Mit dem Mirror Head können Beamer-Videos bewegt und auf unterschiedlichste Oberflächen geworfen werden
Mit dem Mirror Head können Beamer-Videos bewegt und auf unterschiedlichste Oberflächen geworfen werden
© Dynamic Projection Institute

Innovation

Wiener Firma macht Projektorbilder mobil

Lichtprojektionen begegnet man heute bereits in einer Vielzahl unterschiedlicher Einsatzgebiete. Neben dem Kino werden Projektionen etwa auch in Geschäftslokalen, an Hausfassaden, bei Events oder an Messeständen verwendet. Neben statischen Projektionen kommen immer häufiger bewegliche zum Einsatz, bei denen sich die Projektionsfläche in Dimension, Form und Position verändert. Das Wiener Start-up Dynamic Projection Institute hat ein Produkt entwickelt, das diese Art der Präsentation möglichst einfach, präzise und leistbar macht.

Erweiterung für Projektoren

Das Hauptprodukt des Dynamic Projection Institute nennt sich Mirror Head. Dabei handelt es sich um eine Anbauerweiterung für Videoprojektoren, die aus einem motorisiert schwenkbaren Spiegel, Controller und einer LED-Leuchte besteht. Diese Komponenten finden samt einem Videoprojektor auf einem Rahmen Platz, der an Decken oder Wänden montiert werden kann.

Der in zwei Achsen bewegliche Spiegel kann das Beamer-Bild an beliebige Stellen im Raum werfen, etwa in voller Größe an eine Wand, in verkleinerter Form in einen Bilderrahmen, auf einen Hocker am Boden, auf ein Sofa oder eine Puppe. Das Bild kann dabei mit einer eigenen Software genau an die jeweilige Projektionsfläche angepasst werden (projection mapping). Dabei können auch visuelle Übergänge kreiert werden (morphing).

Hohe Präzision

Statt eines statischen Projektorbildes können mit dem Mirror Head also ganze Lichtchoreografien entwickelt werden, ohne dass dabei der ganze Beamer bewegt wird. Die Bewegung des Spiegels erfolgt mit äußerster Präzision. Der Fehlerbereich liegt bei 0,01 Grad. Die Präzision ist Voraussetzung für die hohe Wiederholgenauigkeit des Geräts, also dafür, dass alle gewählten Projektionsflächen immer wieder korrekt vom Beamerstrahl anvisiert werden.

Um Projektionsabfolgen manuell umzuschalten oder verschiedene Projektions-Choreografien abzurufen, wird eine Fernsteuerung angeboten. So kann man etwa auf dem Tablet auswählen, wohin der Beamerstrahl als nächstes gerichtet werden soll. Zur Fernsteuerung kommt eine Web-Oberfläche zum Einsatz.

Kompatibilität

Um den Mirror Head als Gesamtlösung für einen Beamer anbieten zu können, hat das Dynamic Projection Institute auch gleich einen passenden Computer als Steuerungszentrale entwickelt. Dieser nennt sich Media on Demand Control (MDC), ist besonders klein und weist erstaunlich wenig Rechenpower auf. Für die Steuerung des Mirror Head ist lediglich ein Intel-i3-Prozessor und eine Intel-HD-Grafikkarte notwendig. Als Betriebssystem dient Linux.

Mirror Head und MDC müssen aber nicht zwingend kombiniert werden. Das Spiegel-Modul kann mit jedem beliebigen Computer verbunden werden. Es nutzt den DMX-Standard, der bei Lichtsteuerungs-Anwendungen meist verwendet wird. Mirror Head soll sich auch durch möglichst hohe Kompatibilität auszeichnen.

Eine LED-Leuchte, die an der Spitze des Mirror Head sitzt, soll einen Zusatznutzen in Innenräumen bieten. Die Leuchte kann Innenräume bei Bedarf in eine Art Umgebungslicht tauchen, das mit dem jeweils projizierten Videobild korreliert.

Niedriger Preis

Den gesamten Funktionsumfang von Mirror Head und MDC will das Dynamic Projection Institute zu einem vergleichsweise geringen Preis anbieten. Im Gegensatz zu Systemen, die ähnliche Präzisionswerte erzielen, sollen die Produkte des Unternehmens auch für weniger finanzkräftige Kunden erschwinglich sein. Eine Kombination von Beamer, Mirror Head und MDC erhält man ab einem Preis von 4.500 Euro, während vergleichbare Geräte 20.000 Euro und mehr kosten.

Bereits angewendet wird Mirror Head etwa im Leopold Museum in Wien, in einer Modeboutique in der Wiener Innenstadt oder bei einem heimischen Raumausstattungs-Unternehmen. Das Dynamic Projection Institute arbeitet auch mit Videokünstlern zusammen. Die Kreativbranche gilt als wichtiges Aushängeschild für die Firma.

Von der Förderung zur Expansion

Gegründet wurde das Dynamic Projection Institute im Jahr 2013 durch Thomas Kühne. Der Gründer und CEO arbeitete früher beim Film und widmete sich später der Entwicklung von Projektionstechnologien. Das Dynamic Projection Institute hat seinen Firmensitz in Wien. An zwei Standorten arbeitet ein mittlerweile achtköpfiges Team an der Weiterentwicklung und dem Vertrieb von Mirror Head und MDC. Die Produktion der Komponenten übernehmen Zulieferbetriebe, die Endmontage erfolgt bei Dynamic Projection Institute.

In seinen Anfängen erhielt das Unternehmen eine Förderung durch das Austria Wirtschaftsservice (aws), die für die Produktentwicklung maßgeblich war. "Momentan sind wir gerade am Durchstarten", meint Thomas Kühne. "Ohne die 'Impulse'-Förderung des aws wären wir nicht soweit gekommen."

Das Dynamic Projection Institute will sich nun zunächst im deutschsprachigen Raum einen Namen machen. Expandieren will das Unternehmen abgesehen davon in Tschechien, der Slowakei und Rumänien. Anfang Februar wird sich die Firma bei der Fachmesse Integrated Systems Europe in Amsterdam präsentieren. Thomas Kühne: "Wer weiß, was sich da für Gelegenheiten auftun."

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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