wurde am 14. November 1975 in Genf als Sohn des an der Uni Genf tätigen österreichischen Mathematikers Ernst Hairer geboren. Dort studierte er Mathematik und Physik, seit 2002 ist Hairer an der University of Warwick tätig. 2010 wurde er dort Full Professor, heuer als „Regius Professor“ Inhaber einer Stiftungsprofessur der Queen.

Er beschäftigt sich mit ganz speziellen Problemen im Bereich Differenzialgleichungen: Mit der von ihm entwickelten „Theory of regularity structures“ konnte er bestimmten stochastischen partiellen Differenzialgleichungen Sinn geben, sie berechenbar machen und auf soliden mathematischen Grund stellen.

Dieses Forschungsfeld blühe momentan außerordentlich auf, betonte der Mathematiker Karl Sigmund (Uni Wien) gegenüber der APA. „Da eine so herausragende Auszeichnung zu bekommen, ist besonders schwierig, weil viele, gerade die Talentiertesten sich dorthin wenden.“ Gratulationen kamen am Mittwoch auch von der Royal Society, in die Hairer heuer aufgenommen wurde, und vom Europäischen Forschungsrat, der Hairers Forschungen gefördert hat.

Respekt vor Hairer

Originell formulierte ein Fachkollege Hairers dessen Leistungen im „Quanta Magazine“: Dessen Arbeit sei „so fantastisch, so ausgereift und so überraschend, dass das Manuskript von einer intelligenteren außerirdischen Rasse in sein Gehirn heruntergeladen worden sein muss“. Ein anderer Mathematiker verglich seine Abhandlung mit der „Herr der Ringe“-Trilogie, weil er damit „eine ganze Welt erschaffen hat“.

Nach Österreich hat Hairer sein Karriereweg noch nicht geführt: „Warum sollte er?“, sagte der Preisträger zur APA. Für die Mathematik sei in Europa England, Frankreich und Deutschland interessanter, „da gibt es mehr Stellen, größere Gruppen und Unis“. Warwick zähle in Mathematik und Wirtschaftswissenschaften zur Weltspitze und sei seit der Gründung in den 1960er-Jahren „innerhalb von 40 Jahren von Null auf das Niveau von Oxford und Cambridge gekommen“.

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