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Interview mit Post-Chef Georg Pölzl

"eMails sind für kritische Kommunikation ungeeignet"

Vor einem Jahr haben Sie die Innovationsoffensive bei der Post ausgerufen. Wie sieht Ihre Ein-Jahresbilanz aus?
Ich glaube ganz gut. Für mich ist entscheidend, ob eine Innovation beim Kunden ankommt und ob sie das Leben des Kunden verbessert. Und unsere Innovationen werden schön langsam kundenwirksam, wie etwa die Post-Empfangsbox. Jetzt wird sie österreichweit ausgerollt.

Soll damit der Kunde selbständiger werden?
Wir wollen einen 365-Tage-im-Jahr-Selbstbedienungskreislauf, wie etwa beim Paket: Es beginnt bei der Paketmarke, die als Barcode ausgedruckt wird. Dann wird das Paket in einer Paketabgabebox hinterlegt - die ersten 30 haben wir bereits installiert, die kommen in alle 500 selbstbetriebenen Postfilialen, weil wir dort die Selbstbedienungszonen haben werden. Nach der Paketmarke  werden wir heuer auch noch den Frankierautomaten vorstellen. Dann arbeiten wir an verbesserten Track&Trace-Systemen und an der SMS-Benachrichtigung und schlussendlich an einer - wenn man nicht zu Hause ist – Paket-Empfangsbox. Das ist ein geschlossener Kreislauf, der gar nicht so trivial ist, weil an dieser Empfangsbox auch eingeschriebene Briefsendungen hinterlegen können. Das alles hatten wir vor einem Jahr noch nicht.

Wo wird es diese Boxen geben?
Die Empfangsboxen in allen Ballungszentren. Auf dem Land ist es gar nicht so ein Thema, denn da sind die Menschen mehr daheim, da gibt es Abstellgenehmigungen beim Nachbarn, da ist auch die Erstzustellquote signifikant höher. In der Stadt ist das anders. Da ist der Nutzen am größten. Übrigens haben wir mit 87 Prozent eine hohe Erstzustellungsquote, die auch zunimmt. Die 13 Prozent, die nicht zu Hause sind, die werden mit unseren Lösungen erreicht.

Eigentlich ist die Post-Empfangsbox eine Antwort auf die Online-Bestellgesellschaft?
Der Paketversandhandel über das Internet hat starke Wachstumsraten. Das größte Hemmnis ist nach wie vor die kundenfreundliche physische Logistik. Wir wollen uns durch das beste Service vom Mitbewerb unterscheiden, daher setzen wir auf diese Lösungen.

Was planen Sie 2012/13 an weiteren Innovationen?
Wir forcieren weiterhin unsere Online-Services. Wir haben erst kürzlich den Postmanager gelaunched und setzen in unserer Online-Strategie auch auf die Online-Post. Wir haben etwa 50.000 registrierte Kunden bei den allen Online-Services der Post, das ist doppelt so viel wie im Vorjahr. Wir haben den einzig behördlich genehmigten Zustelldienst „Mein Brief". Und wir sehen hier für die Zukunft Wachstumsraten in der dualen Zustellung, also die Zustellung von Behördenpost. Wir wissen nämlich, ob der Kunde physisch oder elektronisch erreichbar ist.

Was ist der Vorteil der dualen Zustellung?
Es gibt Kunden, die wollen ihre Nachrichten elektronisch haben. Aber es gibt Kunden, die unbedingt eine physische Rechnung, physische Information haben, die wollen etwas Schriftliches in den Händen halten. Wir setzen auf beides. Die elektronische Substitution ist der größte Feind der physischen Post, aber wir haben uns dazu entschlossen, eine Vorreiterrolle auf dem österreichischen Markt zu übernehmen. Wir haben einiges in die elektronischen Services investiert.

Kann man nicht das Weniger an physisch verschickten Briefen durch ein Mehr an physisch verschickten Paketen wettmachen?
Das kann man sagen, aber wir machen mit Briefen 1,3 Milliarden Euro Umsatz, mit Paketen 200 Millionen. Wenn der Brief 3 bis 5 Prozent pro Jahr zurück geht, sind das 40 bis 70 Millionen Euro,  und wenn das Paket um zehn Prozent steigt sind das 20 Millionen Euro.

Ein anderes Thema: Ihre Idee der Mitarbeiterkontrolle - Mitarbeiter mit elektronischen Zeiterfassungssystemen auszustatten - ist ja nicht bei allen gut aufgenommen worden.
Ja, aber da war viel Politik dabei. Inzwischen ist vieles gelöst. Der Kern war folgender: Wir haben beschlossen, ein Zeitlohnsystem einzuführen und dafür braucht man ein Zeiterfassungssystem. Und das wollten wir auf dem letzten Stand der Technik realisieren. Und dafür wird es für die Briefzusteller künftig ein Handheld geben, wie es die Paketzusteller seit Jahren schon haben. Das wurde gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern im Vorstand beschlossen.

 

Es wurde Kritik laut, dass die Post die Mitarbeiter überwachen wolle.
Keiner wollte je, dass man auf einer digitalen Karte die Zusteller als rote Lichtpunkte sehen kann. Früher hatten wir ein Pauschallohnsystem, aber das ist nicht mehr zeitgemäß, daher mussten wir ein Zeiterfassungssystem realisieren, das state of the art ist.

Womit wir bei einem der Themen der Gegenwart sind: Datenschutz und Privatsphäre.
Das sind zwar Themen, aber es gibt keine Sensibilität für Datensicherheit, für den Schutz personenbezogener Daten, die Leute gehen sehr arglos mit ihren Daten um. Ich bin der Überzeugung, dass das ein Zukunftsmarkt sein wird, daher bereiten wir uns diesbezüglich auch bei unserer elektronischen Post vor.

Was wird die besser können?
Die elektronische Post ist besser als ein eMail, weil Absender und Empfänger registriert sind und die Übermittlung verschlüsselt abläuft. Jedes eMail kann relativ leicht abgefangen und auch verfälscht werden. Deshalb ist das Mail für kritische Kommunikation nicht geeignet. Bei der gesamten Behördenpost braucht man eine sicherere Lösung als ein eMail.

Sicherheit wird also das nächste große Post-Thema?
Sicherheit ist schon jetzt ein wichtiges Thema. Wir bieten Datensicherheit über geschlossene und hochsichere IT-Systeme. Denn es werden Personendaten gehackt und gestohlen, es werden Kommunikationsdaten gehackt und gestohlen, Inhalte von Briefen gehackt und gestohlen, und dass das nicht passiert, dafür ist die Post geeignet, weil wir ein hohes Vertrauen genießen. Wir sind ja dem Briefgeheimnis verpflichtet. Wir wissen aus unseren Umfragen, dass man der Post hohes Vertrauen entgegen bringt. Wir haben deshalb nur zertifizierte Partner, wie Raiffeisen Informatik, T-Systems oder die A1, und unsere Bemühungen geben uns recht. Wir haben immer wieder Hacker-Angriffe, die abgewehrt werden.

Wie viele pro Jahr?
Wirklich kompetente Angriffe sind es ein bis zwei Jahr pro Jahr - da leuchten die roten Lampen. Aber wir haben sehr ausgeklügelte Sicherheitskonzepte. Und die sind für ein Kommunikationsunternehmen wichtig.

Wie digital sind Post-Kunden eigentlich?
Sieben Prozent unserer klassischen Post-Services werden online gebucht, vom Nachsendeauftrag bis zum Urlaubsfach. Das ist eine Verdoppelung verglichen mit 2011. In der Paketmarke haben wir monatlich 10.000 - auch doppelt so viel wie im Vorjahr. Monatlich wachsen die Online-Services um 10 Prozent. Wir wollen als innovatives Unternehmen wahrgenommen werden. Aber erst acht Prozent unserer Kunden kennen unsere Online-Services. Wenn man Kunden aber fragt, hätten 45 Prozent gerne Online-Services - was bedeutet, dass sie nicht wissen, dass es eigentlich schon Vieles gibt, was sie gerne hätten.

Das Mitarbeitererfassungssystem: Die Einführung des Mitarbeitererfassungssystems ist am  1. Jänner 2013 vorgesehen. Die rund 9.000 Geräte für die Briefzusteller werden derzeit ausgeliefert., das Gerät (Handheld) wurde von Motorola gebaut. Es ist sehr widerstandsfähig und kann aus eineinhalb Metern zu Boden fallen.

 

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