Alibaba und andere chinesische Online-Händler feiern in der EU immer größeren Erfolg
Alibaba und andere chinesische Online-Händler feiern in der EU immer größeren Erfolg
© APA/AFP/STR

Kritik

Chinas Online-Händler bringen Händler in EU unter Druck

Der österreichische Handelsverband stößt sich an der zunehmenden Flut an Paketen, die von asiatischen Onlinehändlern in die europäischen Haushalte gelangen. Vor allem über Alibaba (AliExpress) kämen jährlich 560 Millionen chinesische Pakete im Cross-Border-Handel in die EU. 97 Prozent davon kämen zoll- und mehrwertsteuerfrei, kritisierte der Verband heute, Donnerstag.

Neun Millionen Pakete pro Tag

"Die Dimension ist gewaltig - pro Tag gehen rund 9 Millionen Sendungen allein aus China in den weltweiten Cross-Border-Handel - ein Viertel davon nach Europa", so der Geschäftsführer des Handelsverbandes, Rainer Will. Einfuhrumsatzsteuer werde dafür keine entrichtet. Der Handelsverband spricht von "massiver Wettbewerbsverzerrung".

Dadurch würden heimische Händler aus dem Markt gedrängt. Außerdem entgingen dem Staat Millionen an Steuereinnahmen. Die Zollfreigrenze von 150 Euro und EU-Mehrwertsteuerbefreiung für Postlieferungen unter einem Warenwert von 22 Euro aus Drittländern ermöglichten "diese massive Steuerumgehung".

Besteuerung "zu spät"

Die Steuerbefreiung will die EU per 1. Jänner 2021 wieder abschaffen - "viel zu spät", kritisierte der Handelsverband in einer Aussendung unter Verweis auf die jährlichen Wachstumsraten von 20 Prozent im chinesischen Cross-Border-Handel. Den EU-Staaten entgingen in der Zeit zudem jährlich Mehrwertsteuereinnahmen in Höhe von 7 Mrd. Euro.

Die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied sei hier weiter: Dort würden asiatische Online-Handelsplattformen bereits ab Anfang 2019 strenger reguliert. AliExpress generiere in dem Nachbarland einen Umsatz von 130 Mio. Franken (rund 111 Mio. Euro) und gehöre dort zu den zehn größten Onlineshops.

"Lawine kommt"

Plattformen sollten die Umsatzsteuer für ihre Handelspartner aus Drittländern unmittelbar abführen, wie es in Großbritannien bereits seit einem Jahr der Fall sei, fordert der Handelsverband. Dort würden dadurch Mehreinnahmen von geschätzt 1 Mrd. Pfund (1,13 Mrd. Euro) erzielt.

"Die Wachstumsraten von AliExpress und anderen chinesischen Billig-Anbietern sind gewaltig - hier kommt eine echte Lawine auf Europa zu, wenn wir nicht rechtzeitig gegensteuern", bekräftigte der Vizepräsident des Handelsverbandes und Geschäftsführer der zum Hamburger Otto-Konzern gehörenden Unito-Gruppe (Salzburg), Harald Gutschi.

Im heimischen Einzelhandel werden laut Handelsverband bereits rund 6,8 Mrd. Euro bzw. mehr als 10 Prozent der Umsätze online erzielt. Die Hälfte dieser Verkaufserlöse fließe ins Ausland ab.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare