Stanford präsentiert sich beim Forum Alpbach
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Forum Alpbach

Scheitern als Weg zum Erfolg

An US-Universitäten werden Studenten und Forscher seit Jahrzehnten angehalten, Firmen zu gründen. Mit speziellen Kursen, Zugang zu Wagniskapital und einer offenen Kultur wird versucht, den Unternehmergeist an den Hochschulen zu fördern. Das geht zwar nicht immer gut, aber angehende Jungunternehmer sollen auch aus ihren Fehlversuchen lernen. Aus dieser Kultur sind einige der erfolgreichsten Unternehmen der vergangenen Jahrzehnte hervorgegangen, die ihren Universitäten auch finanzielle Erfolge beschert haben. im Falle von Stanford ist das zum Beispiel Google.

“Innovation, also die Anwendung von neuem Wissen, ist immer mit Risiken verbunden. Apple etwa ist mit dem ‘Newton’, einem frühen Vorgänger des iPad, grandios gescheitert. Solche Misserfolge können verschiedene Gründe haben, von persönlichen Streitereien bis zu schlichtem Pech”, erklärt Buddy D. Ratner, von der University of Washington beim Stanford-Panel in Alpbach. Studenten sollen demnach früh, schnell und manchmal gar mit Absicht scheitern, um erfolgreiche Unternehmer zu werden. Nur wer flexibel bleibe und im Notfall bereit sei nicht nur die Richtung zu ändern sondern ein Projekt auch ganz aufzugeben, könne Erfolg haben, so Ratner. Das Lernen aus Fehlern wird deshalb an vielen US-Unis zur obersten Maxime erklärt.

Innovation sticht

“Perfektion ist für Start-ups nicht wichtig. Es geht darum, schnell fertige Produkte an den Mann zu bringen. Fehler können unterwegs korrigiert werden”, erklärt Ratner. In Europa hat sich dieser Ansatz noch nicht wirklich durchgesetzt. “Die Bildungssysteme in Europa und den USA sind verschieden. Spitzenunis in den USA schneiden bei den Rankings - die zwar nur bedingt aussagekräftig sind - regelmäßig besser ab, dafür bekommt in Europa praktisch jeder eine solide Ausbildung. Stanford alleine hat mit 4,7 Milliarden US-Dollar ein höheres Budget als alle österreichischen Unis zusammen”, erklärt der in Stanford lehrende österreichische Physiker Fritz Prinz in Alpbach.

Die Finanzierung der Spitzenunis durch private und öffentliche Mittel fördere den Technologietransfer in die Privatwirtschaft und die Gründung von Start-ups, so die US-Philosophie. “Für das oft zitierte Problem, dass Unternehmensgründer in Europa durch Fehlschläge stigmatisiert werden, habe ich bislang keine Beweise gefunden. Ich glaube aber, dass Erfolg in Europa oft eher versteckt wird. Es fehlt eine Erfolgskultur”, so Prinz. Der Einfluss des Staates solle laut dem Österreicher ebenfalls zurückgedrängt werden. “Ich bin der Meinung, dass der Staat nicht der beste Verwalter von erfolgreichen Start-ups ist. Die Gründer selbst sollten dafür sorgen, dass das Geld, das ihre Unternehmungen erwirtschaften, wieder in neue Innovationen investiert wird. Das ist wichtig, damit die Früchte des Erfolgs gleichmäßig verteilt werden und es nicht zu einer Polarisierung der Gesellschaft kommt.”

Angebote von Hochschulen

Die Unis selber müssen ebenfalls mithelfen, ein Klima zu schaffen, das Unternehmensgründungen fördert. “Wir versuchen, unsere Studenten dahin zu bringen, dass sie tun können, was immer sie wollen. Durch Studentenorganisationen, die Hilfestellung geben, Wettbewerbe, Verbindungen zu Kapitalgebern und Kurse, die unternehmerische und kreative Fähigkeiten vermitteln, können Studenten die nötigen Fähigkeiten entwickeln”, so Curt Frank, der in Stanford als Studiendekan tätig ist. Stanford hält die Rechte an Erfindungen, die von Studenten und Mitarbeitern gemacht werden, versucht aber durch ein simples Meldesystem, Beratung auf verschiedensten Gebieten und ein ausgereiftes Lizenzvergabeverfahren die Gründung von Firmen so einfach wie möglich zu machen. Die Universität und das jeweilige Institut werden dann an den Einnahmen beteiligt.

“Dabei geht es nicht primär um Geld. Drei Erfindungen haben uns 67 Prozent unserer gesamten bisherigen Lizenzeinnahmen gebracht, darunter ist auch Google. Das ist ein nettes Zusatzeinkommen, reicht aber nicht, um eine Institution wie Stanford zu finanzieren. Es geht vielmehr darum, unseren Studenten zu ermöglichen, ihr Wissen anzuwenden”, so Frank. Deshalb wird in Stanford viel Augenmerk auf Fähigkeiten in Bereichen wie Kommunikation und Unternehmensführung gelegt, die zusätzlich zu den technischen Fähigkeiten vermittelt werden sollen.

Angebote von Hochschulen

“Seit 15 bis 20 Jahren ist das ein wichtiger Aspekt an unserer Universität. Wir versuchen etwa, Studenten vor große Aufgaben zu stellen, in interdisziplinären Teams, damit sie lernen, wie echte Probleme gelöst werden”, erklärt James Plummer, Dekan der School of Engineering in Stanford. Im Rahmen einer solchen Übung wurde etwa ein Inkubator entwickelt, der für 25 US-Dollar produziert werden kann und Kinder in armen Regionen der Welt ohne Strom lange genug warm hält, um sie im Notfall in ein Krankenhaus zu bringen. “So gewinnen Studenten Erfahrung und lernen Lösungen zu finden. Dadurch, dass unser Ansatz jungen Menschen zeigt, dass technische Studienrichtungen ihnen erlauben, an den großen Herausforderungen unserer Zeit zu arbeiten, haben sich die Zulassungen in diesen Fächern in den vergangenen Jahren deutlich erhöht”, so Plummer.

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Markus Keßler

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