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Arbeitskonflikt beim IT-Dienstleister Atos

Für das Management ist es „eine absolute Notwendigkeit, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten", für die Gewerkschaft schlicht „eine brutale Auswechslung der Belegschaft, die wir uns nicht gefallen lassen": Der französische IT-Dienstleister Atos hat 70 Mitarbeiter beim AMS Wien zur Kündigung angemeldet, 50 davon sind älter als 50 Jahre. Wer seinen Job behalten will, muss auf bis zu 30 Prozent seines Gehalts verzichten. Zugleich hat das Unternehmen derzeit 23 offene IT-Stellen ausgeschrieben.

Betriebsrat und Gewerkschaft bekämpfen die Verjüngungsmaßnahmen mit allen rechtlichen Mitteln.  „Es geht nicht, lang gediente Mitarbeiter  einfach durch neue zu ersetzen, daher beeinspruchen wir die Kündigungen", sagt  Barbara Teiber von der Gewerkschaft GPA-djp. Wegen Altersdiskriminierung musste bereits eine Kündigung wieder  rückgängig gemacht werden, beim Arbeits- und Sozialgericht wurde inzwischen  eine eigene Schlichtungsstelle eingerichtet.

Vom Jobabbau betroffen sind vor allem  gut verdienende Mitarbeiter der  ehemaligen Siemens-IT-Sparte SIS, die 2011 an die Franzosen  verkauft wurde.  1700 Siemensianer wechselten damals zu Atos, insgesamt gibt es derzeit 1900 Beschäftigte bei Atos Österreich.  Für den Ex-SIS- und nunmehrigen Atos-Chef Hanns-Thomas Kopf haben sich die Gehälter  längst „vom Markt wegentwickelt". Steile Wachstumsraten seien in der IT-Branche schon lange vorbei, der  Markt stagniere. Der teure Industrie-Kollektivvertrag aus Siemens-Zeiten sei  schlicht nicht mehr leistbar. „Der Druck von Offshore- und Nearshore-Zentren ist enorm", meint Kopf. Außerdem konkurriere man inzwischen nicht mehr mit Industriebetrieben, sondern mit Handel und Dienstleistern. Kopf hofft, dass ein Großteil der betroffenen Mitarbeiter die Gehaltsreduktionen oder Abfindungsmaßnahmen annehmen wirdt. Ein Sozialplan sei bereits vorgelegt worden.

Umsatzstagnation
Nach einer Umsatzstagnation 2012 erwartet sich Kopf für heuer wieder ein leichtes Wachstum in Österreich, der Auftragseingang sei unter anderem nach gewonnenen Ausschreibungen im Wirtschafts- und Außenministerium  gut.
Eine steigende Nachfrage gäbe es sowohl im Energiesektor (Smartmeter) als auch im Finanzsektor. "Der Glauben an den Euro ist wieder da", so Kopf, daher werde auch wieder mehr investiert.

Von Wien aus würden auch weiterhin 23 Länder Zentral- und Osteuropas (CEE) gesteuert.  Der Umsatz im gesamten CEE-Raum sei im Vorjahr um ein Prozent auf 568 Millionen Euro gesunken, wobei sich die einzelnen Märkte sehr unterschiedlich entwickelt hätten. Ein Umsatzwachstum verzeichneten vor allem die  Türkei, Russland, Serbien und Tschechien. Im Gesamtkonzern, der weltweit 76.417 Mitarbeiter beschäftigt,  stieg der Umsatz im Vergleich  zum Vorjahr um 0,8 Prozent auf 8,84 Mrd. Euro,

Olympia-Partner
Als neues Wachstumssegment sieht der Atos-Chef den Bereich Sport und Gaming, wo immer mehr IT-Dienstleistungen gebraucht werden. Im Vorjahr war Atos IT-Partner der Olympischen Sommerspiele in London, nächstes Jahr sind die Winterspiele in Sotschi dran. Eine erfolgreiche Olympia-Bewerbung Wiens wäre daher auch ganz im Sinne des Unternehmens.

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