Netzpolitik

Obama enttäuscht in Twitter-Fragestunde

Vor 140 geladenen Gästen - was der maximal erlaubten Zeichenanzahl einer Twitternachricht entspricht - fand im East Room des Weißen Hauses der Event statt. Doch das ist nicht das erste Mal, dass Social Networks Einzug in das Weiße Haus halten, denn bereits im April hatte Obama ein

mit dem Facebook-Gründer Mark Zuckerberg abgehalten, bei dem User dem US-Präsidenten Fragen stellen konnten.

Am Mittwoch Nachmittag stellte er sich nun für eine Stunde den Fragen seiner Bürger. Während die sich an das Zeichenlimit von 140 Zeichen pro Nachricht hielten, konnte Obama sich kaum bremsen. Möglicherweise hatte er den Hinweis von Jack Dorsey, Mitbegründer von Twitter und Moderator der Veranstaltung, dass eine Twitter-Nachricht kurz sein sollte, vergessen. Und so umfasste allein seine erste Antwort auf die Frage, welche Fehler er beim Kampf gegen die Rezession gemacht habe, bereits 387 Wörter. Auch wenn er die Antwort per Livestream gab, schweifte der Präsident schnell ab. Der Mitarbeiter, der das Gesagte in 140 Zeichen verpacken musste, hatte einen schwierigen Job.

170.000 Tweets  - 18 Fragen
"Ich weiß, dass ich mich auf Twitter kurz halten sollte." - Irgendwann mitten in der Diskussion wurde Obama dann doch noch das Ziel seiner Antworten klar. Allerdings hat auch Moderator Jack Dorsey seit seinem Hinweis am Anfang der Veranstaltung nichts mehr über das Zeichenlimit auf Twitter erwähnt. In knapp 170.000 Tweets, die mit dem Hashtag #askobama gekennzeichnet waren, richteten die User ihre Fragen an Obama, am Ende wurden 18 davon beantwortet. Die ausgewählten Fragen waren aber relativ harmlos - von der aktuellen Debatte um die Erhöhung der Schuldenobergrenze bis zu Obamas Meinung zur Energiepolitik. Die Fragen wurden allerdings nicht von Mitarbeitern des Weißen Hauses sondiert: Acht ausgewählte Journalisten, die aus den verschiedensten Gebieten der USA stammen, durften die Fragen auswählen, die dem Präsidenten gestellt wurden.

Kritische Fragen, wie zum Beispiel nach einer höheren Besteuerung für Vermögende, wurden übergangen - die zuvor angekündigte Flut an Fragen von Republikanern blieb ohnehin aus. Allerdings kam eine Frage des republikanischen Sprechers des Repräsentantenhauses, John Boehner, in das Programm. "Wo bleiben die Arbeitsplätze nach staatlichen Rekordausgaben, die uns noch weiter in Schulden gestürzt haben?", fragte Boehner. Eine der wenigen Fragen, die Obama tatsächlich kurz und knapp beantwortete.

Die Washington Post kritisierte im Nachhinein den Mangel an tatsächlichen "Neuigkeiten". Das sei ein "nachrichtenfreies Ereignis" gewesen, bei dem eines dringend gefehlt habe: politische Fragen, insbesondere zu seinen möglichen Mitbewerbern um das Präsidentenamt. Gerade das bewerteten viele der User jedoch positiv in ihren Tweets - ihnen gefalle es, dass Obama verstärkt über Inhalte gesprochen habe und sich nicht auf das übliche Wahlkampfgeplänkel einließ.
Mit diesem Event wurde allerdings klar, dass in Obamas Wahlkampf 2012 Social Media wieder eine starke Rolle spielen wird. Obama wolle dann sogar persönlich twittern - sofern er denn mit 140 Zeichen auskommt.

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