Michael Grabner (li.) stellt seine Torjägerqualitäten hoffentlich auch in Sotschi unter Beweis.
Michael Grabner (li.) stellt seine Torjägerqualitäten hoffentlich auch in Sotschi unter Beweis.
© Reuters/Tom Szczerbowski

Reischls Start-up der Woche

SimpliFlow: Der Trainer ist per App live dabei

Die teuerste NHL-Mannschaft der Welt, die Toronto Maple Leafs, trainiert mit dem System; Fußball-Teams der englischen Premier League, Mannschaften der amerikanischen Major League Baseball und demnächst auch Teams der Deutschen Bundesliga. „Beim Österreichischen Skiverband befindet sich unsere Lösung in der Testphase und Anfang Juli haben wir einen Termin bei Rapid“, ist Patrick Sadvonik stolz. Der Kärntner hat vor vier Jahren sein Unternehmen SimpliFlow gegründet, eine Trainingssoftware-Lösung für Spitzen- aber auch Hobbysportler und Schüler.

Patrick Sadovnik, CEO und Gründer von SimpliFlow

Idee durch Karriereende

So wie bei vielen Start-up-Ideen, war es eine persönliche Erfahrung, die Patrick Sadovnik auf SimpliFlow kommen ließ. Einst selbst Profi-Tennisspieler, der von Goran Ivanisevic-Coach Bob Brett und dem jetzigen Serena-Williams-Coach Patrick Mouratoglou trainiert wurde, hatte Sadovnik einen Bandscheibenvorfall, der ihn zum frühen Karrierenende zwang. So entstand die Idee zu einem ganzheitlichen Trainings-System, mit dem individuelle Trainingspläne und Test-Standards erstellt und typische Sportverletzung vorgebeugt werden können.

Funktionsweise

Der Trainer erstellt den Trainingsplan auf seinem Computer, schickt diesen an das Smartphone seines Athleten, der die Übungen auf seiner App quasi abarbeitet. Der Trainer kann den Trainigsverlauf quasi live mitkontrollieren. „Mit SimpliFlow weiß man auch, in welchem Alter man welches athletisches Niveau haben muss und auch, was man trainieren kann, um gegen typische Verletzungen gewappnet zu sein“, so Sadovnik. Die ersten Teams, die Interesse an SimpliFlow hatten, waren Eishockey-Mannschaften der kanadischen National Hockey League, „Trainer haben mir bestätigt, dass sie mit unserem System tatsächlich eine Leistungssteigerung feststellen konnten“, so der 33-jährige Kärntner. Das Besondere an SimpliFlow – der/die Trainer können aus Hunderten Übungen einen auf jeden einzelnen Sportler passenden Trainingsplan erstellen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, sich jede einzelne Übung als Video anzusehen.

Drei Pakete

Bei SimpliFlow gibt es drei Pakete. Das „Teampaket“ ist für Sportmannschaften gedacht und kostet 999 Euro pro Jahr für 1 bis 5 Trainer und 20 Athleten. Für Organisationen entwickelt man derzeit das „Enterprise-Paket“, mit dem ganze Organisationen, Unternehmen, Konzerne ihren Mitgliedern oder ihren Angestellten Trainingspläne zukommen zu lassen. Denn eines der Ziele von SimpliFlow ist, nicht nur Top-Teams und Profisportler leistungsfähiger zu machen.

Ziel ist auch der Schulsport

„Über Referenzen aus dem Spitzensport wollen wir die Masse bewegen“, so Sadovnik. Große Namen wie eben Teams aus der NHL, Premier League oder Bundesliga sollen quasi das Marketinginstrument sein, um Bewegung ins Leben der Bevölkerung zu bringen. „Wir wollen über eine App normale Schüler zum Sport bewegen und hoffen, dass uns die Politik dabei unterstützt“, so Sadovnik. „Im Nachwuchsbereich arbeiten wir bereits mit dem Schulsportleistungszentrum in Kärnten zusammen, in dem unter anderem auch Skispringer Thomas Morgenstern ausgebildet wurde.“

Das „Individualpaket“ ist für Personal Trainer oder Fitness-Center, die ihren Kunden ein individuelles Trainingsprogramm anbieten wollen. Das Paket kostet 99 Euro pro Jahr und beinhaltet fünf Lizenzen, sprich, man kann fünf Kunden individuell betreuen. Jede wetiere Lizenz 5,99 Euro pro Jahr. Die Serviceleistung, also das Erstellen des Trainingsplans und die Betreuung, ist im Preis nicht inbegriffen.

Keine Runtastic-Konkurrenz

Als Konkurrenz zu Runtastic sieht er sich nicht. „Runtastic basiert auf einem anderen Modell, ist eine voll automatisierte Sport-Tracking-Motivations-Lösung, bei uns stehen echte Trainier dahinter, die jeden einzelnen betreuen.“

Das Unternehmen, das derzeit zehn Mitarbeiter in Wien, Klagenfurt, Toronto und demnächst in Asien hat, ist noch fest in Händen der Gründer Patrick Sadovnik und Walter Liebhart, an Investoren sei er „freilich interessiert“. Allerdings gehe es ihm nicht nur um Geld, sondern Investoren müssten auch das entsprechende Netzwerk mitbringen, um die Lösung zu verbreiten.

Kooperation mit anderen Start-ups

SimpliFlow arbeitet deshalb mit anderen österreichischen Unternehmen und Start-ups zuammen. So etwa mit Pulse7, die mit dem „Vitalmonitor“ eine dynamische Trainingssteuerung entwickelt haben. Via EKG-Brustgurt können Trainingsempfehlungen vor dem Training ermittelt werden, die Regeneration gemessen und auch das Stresslevel anaylisiert werden. Mit diesen Indikatoren kann der Trainer den Plan weiter individualisieren. Ein anderer Partner ist das Start-up TecSense, das mit dem Zone X einen Headset-ähnlichen Spirometer entwickelt hat, der die Parameter Sauerstoffaufnahme und Herzfrequenz kontinuierlich misst. Die Sauerstoffmessung erfolgt über das Ein- und Ausatmen des Sportlers.

Wearable „FlowTag“

Auch bei SimpliFlow arbeitet man an einem Hardware-Produkt, dem FlowTag. Dieser Sensor soll beim Trainieren an Hände oder Beine montiert werden können, damit die Bewegungen und Übungen noch exakter überwacht werden können. Von Fitbit & Co. hält Sadovnik nicht sehr viel: “Wie soll ein Fitnessband messen, was meine Füße tun?”

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