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Börse: Facebook-Flop schreckt andere Firmen ab

Das chaotische Handelsdebüt des weltgrößten sozialen Netzwerks Facebook schreckt offenbar andere Börsenaspiranten ab. Corsair Components, ein Hersteller von PC-Hardware-Komponenten, verschob seine 78 Millionen Dollar schwere Erstemission. Auch der Produzent von Haarentfernungs-Lasern, Tria Beauty, der mit seinem IPO 64 Millionen Dollar (51 Mio. Euro) erlösen wollte, legte sein Vorhaben zunächst auf Eis. Nach dem Debakel bei Facebook an der Nasdaq überdachte auch der Rennsportveranstalter Formel 1 seine geplante Notierung in Asien. Seit dem von technischen Pannen begleiteten Börsengang von Facebook am vergangenen Freitag sind die Aktien des Online-Treffpunkts auf Talfahrt.

Marktbeobachter gehen davon aus, dass die jüngsten Kursturbulenzen im Zuge der Eurokrise und die Probleme bei Facebooks Börsengang ein ungünstiges Umfeld für neue Emissionen geschaffen haben. „Der Flop von Facebook sollte die Investoren eine lange Weile vom IPO-Markt fernhalten“, sagte Lee Simmons vom Wirtschaftsauskunftsdienst Dun & Bradstreet. Das Geschäft mit Erstemissionen verlief in diesem Jahr sehr mau. Im zweiten Quartal haben nur 18 US-Unternehmen einen Antrag auf Börsennotierung gestellt. Das ist ein Rückgang von 74 Prozent verglichen mit dem Vorjahr.

Niedrigere Berwetungen
Unternehmen mit Börsenplänen müssen sich nach dem Facebook-Fiasko Experten zufolge auch auf deutlich niedrigere Bewertungen einstellen. „Eine Firma, die eine Preisspanne von 18 bis 24 Dollar angestrebt hat, muss sich nun unter Umständen mit 14 bis 15 Dollar zufrieden geben“, sagte David Menlow von IPO Financial.com.

Börsenkandidaten müssten sich künftig wohl auch einer strengeren Prüfung unterziehen. „Sowohl Konsortialführer als auch Investoren werden Neulinge sehr genau unter die Lupe nehmen“, sagte Dan Bradley, Professor an der University of South Florida College of Business. „Nach dem ganzen Hype mit Facebook müssen wir noch einige Lektionen lernen“, ergänzte er.

Aufsichtsbehörden
Gleich mehrere Aufsichtsbehörden und der Bankenausschuss des Senats untersuchen die Vorgänge rund um den Facebook-IPO. Neuaktionäre haben dabei rund drei Milliarden Dollar verloren. Enttäuschte Investoren reichten deswegen Klagen ein. Diese richten sich auch gegen Facebook-Chef Mark Zuckerberg und den IPO begleitende Banken wie Konsortialführer Morgan Stanley, Goldman Sachs, JP Morgan und die Bank of America. Facebook bestritt jegliches Fehlverhalten.

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