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EU-Projekt

TU-Forscher suchen „Fast-Nullenergie-Gebäude“

Bis 2020 sollen laut EU-Gebäuderichtlinie „Fast-Nullenergie-Gebäude“ zum Standard werden. Was das für Neubau und Sanierung im Detail bedeutet und welche Maßnahmen in diese Richtung gesetzt werden können, ist allerdings noch unklar. Forscher haben nun den Ist-Stand der europäischen Gebäudestruktur analysiert und denken darüber nach, wie die Politik nahezu energieautarke Häuser fördern kann.

Die 2010 veröffentlichte Gebäuderichtlinie der EU verpflichtet die Mitgliedsstaaten dazu, Maßnahmen in Richtung Erhöhung der Energieeffizienz von Gebäuden etwa durch Verbesserungen bei Heizsystemen voranzutreiben. „Es ist aber nicht ganz klar, mit welchen Maßnahmen man das am besten macht“, so Lukas Kranzl vom Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe der Technischen Universität (TU) Wien.

Fundamentale Unterschiede

Die Länder hätten jetzt ihre nationalen Planungen vorgelegt, die sich aber in vielen Punkten fundamental unterscheiden. Dabei wurde etwa verschieden ausgelegt, ob der Energieverbrauch auch den Strombedarf von Anwendungen, wie EDV oder Elektronik, oder lediglich sehr gebäudespezifische Aufwände, wie Heizen, Kühlen, Warmwasser oder Beleuchtung umfasst.

In dem von der TU Wien koordinierten Projekt ENTRANZE gehe es darum, festzustellen, was hier mit technologischen und politischen Veränderungen insgesamt erreicht werden könnte, so Kranzl. Die Frage sei, welche Effekte einerseits auf sanfterem Weg mit Förderungen oder restriktiver, mittels Vorschriften, zu erzielen sind.

Datensammlung

Um die Politik hier wissenschaftlich beraten zu können, haben die Forscher zuerst umfangreiche Daten über den Ist-Zustand der europäischen Bausubstanz gebraucht. Auf einer neugestalteten Online-Plattform - - ist die ungefähre Situation pro Land hinsichtlich mehrerer Kriterien wie etwa dem Alter der Gebäudesubstanz oder der ungefähren Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte) von Wänden, Fenstern, Böden und Decken abrufbar.

Um zu einem umfassenden Bild hinsichtlich der Wirkung von politischen Maßnahmen zu kommen, gelte es aber auch, Faktoren, wie die verschiedenen Nutzergruppen oder den Anteil an Haushalten, die über wenig Einkommen verfügen, zu verfolgen. Denn nur wer sich Sanierungsmaßnahmen leisten kann, wird diese auch durchführen. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist, dass tatsächlich effizient saniert wird oder eine Entscheidung in Richtung erneuerbare Heizsysteme fällt, wollen die Forscher nun analysieren.

Innovative Ansätze gesucht

Der Experte: „Das Ziel des Projekts ist es, über die Ist-Stand-Erhebung hinaus zu gehen und sich zu überlegen, welche innovativen Ansätze es gibt, wie sie weiterentwickelt werden und welchen Effekt sie haben können.“ Ein Beispiel dafür sei „innovativeres Coaching“, das über reine Beratung bei Sanierung und Neubau hinausgeht und in dessen Rahmen beispielsweise auch Teile der Bauabwicklung von Experten übernommen werden. Ebenso gebe es Gedanken in Richtung der Einrichtung von Fonds seitens der öffentlichen Hand, die in diesem Sinne zweckgebunden sind. Anhand verschiedener Szenarien wollen die Forscher dann durchrechnen, wie sich Sanierungsaktivitäten unter bestimmten Rahmenbedingungen bis 2030 auswirken.

Österreich habe im internationalen Vergleich einen „hohen Anteil an Passivhäusern im Neubau“. Im Bereich der bestehenden Gebäude sei die starke Verbreitung an Wärme aus Biomasse - respektive Holz - und Solarthermie positiv. Mit der Wohnbauförderung verfüge Österreich zwar über ein gutes Steuerungsinstrument, das es anderen Ländern in der Form nicht gebe. Das seit Jahren propagierte Ziel, die Wohnbauförderung immer stärker in Richtung Sanierung umzulenken, wurde bis dato aber nicht umgesetzt. Hier liege gebe es Potenzial zum Einsparen von Energie.

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