© Eduardo Munoz, reuters

Jubiläum

Rubiks Zauberwürfel ist 40 Jahre alt

Genau so stellt man sich einen Spionagekrimi vor: Im Mai 2013 reisten Journalisten nach Hongkong, um den NSA-Aufdecker Edward Snowden zum ersten Mal zu treffen. Entsprechend seinen Anweisungen hielten sie in einem Einkaufszentrum Ausschau nach einem Mann – mit einem Rubik-Würfel in der Hand. „Keine ganz originelle Idee“, kommentiert Paul Hoffman. Edward Snowden habe sich von der Agentenkomödie „Gemeinsame Geheimsache“ mit Julia Roberts und Clive Owen inspirieren lassen. Beide hatten als Erkennungssignal jeweils einen Zauberwürfel vom Schlüsselbund baumeln.

Aller Anfang ist bescheiden

Paul Hoffman, Direktor des nahe der Freiheitsstatue gelegenen Liberty Science Center, stellte mit "Beyond Rubik's Cube" die bisher umfassendste Ausstellung über den Zauberwürfel zusammen, der bis heute weltweit mehr als eine Milliarde Mal verkauft wurde. Da darf natürlich Ernö Rubiks Prototyp nicht fehlen, der sich verglichen mit den bunten Zauberwürfeln in allen Größen und Farbkombinationen gerade zu armselig ausnimmt: 27 abgewetzte Holzquarder zusammengehalten mit Büroklammern und Gummiringerln. Das Gegenstück dazu ist 2.5 Millionen Dollar wert und besteht aus 18-karätigem Gold, Diamanten und Halbedelsteinen. Dieser teuerste Zauberwürfel der Welt ist nicht zum Anschauen. Er ist voll funktionsfähig.

Mit „Beyond Rubik’s Cube“ wollte Paul Hoffman zeigen, wie aus einem Geduldspiel ein Stück Populärkultur wurde. Komponisten spielen mit Würfeln, indem sie verschiedenen Positionen Töne, Rhythmen oder Instrumente zuordnen. Bildende Künstler haben aus tausenden Zauberwürfeln Portraits auf Hausfassaden kreiiert. In der Ausstellung könne Besucher an einem Fresko des Freiheitsstatue werken.

Der Würfel kam nie aus der Mode

Ernö Rubiks Würfel hat einfach etwas Faszinierendes an sich. „Man kann ihn angreifen, manipulieren, die Farben sind bunt. Das spielt alles zusammen“, meint Paul Hoffman. „Und außerdem: Es ist eine menschliche Eigenschaft, dass man Ordnung ins Chaos bringen will.“ Und das sieht noch dazu auf den ersten Blick so bestechend einfach aus. „Und ist oft doch zum Verrücktwerden schwierig“. Der Direktor des Liberty Science Centers weiß wovon er spricht: In den 1980er-Jahren kaufte er einen der ersten Würfel. Nach 20 Minuten riss ihm der Geduldsfaden und er zerlegt ihn. „Mich hat der Mechanismus am meisten interessiert“.

Anfangs war der Zauberwürfel eine Beschäftigung für eine Person. Bestenfalls für zwei. Doch mit dem Internet organisierte sich die internationale Fangemeinde zu Tempobewerben. 2003 veranstaltete die neu gegründete World Cube Associationdie erste Weltmeisterschaft. Seither purzeln die Rekorde stetig. Die schnellste Lösung für den 3x3-Standardwürfel legte ein holländischer Teenager mit 5.55 Sekunden hin.

Anthony Brooks, derzeit quasi der Haus-Speedcuber der Ausstellung, schafft es in etwas über sechs Sekunden. Wie jeder Speedcuber erarbeitet er am Computer seine eigenen Algorithmen für die Lösung von Positionen. „Mit Übung hat man das irgendwann im Muskelgedächtnis“, meint der 20-Jährige. „Da muss ich gar nicht mehr nachdenken.“ Einhändig ist er deutlich langsamer: Da braucht er für die Lösung des Würfels 16 Sekunden. Speedcubes zeichnen sich durch einen besonders reibungslosen Mechanismus aus. Um mögliche Friktion ganz auszuschalten, behandeln Spieler den Würfel mit Silikonspray oder Vasline.

Nur 20 Züge zur Lösung

Im Deutschen hat sich die Bezeichung „Zauberwürfel“ eingebürgert. Doch diese ist irreführend. Denn alle sechs Flächen schön einfärbig hinzukriegen ist schlicht Mathematik pur. Ernö Rubik beginnt bei seiner Lösung immer an den Ecken. Die beliebteste Methode, das Rätsel in Schichten zu zerlegen, entwickelte die Ingenieurwissenschaftlerin Jessica Fridrich.

„Mathematiker haben errechnet, dass man jede der 43 Trillionen Positionen in etwa 20 Zügen auflösen kann“, erklärt Paul Hoffman. „Doch niemand weiß, wie man das macht.“ Selbst die schnellsten Speedcuber gelangen erst nach 50 bis 70 Zügen an die Lösung. Was man mit dem Würfel alles anstellen kann, ist also noch lange nicht ausgelotet.

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Madeleine Amberger

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