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Südkoreas Wirtschaft spürt Konflikt bereits

Ließen die Kriegsdrohungen des Regimes in Pjöngjang gegen Südkorea anfangs die Finanzmärkte noch weitgehend unbeeindruckt, so verlor der Leitindex Kospi der Börse in Seoul am Freitag den fünften Tag in Folge. Es waren nicht mehr nur Wirtschaftsdaten oder die neue geldpolitischen Lockerung der japanischen Notenbank dafür verantwortlich, wie Analysten konstatierte, sondern das zunehmende "Nordkorea-Risiko". Auch die Landeswährung büßte weiter an Wert zum Dollar ein.

Sollte es zu einem militärischen Konflikt auf der koreanischen Halbinsel kommen, hätte das - abgesehen von den großen Opfern unter der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten - nicht nur eine immense Auswirkung auf die südkoreanische Wirtschaft. Auch globale Lieferketten wären betroffen. Das verarmte, aber hochgerüstete Nordkorea hätte dagegen wirtschaftlich nicht viel zu verlieren, hört man oft in Seoul angesichts des zunehmend aggressiven Auftretens des stalinistischen Regimes in Pjöngjang im Konflikt um dessen Atomprogramm. Südkorea befürchtet, das Nachbarland könnte sich zu Provokationen hinreißen lassen. Ein kleiner Zwischenfall könnte sich schnell zu einem Krieg ausweiten.

Probleme bei High-Tech-Produkten
Wie größere Katastrophen die internationalen Lieferketten stören, hatte zuletzt etwa das schwere Erdbeben vom März 2011 in Japan - mit dem darauffolgenden Tsunami und der Atomkatastrophe von Fukushima - gezeigt. Damals kam es vor allem bei High-Tech-Produkten zu Problemen. Die verheerenden Überschwemmungen in Thailand im selben Jahr hatten zu einer extrem starken Verteuerung von Computer-Festplatten geführt, da diese Produkte zu einem großen Teil in dem Land hergestellt wurden.

Südkorea - hinter China, Japan und Indien Asiens viertgrößte Wirtschaftsnation - sei weltweit Marktführer bei Speicherchips, Bildschirmen, kleinen wiederaufladbaren Batterien und Schiffen, sagt der Repräsentant der deutschen Außenhandelsagentur Germany Trade & Invest in Seoul, Frank Robaschik. Insbesondere bei den Speicherbauelementen gebe es eine extreme Spezialisierung. Da würde einen Stopp der Produktion zu spürbaren Knappheiten führen. Auch der Handymarkt würde die Folgen zu spüren bekommen „Bei Handys ist Südkorea in der Vorproduktion sehr stark.“

Autos und Elektronik
Der Elektronikriese Samsung ist auch für seinen Konkurrenten Apple ein wichtiger Lieferant. Samsung ist nicht nur der weltweit führende Speicherchipproduzent, sondern auch bei Fernsehern und Handys die Nummer eins am Markt. Autos des südkoreanischen Branchenprimus Hyundai Motor machen weltweit den etablierten westlichen und japanischen Marken immer stärker Konkurrenz.

Die deutsche Wirtschaft könnte der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel zumindest „punktuell gefährden“, schätzt das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. 2012 importierte Deutschland aus Südkorea Kleinteile für die Elektro- und die Automobilindustrie im Wert von 1,3 Milliarden Euro. „Kommt es zu Lieferschwierigkeiten, könnten hierzulande Produktionsbänder stillstehen.“ Denn die aus Südkorea importierten Teile seien - zumindest kurzfristig - oft nur schwer zu ersetzen, so das IW. Auf der anderen Seite sind in Südkorea vor allem deutsche Kraftfahrzeuge, Maschinen und Elektrogeräte stark nachgefragt.

Spannungen bereiten Sorgen
Zur Frage, ob es „Ernstfallpläne“ für die Branche gebe, hält sich die südkoreanische Wirtschaft, wie etwa der Koreanische Elektronikverband (KEA), bedeckt. Die Spannungen machen aber mittlerweile auch den Firmen immer mehr Sorgen. Man müsse darüber nachdenken, wo Zulieferungen sichergestellt und Mitarbeiter sowie Vermögenswerte geschützt seien, sagte etwa General-Motors-Chef Daniel Akerson dem US-Sender CNBC. Die Opel-Mutter GM betreibt fünf Fabriken in Südkorea. „Wenn etwas in Korea passiert, wird es die gesamte Branche treffen und nicht nur General Motors.“

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