Andrus Ansip, Vizepräsident der EU-Kommission, und EU-Digitalkommissar Günther Oettinger
Andrus Ansip, Vizepräsident der EU-Kommission, und EU-Digitalkommissar Günther Oettinger
© EPA/LAURENT DUBRULE

Plan

EU-Kommission: 50 Milliarden Euro für Digitalisierung

„Die industrielle Revolution unserer Zeit ist digital“, sagte der für den digitalen Binnenmarkt zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Andrus Ansip. „Europa hat eine sehr wettbewerbsfähige industrielle Basis und ist weltweit führend in wichtigen Sektoren. Aber Europa wird seine führende Rolle nur beibehalten können, wenn die Digitalisierung seiner Industrie erfolgreich und rasch gemacht wird“, sagte der für die digitale Wirtschaft zuständige EU-Kommissar Günther Oettinger. Insgesamt sollen laut einer Aussendung der EU-Kommission 50 Milliarden Euro an öffentlichen und privaten Investitionen zur Digitalisierung generiert werden.

Gemeinsamer europäischer Ansatz

Nach Schätzungen der EU-Kommission bringt die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen der europäischen Industrie in den nächsten fünf Jahren mehr als 110 Milliarden Euro pro Jahr. Einige EU-Staaten hätten bereits entsprechende Strategien gestartet, doch sei ein gemeinsamer europäischer Ansatz notwendig, um eine Zersplitterung der Märkte zu vermeiden und das Potenzial digitaler Entwicklungen wie etwa das „Internet der Dinge“ voll auszuschöpfen, meint die EU-Kommission.

Ein EU-weiter Dialog soll helfen, nationale und regionale Initiativen zu koordinieren. Ein besonderes Augenmerk richtet die EU-Kommission auf öffentlich-private Partnerschaften, hier sollen Investitionen über den EU-Investitionsplan vorangetrieben werden. 500 Millionen Euro will die EU-Kommission in ein europäisches Netzwerk stecken, um digitale Exzellenzzentren aufzubauen, wo die Wirtschaft beraten wird und digitale Innovationen testen kann.

Prioritäten

Bei der Standardisierung macht die EU-Kommission fünf Prioritäten aus: Neben der Mobilfunktechnologie 5G sind dies Cloud Computing, das Internet der Dinge, Datentechnologien und Cyber-Sicherheit. Auch in der öffentlichen Verwaltung will die EU-Kommission die Digitalisierung vorantreiben: So sollen 20 Aktionen bis Ende 2017 auf den Weg gebracht werden, darunter die Vernetzung aller Unternehmens- und Insolvenzregister mit dem elektronischen Justizportal der EU. Die EU-Staaten sollen weiters einen grenzüberschreitenden elektronischen Gesundheitsdienst aufbauen.

"Offene Wissenschafts-Cloud"

Eine „Europäische offene Wissenschafts-Cloud“ soll noch in diesem Jahr Forscher in ganz Europa und ihre weltweiten Mitarbeiter vernetzen. Ab 2017 sollen alle wissenschaftlichen Daten, die aus Projekten aus dem EU-Wissenschaftsprogramm „Horizon 2020“ entstehen, über diese Datenwolke der europäischen Wissenschaftsgemeinde offenstehen. 2018 will die EU-Kommission die Entwicklung neuer Supercomputer über Quantentechnologie mit einer Flaggschiff-Initiative fördern.

Bis 2020 soll eine Hochleistungsinfrastruktur für die Datenspeicherung und die Cloud-Netzwerke stehen. Die erforderlichen öffentlichen und privaten Investitionen für die digitale „Wolke“ veranschlagt die EU-Behörde bei insgesamt 6,7 Mrd. Euro für fünf Jahre. Davon sollen 2 Mrd. Euro aus dem EU-Haushalt über „Horizon 2020“ kommen.

Europa hat 28 digitale Teilmärkte. Da ist es schwer, dass Ideen groß werden. Wir brauchen darum dringend den echten digitalen EU-Binnenmarkt. Sonst haben wir im Innovations-Match gegenüber den USA, Indien und China keine Chance“, begrüßte Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) den Plan der EU-Kommission. Mahrer nimmt am Dienstag in Brüssel an einer Diskussion der Politischen Akademie der ÖVP zu Digitalisierung und Innovation teil.

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