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Start-up

Apps: "Windows Phone hat großes Potenzial"

“Wir sind alle App-Nerds.” Wer bei AllAboutApps arbeiten will, tut gut daran, sehr viel Leidenschaft für Handy-Anwendungen mitzubringen - und eine dicke Haut betreffend Überstunden. Denn das Geschäft mit Apps brummt auch in Österreich und ist zum Millionenmarkt gewachsen. Das 2011 gegründete Start-up (ein Joint Venture der Linzer Runtastic und des Wiener Inkubators i5invest) beschäftigt bereits 18 Mitarbeiter und hat an Apps von A1, Wikitude, Tripwolf, Play.fm, Karriere.at oder 123people mitgewirkt. Die neueste Kreation: aCar2Go (1,59 Euro) für das gleichnamige Car-Sharing-Service von Daimler.

Die Chance für Windows Phone
“Es gibt in Österreich steigende Nachfrage nach Windows-Phone-Apps”, sagt Daniel Cronin, Marketing-Chef bei AllAboutApps und von Stunde Eins an Bord der Firma. Er berät Kunden etwa bei der Wahl der Plattform. “Das Ökosystem von Microsoft und Nokia ist wesentlich dankbarer als jenes von Android”, meint er. Windows Phone könne mit einer einheitlichen Auslieferung des Betriebssystems punkten, während Googles mobile Plattform unter vielen verschiedenen Software-Versionen leide - und mit ihr die App-Entwickler, die ihre Angebote nicht so schnell weiterbringen könnten.

“Ich glaube auch, dass die Devices einfach attraktiv sind. Bei Android gibt es wenige Geräte, von denen sich nicht Technik-affine Menschen angezogen fühlen”, sagt Cronin. “Die Lumias sind attraktive Geräte, und wenn man das türkise oder pinke einem 15-jährigen Mädel zeigt, wird sie es schön finden.” Googles Fehler sei oft, über den Hightech-Aspekt begeistern zu wollen, während etwa auch Apple mit Ästhetik punkte.

Noch Platz am Markt
“Für Leute wie uns, die Apps bauen, ist Windows Phone attraktiv, weil die Eintrittsbarriere sehr niedrig ist und es nicht schon 7000 ähnliche Apps wie deine gibt”, sagt Cronin. “Insgesamt hat Windows Phone großes Potenzial, diese Lücke zwischen iOS und Android zu schließen.”

Ein Problem seien noch Copycats von bekannten Marken, die selbst noch keine offiziellen Apps für Windows Phone gemacht haben. “Oft gibt es zehn Apps zu einem Suchbegriff, und dazwischen schlummert irgendwo die offizielle App, aber man kann sie nicht entdecken, weil die Logos alle gleich sind.” Microsoft müsse Firmen dabei helfen, ihre Markenrechte zu wahren.

iOS vs. Android
“Der Kampf zwischen iOS und Android ist schon 70.000 Mal durchgekaut worden, aber trotzdem muss man ihn verstehen”, sagt Cronin. “Wenn man als junges Unternehmen nur über die App monetarisieren will, dann muss man sich zwei Mal überlegen, ob man auch auf Android geht, weil dort die Monetarisierung eben sehr schlecht ist.” Zu Branding-Zwecken sei die Google-Plattform hingegen besser geeignet, weil man dort große Reichweite erzielen könne. Android hat bei Smartphones in vielen wichtigen Märkten wie den USA oder Deutschland bereits die 50-Prozent-Marke überschritten.

Anders als in Apples Ökosystem gebe es bei Android kein einheitliches Payment-System, eine hohe Fragmentisierung der Software-Versionen und eine sehr heterogene Nutzerschaft - vom Highend-User bis zum Billig-Smartphone-Käufer. “Am Rebranding des Google Play Store und dem Push von Google Wallet sieht man, dass sie gemerkt haben, beim Ökosystem nachziehen müssen”, sagt Cronin.

Nicht für jeden: iPad- und HMTL5-Apps
“Neue Möglichkeiten gibt es beim neuen iPad natürlich bei der höheren Auflösung, aber das wirklich Spannende ist, dass das iPad 2 günstiger geworden ist”, sagt Cronin. Dadurch könne Apple seine Marktanteile und absolute Reichweite am Tablet-Markt weiter steigern sowie neue Zielgruppen ansprechen. Allerdings würde sich eine iPad-App nicht für jeden anbieten. “Die iPad-Nutzung ist eine relaxte. Dort erreicht man den Privatmenschen in einer entspannten Situation, und die Nutzungszeit ist deutlich über drei Minuten”, so Cronin weiter. Mit der Erweiterung der Nutzerschaft würden aber vor allem Business-Anwendungen - etwa für die eigenen Mitarbeiter - immer gefragter werden.

Auch beim neuen heißen Thema HTML5 heißt es Vorsicht. “Wenn man viele native Funktionen wie GPS, das Gyroskop oder die Kamera ansprechen will, wenn ein Angebot offline nutzbar sein soll oder viel Content angezeigt werden soll, dann ist HTML5 nicht das richtige”, sagt Cronin. Einfache Anwendungen, die viel Reichweite über viele Plattformen erzielen sollen (z.B. Online-Medien), seien besser bei HTML5 aufgehoben.

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Über AllAboutApps:
Die Firma mit Sitz in Wien wurde 2011 gegründet und hält heute bei 18 Mitarbeitern. Sie bietet volles Service rund um App-Entwicklung und -Vermarktung. Kunden zahlen je nach Funktionsumfang und Plattform zwischen 5000 und 100.000 Euro. Die größten heimischen Konkurrenten sind Nous Guide und Tailored Apps.

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