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Patentkrieg

Brisante Akte: Was Samsung vom iPhone abschaute

Apple hat vor Gericht ein Samsung-internes Dokument vorgelegt, das wie Sprengstoff im Patentprozess wirken könnte. "Relativer Evaluierungsbericht zu S1, iPhone" nennt sich das 132 Seiten lange Schriftstück vom März 2010, in dem die "SW Verification Group" darlegt, wie das Samsung-Smartphone Galaxy S1 im Vergleich zu Apples iPhone abschneidet. In 126 Punkten werden die Vorteile des iPhone in Funktion, Design und Bedienung beschrieben und Verbesserungs-Vorschläge erteilt, die genauso gut als Kopieranleitung gelesen werden könnten.

Die futurezone hat den auf Englisch übersetzten Evaluierungs-Bericht durchforstet, welcher durch die Webseite Scribd vollständig einsehbar ist. Hier die Highlights:

Dämpfer für Samsung

Unter den Kritikpunkten finden sich klare Schwächen des S1 samt seiner damaligen Android-Version gegenüber iPhone und iOS, etwa die fehlende Kopier-Funktion im Webbrowser. Andere Punkte wirken besonders kleinlich, etwa an welcher Stelle am Display die "Loading..."-Anzeige beim Laden neuer Webseiten erscheint. Einige Vorschläge betreffen sogar Apps von Drittanbietern, etwa die Facebook-App, bei deren Android-Version Darstellungs-Schwächen geortet werden.

Die Anmerkungen und Hinweise der "SW Verification Group" zeigen jedenfalls, wie sehr sich Samsung an seinem Konkurrenten orientiert hat. Ob die Änderungs-Vorschläge des Evaluierungs-Teams vor Gericht als Kopier-Auftrag durchgehen, ist damit aber noch lange nicht gesagt. Konkurrenz-Beobachtung zählt schließlich zum normalen Vorgehen eines internationalen Konzerns.

Das Auftauchen des Dokuments ist schon der zweite Dämpfer für Samsung in zwei Tagen. Am Montag wurde eine E-Mail mit scharfen Äußerungen von Samsungs Mobil-Chef JK Shin als Beweismittel angenommen. Der Manager erklärt dort unter anderem, das iPhone habe bei Samsung eine "Design-Krise" offenbart. Er bekomme oft den Vorschlag zu hören, „etwas wie das iPhone“ zu bauen. Der Unterschied bei der Bedienung des iPhone und des Samsung-Modells Omnia sei wie "zwischen Himmel und Erde".

Samsungs Chefstratege Justin Denison versuchte am Dienstag im Gericht, die Wucht dieser Äußerungen herunterzuspielen. Es sei bewusst überspitzte Rhetorik gewesen, um die Mitarbeiter aufzurütteln, sagte er laut US-Medienberichten.

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