Boyan Slat will die Meere mit seinem Projekt Ocean Cleanup von Plastikmüll befreien
Boyan Slat will die Meere mit seinem Projekt Ocean Cleanup von Plastikmüll befreien
© The Ocean Cleanup

Pioneers Festival

Ocean Cleanup: Plastikentfernung aus dem Meer ab 2020

Der Jungunternehmer Boyan Slat hat mit seinem innovativen Konzept zur Selbstreinigung der Meere bereits vor einigen Jahren für Jubel gesorgt. Am Pioneers Festival erzählt der mittlerweile 22-jährige Start-up-Gründer, wie weit sein Projekt Ocean Cleanup mittlerweile gediehen ist. Ocean Cleanup plant Barrieren im Meer, mit denen Müll gesammelt und auf schwimmenden Plattformen gelagert wird - ohne Energiezufuhr, ohne menschliche Besatzung.

Endstation Meer

"Plastik verursacht drei große Probleme", erklärt Slat bei seinem Auftritt in der Wiener Hofburg. "Erstens ist es ein ökologisches Problem, zweitens gerät es in den Nahrungskreislauf und damit auch in den Menschen und drittens richtet es auch ökonomischen Schaden an, etwa an Schiffen oder an touristischen Stränden." Jedes Plastikteil, das an Land achtlos weggeworfen wird, kommt durch den Regen und Flüsse irgendwann ins Meer. Dort wird es meist in mikroskopische Teile zerrieben und von Meeresbewohnern gegessen.

Großes Plastikmüllproblem

Ocean Cleanup hat eine so genannte "Mega-Expedition" gestartet, bei der der Umfang des Plastikproblems ermittelt werden sollte. Das Ergebnis: Es ist viel größer als gedacht. Pro Jahr gelangen schätzungsweise rund acht Millionen Tonnen zusätzliches Plastik ins Meer. In den Ozeanen haben sich durch Strömungen riesige Müllteppiche gebildet. Der größte davon wird laut Slat der "Great Pacific Garbage Batch" genannt. Mit der Technik von Ocean Cleanup sollen große Müllansammlungen wie diese innerhalb von nur 10 Jahren halbiert werden, behauptet der Jungunternehmer.

Boyan Slat will die Meere mit seinem Projekt Ocean Cleanup von Plastikmüll befreien

Pilotphase

"Derzeit sind wir in der Pilotphase", erkärt Slat den Fortschritt des Projekts. Noch 2016 soll in der Nordsee eine Testanlage errichtet und gestartet werden. Diese soll aus einer mehrere hundert Meter langen V-förmigen Barriere bestehen. Die Pilotanlage soll das Konzept hinter Ocean Cleanup bestätigen. "Wenn der Prototyp einmal funktioniert, können wir abschätzen, welche Einnahmen wir damit erzielen können", sagt Slat. Ocean Cleanup soll nicht nur unabhängig von externer Energiezufuhr sein, sondern sich auch selbst finanzieren.

Finanzierung

Das eingesammelte Plastik soll an Recyclingunternehmen verkauft werden. Nachfrage gäbe es bereits genug: "Uns haben schon über 100 Unternehmen kontaktiert, die uns das Plastik in Zukunft abkaufen wollen." Bisher wurde das Projekt durch eine große Crowdfunding-Kampagne sowie durch Spenden finanziert. Für die nächsten Jahre müsse benötige man aber noch rund zehn Millionen Dollar zusätzlich, meint Slat. Sein Team umfasst mittlerweile 50 Personen, wächst aber noch weiter. Gute Ingenieure seien herzlich willkommen, meint Slat. Die UNO unterstützt das Vorhaben des Start-ups. In Kürze will man auch die Zusammenarbeit mit einer weiteren politischen Institution verkünden.

Technische Herausforderung

Neben der unternehmerischen Herausforderung ist Ocean Cleanup auch mit einer Reihe von technischen Problemen konfrontiert. Die schwimmenden Müllsammelplattformen müssen am Meeresgrund verankert werden. Mitten im Pazifik sind dafür 4,5 Kilometer lange Seile notwendig. In der Nordsee wiederum toben häufig starke Stürme. Die Anlagen sind teilweise so weit von jeder Siedlung entfernt. "Die Besatzung der ISS ist da noch am nächsten dran", meint Slat. Er ist dennoch zuversichtlich, dass Ocean Cleanup ein voller Erfolg wird. 2020 soll der Vollbetrieb seiner Müllsammelbarrieren im Meer beginnen.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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