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eCommerce

"Das Christkind kauft im Internet ein"

Vor etwa zwei Jahrzehnten wurde der Begriff „E-Commerce“ das erste Mal geprägt, mittlerweile hat sich der „Handel im Internet“ nicht nur etabliert, er setzt dem Offline-Geschäften hart zu. „Wir verzeichnen heuer eine Umsatz-Steigerungsrate von etwa 30 Prozent“, sagt Hannes Majdic, Eigentümer der Online-Shopping-Plattform electronic4you.at. Anfang Dezember dachte er, dass das Geschäft nach gibt, „aber seit 6. Dezember kann ich eindeutig sagen: Das Christkind kauft im Internet ein."

Rekorde bei Amazon
Auch beim größten Internet-Händler, Amazon, zeigt man sich zufrieden. Eine erste Bilanz mit konkreten Zahlen will man zwar erst am 26. Dezember bekannt geben, „aber das Geschäft läuft nicht schlecht“. „Am 12. Dezember, dem Cyber Monday, wurden bei Amazon.de mehr als 2,8 Millionen Produkte bestellt“, sagt Amazon-Sprecherin Veronika von Bredow. „Niemals zuvor wurden an einem Tag so viele Produkte gekauft.“ Bis dato sei der 13. Dezember 2010 der Spitzentag gewesen – an diesem Tag wurden 2,1 Millionen Produkte bestellt.

Web statt Hektik
Reiner Heckel, CEO der größten deutschen Electronik-Plattform Redcoon.de, sieht dies genauso. „Wir gehen von einem Umsatzplus von 20 bis 30 Prozent aus“, so Heckel. „Aber bis Weihnachten bzw. Jahresende sind es noch einige Tage, da kann noch etwas passieren“, ist er auch vorsichtig. Derzeit beträgt der Marktanteil der Online-Händler am Elektronik- und Unterhaltungs-Elektronikmarkt etwa 20 Prozent. 30 Prozent hält er in den kommenden Jahren für realistisch. „Das hätte sich doch vor zehn Jahren keiner vorstellen können, dass ein Drittel der Produkte im Internet eingekauft werden“, sagt Heckel. Gründe seien aber – vor allem zu Weihnachten – nicht nur der zum Teil günstigere Preis, sondern die Hektik, der viele entgehen wollen. Heckel: „Die Menschen haben genug von Staus, Parkplatzsuche und überfüllten Einkaufsstraßen.“

Preisvergleich ist Sport
Hannes Majdic ortet noch einen weiteren Trend: „Die Jugendlichen gehen mit den Eltern einkaufen und sagen denen dann, dass es online Produkte billiger gibt und wo sie sie günstiger bekommen.“ Preise zu vergleichen, sei ein Sport geworden, und dabei würden die Smartphones helfen, mit denen diverse Online-Portale wie Amazon oder Geizhals aufgerufen werden, um dann mitunter auch mit den Händlern im Geschäft zu feilschen. Erst vor zwei Wochen hat die Metro-Gruppe, zu der MediaMarkt und Saturn gehören, ihre Ergebnis-Prognose nach unten korrigiert, da man einen Umsatzrückgang um bis zu 20 Prozent fürchtete.

Nur Fachhändler werden überleben
Sowohl Majdic als auch Heckerl sind überzeugt, dass man in der Offline-Welt nur als Fachhändler überleben wird können. „Man muss sich in eine Nische verlagern, Beratung, Installation zu Hause anbieten, dann macht man noch Geschäft.“ Großmärkte würden von den Online-Händlern in immer größere Bedrängnis kommen.

Die Weihnachtsstudie
Das Kompetenzzentrum für Retail Branding am Forschungszentrum für Handelsmanagement der Universität St. Gallen hat sich bereits im Oktober 2011 das Konsumentenverhalten im Weihnachtsgeschäft angesehen und festgestellt, dass die Kunden heuer um etwa zehn Prozent weniger Geld für Weihnachtsgeschäfte ausgeben als vor einem Jahr. Aber sinkende Ausgaben bedeutet nicht gleichzeitig auch, dass unter dem Weihnachtsbaum weniger Geschenke liegen müssen, da das günstigere Online-Shopping diese Differenz mitunter wettmacht.
37,9 Prozent der Befragten gaben in der Studie an, ihre Weihnachtseinkäufe im Netz zu erledigen. Beliebteste Online-Weihnachtsgeschenke sind „Mobilität und Reisen“, „Bücher“, „Bekleidung und Schuhe“, an der vierten Stelle rangiert „Unterhaltungselektronik“ gefolgt von „Eintrittstickets“. Die größten Zuwächse gibt es in den Bereichen „Mobilität und Reisen“ sowie „Unterhaltungselektronik“.

Männer kaufen lieber online
Während das Einkaufen in Shopping-Center oder Einkaufsstraßen laut Studie von Frauen bevorzugt wird, ist das Online-Shopping noch mehr Männersache – 32,6 Prozent der Frauen und 43,3 Prozent der Männer kaufen im Web. Am beliebtesten sind Online-Shops bei den 21- bis 40-jährigen, in dieser Altersgruppe kauft fast jeder zweite online. Bei der Generation 60plus sind es aber auch schon etwa 28 Prozent.

Der "Offline-Handel" meldet im Dezember Mehrumsätze von 1,57 Milliarden Euro, was vier Prozent über dem Wert des Vorjahres ist. Für die Gesamtbilanz erwarten die Händler ein Plus von drei Prozent.

Branchenranking
Ganz oben steht derzeit der Möbelhandel mit einem Zuwachs von acht Prozent, weniger gut läuft es bei Sportartikel- und Schuhhändlern. Das Weihnachtsgeschäft ist jedenfalls noch lange nicht gelaufen. Ein Drittel des Umsatzes machen die Händler zwischen dem 4. Einkaufssamstag und Silvester eingespielt – auch Dank der Geschenk-Gutscheine.

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