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Automesse

Daimler will bis 2020 selbstfahrende Autos anbieten

Daimler will bis 2020 ein selbstfahrendes Auto anbieten und sich so den Spitzenplatz in der Oberklasse zurückerobern. "Wir wollen die ersten sein, die autonome Funktionen in Serienfahrzeugen auf den Markt bringen", sagt Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber. Es sei davon auszugehen, "dass wir das innerhalb dieser Dekade schaffen werden". Im Fokus steht für den Stuttgarter Hersteller das sogenannte hochautomatisierte Fahren, das heißt: Der Wagen kann zahlreiche Verkehrssituationen wie das Fahren auf der Autobahn oder im Stau allein bewältigen, der Fahrer kann sich in begrenztem Umfang mit anderen Dingen beschäftigen.

Bei schwierigen Situationen, etwa an Ampeln oder im Stadtverkehr mit Fußgängern oder Radfahrern, erkennt der Autopilot seine Grenzen und gibt die Lenkaufgabe an den Fahrer zurück. Der japanische Autobauer Nissan hat indes bis 2020 einen Wagen angekündigt, der komplett computergesteuert fahren kann.

Noch zehn bis 15 Jahre entfernt

Das autonome Fahren gilt in der Branche als neuer Zukunftstrend. Alle großen Hersteller sowie Zulieferer und andere Konzerne arbeiten daran, das Fahren künftig unabhängig vom Menschen sicherer und komfortabler zu machen. In Testprojekten in verschiedenen Ländern wird dies bereits erprobt. Der US-Internetkonzern Google hat in den USA bereits zahlreiche Fahrzeuge zu selbstfahrenden Autos umgebaut, die mit einem radarähnlichen Aufbau durch die Straßen Kaliforniens und Nevadas kurven. Wie weit die Forschung ist, präsentiert die Branche ab dieser Woche auf der weltgrößten Automesse, der IAA, in Frankfurt. Bis der Traum vom automatisierten Fahren Realität wird, dürften nach Ansicht von Experten noch zehn bis 15 Jahre vergehen.

Der Zulieferer Continental will bereits 2016 Fahrzeuge mit einer Geschwindigkeit von bis zu 30 Stundenkilometern automatisch fahren lassen. Im Jahr 2020 sollen Autos dann bis zu Tempo 60 selbst steuern. Wann ein Wagen alle Verkehrssituationen beherrschen kann, und der Fahrer so zum Passagier wird, ist für Daimler nicht absehbar. Für Forschungschef Weber steht fest, "dass autonomes Fahren nicht von heute auf morgen kommt, sondern Schritt für Schritt Realität wird". Voraussetzung für die bis 2020 geplanten hochautomatisierten Funktionen ist laut einer Sprecherin, dass dies bis dahin gesetzlich zulässig ist. Im Moment ist in der EU vorgeschrieben, dass der Fahrer jederzeit die Kontrolle über sein Fahrzeug haben muss. Testfahrzeuge von Daimler oder von BMW sind in Deutschland mit entsprechenden Ausnahmegenehmigungen unterwegs.

Alle Hersteller setzen auf teilautomatisierte Steuerung

Möglich ist bereits das sogenannte teilautomatisierte Fahren, bei dem die Person am Steuer die Kontrolle behält, Assistenzsysteme aber für mehr Komfort oder Sicherheit sorgen. Daimler bietet in seiner neuen S-Klasse beispielsweise einen Stauassistenten als Sonderausstattung, Konkurrent BMW bringt diese Funktion im Herbst erstmals beim neuen Elektrofahrzeug i3 auf den Markt. Auch Rivalen wie Audi oder Volvo haben dies angekündigt. Die Schweden wollen ohnehin auf dem Feld des automatisierten Fahrens eine führende Rolle einnehmen.

Der Daimler-Konzern sieht sich bei der Forschung und Entwicklung von Roboterautos vorn, weil er nach eigenen Angaben nicht nur das autonome Fahren auf der Autobahn beherrscht, sondern auch im Stadtverkehr. Vor Kurzem legte ein Mercedes-Testfahrzeug die rund 100 Kilometer lange Strecke über Land von Mannheim nach Pforzheim zurück, auf der vor 125 Jahren Bertha Benz die Alltagstauglichkeit des Automobils demonstrierte. Für das selbstständige Fahren setzt Daimler auf Sensoren, die bereits auf dem Markt sind oder kurz vor der Einführung stehen, nicht auf spezielle Technik für Forschungsautos. "Autonome Fahrzeuge sind für uns ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum unfallfreien Fahren", sagt Konzernchef Dieter Zetsche. Denn sie reagierten auch dann, wenn der Mensch am Steuer unaufmerksam sei oder etwas übersehe, und nähmen ihm unangenehme oder schwierige Fahraufgaben ab.

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