Gerald Eder beim Gespräch über die Risiken, ein Start-up aufzubauen.
Gerald Eder beim Gespräch über die Risiken, ein Start-up aufzubauen.
© APA/Herbert Neubauer

CompareAsiaGroup

Erfolg in Asien: "Gründer sind das größte Risko"

Im April investierten Goldman Sachs und andere Investoren 40 Mio. Dollar (36,6 Mio. Euro) in das von Eder gegründete Unternehmen CompareAsiaGroup. Sein Anteil ist nun dutzende Millionen Dollar wert. „Alles nur Funny Money“, sagte Eder bei einem Wien-Besuch.

Eder gründete die CompareAsiaGroup gemeinsam mit dem Finanzinvestor Nova Founders. Ursprünglich hielt er die Hälfte der Anteile. Durch die jüngste Finanzierungsrunde ist sein Anteil geschmolzen, er sei aber nach wie vor im zweistelligen Bereich, so Eder. „Ich habe lieber ein kleines Stück eines ganz großen Kuchens als 100 Prozent eines kleinen Kuchens.“

Investmentbanker

Der Wiener Neustädter HTL-Absolvent begann seine steile Karriere nach einem WU-Studium als Investmentbanker von Morgan Stanley. „Das war gerade 'in' und noch vor der Finanzkrise.“ Aus Geld mache er sich aber trotzdem nicht viel. „Es war nie die Motivation“, erklärte Eder. „Würde ich jetzt überheblich, wäre das das erste Warnsignal.“ Ihm gehe es darum, etwas ganz Großes aufzubauen. „Die CompareAsiaGroup hat das Potenzial, ein Multimilliarden-Unternehmen zu werden.“

Als Eder das Start-up 2014 gründete, sei es für ihn der richtige Zeitpunkt gewesen, „All In“ zu gehen. „Ich dachte mir, ich habe keine Kinder, keine Frau, keinen Kredit, schlimmstenfalls verliere ich meine gesamten Ersparnisse, zieh' wieder bei meinen Eltern ein und arbeite in Wien bei einer Bank.“ Das Risiko sei überschaubar gewesen, so Eder. Persönlich habe er rund 150.000 Euro in das Projekt investiert. Erst seit dem Einstieg von Goldman Sachs wird ihm ein Gehalt ausbezahlt, dieses sei aber niedriger als sein Verdienst bei Morgan Stanley.

Vergleichsportale in Asien

CompareAsiaGroup betreibt Vergleichsportale in mehreren asiatischen Staaten, unter anderem MoneyHero in Hongkong, MoneyMax auf den Philippinen oder Singsaver in Singapur. Die Portale sind vergleichbar mit durchblicker.at in Österreich. Das Tempo, das Eder bei der Expansion an den Tag legte, ist beachtlich. Nach wenigen Monaten waren die Vergleichsrechner in sechs asiatischen Ländern online.

Eder selbst kommt aus keiner Unternehmerfamilie. Seine Mutter ist Lehrerin, sein Vater Angestellter. Er sei der erste Entrepreneur in der Verwandtschaft, Bilanzen hätten ihn aber schon immer fasziniert. Sein Erfolgsgeheimnis: „Man muss sich oft so verhalten, als hätte man das Geld schon.“ Trotzdem sei es ein „ganz schmaler Grat zwischen Bankrott und Erfolg“.

Tramper statt Banker

„Ich habe die letzten zwei Jahre aus dem Koffer gelebt. Ich war jede Woche in drei verschiedenen Ländern und habe vielleicht zwei, drei Nächte im Monat in meiner Wohnung verbracht“, schildert Eder. Sein Alltag erinnert dabei aber mehr an den eines Rucksacktouristen als an den eines Geschäftsreisenden. „Ich bin mit Air Asia geflogen, habe auf Flughäfen geschlafen und in billigen Hotels übernachtet“, so Eder. „Wir wollten das Geld für Mitarbeiter und Marketing ausgeben, nicht für fancy Hotels.“

Mit den neuen Millionen von Goldman Sachs und Co. habe sich das nicht geändert. Das Geld aus der Finanzierungsrunde fließe in die IT und in Werbung. Für die neue Version der Webseite seien Programmierer aus dem kalifornischen Silicon Valley angeheuert worden.

Das schnelle Erobern neuer Märkte lernte Eder bei der deutschen Start-up-Schmiede Rocket Internet. Eder war für die Berliner Samwer-Brüder der erste Mann in Asien. Er baute den asiatischen Zalando-Ableger Zalora als Managing Director auf. Innerhalb eines halben Jahres hatte er 80 Mitarbeiter unter sich.

Nicht alles lief glatt

Bei CompareAsiaGroup arbeiten mittlerweile mehr als 160 Personen in acht Ländern mit über 600 Millionen potenziellen Kunden. In Hongkong werde derzeit ein IT-Team mit 100 Mitarbeiter aufgebaut. Ob es nicht riskant sei, so großflächig zu investieren? Nein, meint Eder: „Wenn man versucht, etwas sehr Großes zu bauen, ist es schwer, komplett zu versagen.“ Aber natürlich habe er auch Fehler gemacht und viel Geld in den Sand gesetzt. Bei den Investoren sei es gut angekommen, dass man das Prinzip der organischen Expansion, also das schrittweise Erschließen einzelner Länder, über Bord geworfen habe.

Die CompareAsiaGroup betreibe den einzigen länderübergreifenden Vergleichsrechner Asiens. Mit der 40 Mio. Dollar (36,2 Mio. Euro) schweren Finanzierungsrunde habe man gezeigt, „das stärkste Pferd im Stall“ zu sein. Für die lokalen Konkurrenten werde es jetzt schwieriger, Investorengelder einzusammeln, „die werden jetzt langsam ausbluten“, so Eder.

Gründer als Risiko

Eders größter Vorteil sei gewesen, dass Morgan Stanley und Rocket Internet in seinem Lebenslauf standen. „Damit hatte ich bei den Geldgebern eine höhere Glaubwürdigkeit“. Bei einem Start-up sei der Gründer das größte Risiko. Vor allem Morgan Stanley sei eine „extrem gute Schule“ gewesen. „Ich lernte, was es heißt, eine Nacht durchzuarbeiten.“ Er gestand auch, selbst mal eine Nacht am Klo geschlafen zu haben. Wobei seine Arbeitszeiten jetzt noch „krasser“ seien: 16 Stunden an sechs Tagen die Woche.

Als Workaholic sieht sich Eder aber nicht. Die Arbeit mache ihm Spaß und sei sein Leben, aber eben keine Sucht. Aber ja: Für eine Beziehung blieb in den vergangenen Jahren keine Zeit. „Ich bin mit der Firma verheiratet“, räumte er ein. In zehn Jahren will Eder die Hälfte seiner Zeit wieder in der Heimat Österreich verbringen. „Ich möchte anderen Gründern helfen, auf Universitäten vortragen und ein österreichisches Unternehmen aufbauen“. Für die CompareAsiaGroup, an der er langfristig beteiligt bleiben will, sei Österreich aber kein Thema.

Eders Tipp an österreichische Start-up-Szene: Nicht zu weit vorausdenken, immer Schritt für Schritt denken und sich in der Nähe von Investoren aufhalten. Das politische Umfeld sei hingegen nicht so wichtig. Die Rahmenbedingungen könnten Sachen leichter machten, „aber wird das für den Erfolg entscheidend sein? Eher nicht“, so Eder.

„Als Ausländer in einem fremden Land ist man der beste Geschäftsmann“, ist Eder überzeugt. Man gehe ohne falsche Annahmen und Vorurteile an die Sache heran. „Als Zalora in Thailand an den Start ging, sagten mir alle: “Thais kaufen nichts online.„ Jetzt sind es 40.000 Bestellungen täglich“.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs und andere namhafte Investoren stiegen ein. Mit dem Geld, das für die nächsten drei bis vier Jahre reichen soll, will die CompareAsiaGroup profitabel werden.

Eder geht davon aus, ohne weitere Finanzierungsrunde die Gewinnzone zu erreichen. Nächster mittelfristiger Schritt sei dann ein Börsengang. Derzeit baue er in London Kontakt zu institutionellen Investoren auf. Daneben sei unter anderem auch ein Verkauf an andere Vergleichsportale wie MoneySuperMarket denkbar.

Eder hat die Vergleichsplattform 2014 ins Leben gerufen. Ihm zufolge könnte das Unternehmen bereits profitabel sein, momentan liege die Priorität aber auf Wachstum. Die Webseiten von CompareAsiaGroup - unter anderem MoneyHero in Hongkong, MoneyMax auf den Philippinen oder Singsaver in Singapur - ähneln durchblicker.at in Österreich.

CompareAsiaGroup vergleicht für Konsumenten die Konditionen von Banken und Versicherungen bei Kreditkarten, Darlehen und Co. Das Unternehmen ist in Hongkong, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Taiwan, Thailand und Vietnam aktiv. CompareAsiaGroup kooperiert mit mehr als 60 Unternehmen aus dem Finanzsektor, darunter American Express, HSBC, Citibank oder Standard Chartered.

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