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DLD 2015

Slack: "Smartphones sind wie Telepathie"

Das Tech-Magazin "Wired" nannte es einst ein "langweiliges Start-up". Am Erfolg von Slack hat das nichts geändert. Das Anfang 2014 gestartete Unternehmen bietet eine Messaging-Lösung für Unternehmen und kann durchaus als Shooting-Star der Branche gelten. Knapp ein Jahr nach dem Start zählt Slack Hunderttausende Nutzer, darunter viele Technologie- und Medienunternehmen, und wird mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet.

"Zeit ist reif"

"Wir haben wohl einen guten Job gemacht", sagt Gründer Stewart Butterfield, der am Montag bei der Münchner Innovationskonferenz Digital Life Design (DLD) zu Gast war. Es habe aber auch mit dem Timing zu tun, die Zeit sei reif für solche Messaging-Lösungen, sagt Butterfield. "Wenn wir Slack vor drei Jahren gemacht hätten, wären wir gescheitert."

Zentraler Informationsfluss

Slack ermöglicht firmeninterne Kommunikation und bezieht auch Informationen aus externen Plattformen, wie etwa Twitter oder Github, oder Unternehmenssoftware mit ein. Es führt Informationsflüsse zusammen und macht sie auch durchsuchbar. Bei Unternehmenssoftware habe sich in den vergangenen Jahren viel geändert, sagt Butterfield. Anstatt Produkte von einem Konzern, nämlich Microsoft, zu nutzen, kämen heute viele verschiedene Dienste zum Einsatz. Das Problem sei jedoch, dass dadurch Silos enstehen würden, die nicht miteinander kommunizieren. "Wir wollen eine Plattform sein, bei der alles zusammenkommt."

"Klare Vorstellung"

Butterfield hat Erfahrungen mit Unternehmensgründungen. Als Mitgründer des Foto-Sharing-Dienstes Flickr, den er 2004 an Yahoo verkaufte, hatte er bereits einmal eine gute Hand bewiesen. Wie Flickr ist auch Slack ein "Abfallprodukt" einer gescheiterten Idee. Das Massive Multiplayer Online Spiel (MMOG) "Game Neverending" verlief im Sand. Übrig blieb eine Messaging-Lösung, die auch vom Entwicklerteam eingesetzt wurde. "Wenn man eine Idee nicht in einem Satz erklären kann, ist es unwahrscheinlich, dass sie erfolgreich ist", sagt Butterfield zum Scheitern seiner Spielidee. "Es ist wichtig eine klare Vorstellung zu haben."

"Möglichkeiten unterschätzt"

Die Möglichkeiten der mobilen Kommunikation würden unterschätzt, meint der frühere Philosophiestudent. Software könne heute sehr effektiv zur Steigerung der Produktivität eingesetzt werden. "Smartphones sind wie Telepathie, wir können mit jedem auf dem Planeten kommunizieren. Wenn Schlangen diese Möglichkeiten hätten, würden sie schon längst den Planeten beherrschen."

Vorerst wolle man sich auf Unternehmensanwendungen konzentrieren, erzählt Butterfield. Es gebe aber auch Familien oder Gruppen, die Slack zur internen Kommunikation nutzen würden. "Es ist möglich, dass wir in Zukunft auch dafür spezielle Lösungen bieten." Verkaufen will Butterfield sein Start-up nicht: "Ich bin jetzt 41 Jahre alt und glaube nicht, das ich noch einmal so eine große Gelegenheit bekommen werde", sagte er.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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