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E-Mobilität

"Öffis sind E-Mobility, nicht E-Autos"

Es sieht düster aus mit dem Planeten, wenn wir künftig weiterhin so viel Energie verbrauchen wie bisher. Das meint die EU und schreibt in einer

vor, dass wir bis 2020 etwa 20 Prozent an Energie sparen müssen. Bis 2050 sollen wir zudem unseren CO2-Ausstoß um 80 Prozent reduzieren. Diese Ziele sind sehr ambitioniert, doch kaum eine Stadt weiß, wie sie diese erreichen soll. Denn die Städte wachsen kontinuierlich.

Derzeit leben bereits mehr als die Hälfte aller Menschen in urbanen Regionen. Dieser Trend hält an. Im Jahr 2030 werden rund fünf Milliarden Menschen in Städten leben, so die Prognose des United Nations Population Fund. In Wien werde die derzeitige Einwohnerzahl von rund 1,75 Millionen bis zum Jahr 2030 auf mehr als zwei Millionen Menschen steigen, erklärte Kurt Hofstetter, Referatsleiter für Stadtentwicklung und Stadtplanung in Wien, beim diesjährigen "Austrian Innovation Forum" am Institute of Science & Technology in Klosterneuburg.

"Verkehr ist das Schlüsselthema"
Das stellt die Städte vor neue Herausforderungen, vor allem im Bereich Verkehr müssen "intelligente Lösungen" her. "Die Städte stehen vor der Herausforderung, dass man die Menschen organisiert und transportiert kriegen muss, wenn viele auf einer kleinen Fläche wohnen. Da gibt es wahnsinnig viel Optimierungsbedarf und der Verkehr ist hier eines der Schlüsselthemen", so Stephan Verclas, Leiter des Bereichs Innovation bei T-Systems in Deutschland, zur futurezone.

Derzeit nutzen in Wien 36 Prozent der Einwohner öffentliche Verkehrsmittel, um an ihr Ziel zu kommen. 31 Prozent setzen aufs Auto, 28 Prozent gehen zu Fuß und fünf Prozent fahren mit dem Rad. Die Stadt Wien und die Wiener Stadtwerke sprechen sich dafür aus, den Anteil der Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel setzen, weiter auszubauen. 40 Prozent sollen es bis 2020 sein, die auf das Auto verzichten, heißt es in der Präsentation vom Stadtplaner Hofstetter. Dazu bedarf es aber auch einer effizienten Ausgestaltung intermodaler Verkehrswegeketten.

Öffis sind die "E-Mobilität der Zukunft"
Ilse Stockinger, die Geschäftsführerin der Wiener Stadtwerke, sieht in den Öffis "die E-Mobilität der Zukunft". "Man muss weiter denken als bis zu E-Autos und E-Bikes", so Stockinger. Auch Hofstetter hält Öffis für die "wahre" E-Mobility. "Den gesamten individualisierten Verkehr auf E-Autos umzustellen, wird sich nicht erfüllen", meint auch der Stadtplaner.

Es werde beispielsweise an Stromtankstellen fehlen, bzw. deren Management sei ein Problem. So funktioniert das Tanken von Strom ja nicht wie das Tanken von Benzin oder Diesel innerhalb von wenigen Minuten, sondern das E-Auto muss oft mehrere Stunden aufgeladen werden.

"Dazu müssen die Öffis hervorragend sein"
"Es ist eine Konfigurationsache", meint Verclas von T-Systems dazu. "Man kann als Stadt schon sagen, dass man in einem gewissen Bereich keine Autos haben möchte. Aber die Städte müssen das dann entsprechend organisieren und es muss hervorragende - und nicht nur gute, oder sehr gute - öffentliche Anbindungen geben, damit diese auch genutzt werden." Insgesamt betrachtet müsse man das Thema E-Mobility allerdings größer sehen, so der Experte. "Es wird weiterhin eine Vielfalt geben".

So könnten E-Autos künftig auch dazu beitragen, Strom zu managen. "Wenn sich das Auto in Zeiten auflädt, in denen der Strom günstig ist und Strom dann zur Verfügung stellt, wenn Bedarf da ist und man das Auto gar nicht nutzt, könnte das E-Auto einen Beitrag zum Managen von Energie leisten", so Verclas. Dazu müsse es allerdings erst intelligente Netze - Smart Grids - geben. Bis dann ein derartiges Modell wirklich sinnvoll funktioniert, wird es 2020 bis 2030 sein. "Derzeit haben wir noch ein Stromnetz, bei dem nur ein relativ geringer Anteil aus Erneuerbaren Energien stammt. Somit verlangt man derzeit mit einem E-Auto die CO2-Bilanz nur, aber man verringert diese nicht."

Analyse der Verkehrsströme
Der Stadt Wien empfielt Verclas, Verkehrsströme zu analysieren, um einen besseren Überblick zu bekommen, wo sich die meisten Menschen in der Stadt aufhalten und welche Wege sie benutzen. So hat der italienische Architekt Carlo Ratti beim "Austrian Innovation Forum" etwa über das Kommunikationsverhalten von Menschen während dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Rom berichtet. Anhand der Mobiltelefonverbindungen war es möglich, genau festzustellen, wie viele Menschen sich zu welchem Zeitpunkt in welchem Areal der Stadt aufgehalten haben. "Wenn Städte künftig energieffizienter würden, wäre das wirklich eine große Sache", so Ratti.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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