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Kometensonde

"Rosetta" beobachtete Entstehung einer Staubfontäne

Der Staubstrahl ging dem Kamerasystem „Osiris“ an Bord der „Rosetta“-Sonde Mitte März in Netz, teilten das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit.

Ungewöhnlich ist demnach, dass die Staubfontäne auf der Schattenseite des Tschuri genannten Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko entstand. Auf der Tagseite des Kometen strömen dagegen ständig Staubfontänen ins All, wie das MPS berichtete. Beim Anflug Tschuris auf die Sonne hat sich den Wissenschaftern zufolge unterdessen eine dichte Hülle aus Staub und Gas um den Kometenkern gebildet. Eine solche sogenannte Koma mit Schweifen bilden Kometen aus, wenn sie in die Nähe der energiereichen Sonne gelangen.

„Absoluter Zufallsfund“

Die „Osiris“-Bilder des neuen Staubstrahls nannte der MPS-Forscher Holger Sierks einen „absoluten Zufallsfund“. „Noch niemals zuvor ist jemand Zeuge davon geworden, wie eine Staubfontäne erwacht“, betonte der Leiter des „Osiris“-Teams. „Es ist unmöglich, eine solche Aufnahme zu planen.“

Unklar blieb laut MPS, ob „Rosetta“ die Geburtsstunde einer kontinuierlichen Fontäne miterlebte oder einen kurzzeitigen Ausbruch. Für die Entstehung des Staubstrahls auf der Schattenseite von Tschuri gibt es demnach mehrere Erklärungsversuche. Es sei gut möglich, dass energiereiche Sonnenstrahlen auf bisher im Schatten versteckte Bergklippen von Tschuri gefallen seien und so das Phänomen bewirkt hätten, erläuterte der DLR-Kometenforscher und „Osiris“-Wissenschafter Jörg Knollenberg.

Auslöser der Staubfontäne könnte laut MPS aber auch eine andere, explosivere Art der Kometen-Aktivität sein: Eine Hitzewelle könnte gefrorene Gase erreicht haben, die unter der Oberfläche des Kometen verborgen sind. Beide Theorien können die Forscher nun anhand der neuen Aufnahmen überprüfen.

Zehnjährige Reise

Die „Rosetta“-Sonde und ihre Landeeinheit „Philae“ hatten den Komet Tschuri im vergangenen August nach zehnjähriger Reise durch das Sonnensystem erreicht. Seither erforscht die Muttersonde „Rosetta“ den Brocken aus Eis und gefrorenen Gasen aus einer Umlaufbahn.

„Philae“ landete im vergangenen November auf dem Kometen - allerdings abseits der ursprünglich vorgesehenen Landestelle. Da „Philae“ am Landeort zu wenig Sonnenenergie erhält, waren die Batterien des Minilabors bereits nach gut 50 Stunden wissenschaftlicher Arbeit erschöpft. Derzeit versuchen die Missions-Ingenieure, wieder Kontakt zu der verstummten Kometensonde aufzunehmen.

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