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Internet-Buchhandel legt deutlich zu

Seit Jahren redet die deutsche Buchbranche vom Strukturwandel. Doch es ist nicht das viel gehypte E-Book, das Handel und Verlage derzeit bewegt. Es ist der Buchverkauf im Internet, der allmählich die Gewichte verschiebt: Im vergangenen Jahr wurden 1,35 Milliarden Euro (plus 14 Prozent) im Online-Geschäft umgesetzt. Damit hat sich der Umsatz der Internetanbieter innerhalb von fünf Jahren verdoppelt, wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Freitag in Frankfurt berichtete.

13,8 Prozent beträgt nunmehr der Marktanteil der Online-Anbieter wie Amazon am Buchhandel. Leidtragender ist der traditionelle Buchhandel, bei dem Umsatz und Marktanteil weiter bröckeln.  Dieser liegt jetzt bei 50,6 Prozent. Immerhin gibt es aber noch rund 6.000 Geschäfte in Deutschland. Auch wenn die beiden Marktführer Thalia und DBH allein 30 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaften: Von einem solch flächendeckenden Netz können die USA mit ihren 9.000 Verkaufsstellen nur träumen.

Buchhandlungen punkten mit guter Beratung
Der Börsenverein geht deshalb davon aus, dass der traditionelle Handel auch weiterhin eine Chance hat. Der Buchladen liefere nicht nur schneller als das Internet. Dort gebe es auch die bessere Beratung, sagt der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes, Alexander Skipis. Die sogenannten Sortimenter müssten aber die Herausforderung annehmen und selbst übers Internet verkaufen. Allerdings gelten die Gewinne im traditionellen Handel mit seinen hohen Personalkosten als sehr dünn. „Der Umsatzrückgang tut uns sehr weh“, sagt Heinrich Riethmüller von der Osianderschen Buchhandlung in Tübingen, die zu den „Top Ten“ in Deutschland gehört. Er fordert eine Erhöhung der Buchpreise, die seit Jahren leicht rückläufig sind. Derzeit kostet ein Hardcover-Buch im Schnitt 25 Euro, ein Taschenbuch 8,70 Euro. Über die Preise, die in Deutschland im Buchhandel fest gebunden sind, entscheiden aber die Verlage. Und die stehen in einem harten Wettbewerb.

Elektronische Lektüre nicht gefragt
Das E-Book ist im traditionellen Handel noch gar nicht richtig angekommen. Der Umsatz mit dem elektronischen Buch lag 2010 bei einem Marktanteil von 0,5 Prozent. „Kaum messbar“, sagt dazu Skipis. In diesem Jahr soll es aber endlich mit dem E-Book aufwärtsgehen. Der Umsatz auf der E-Book-Plattform des Börsenvereins, die die digitalen Angebote der deutschen Verlage bündelt, habe sich in den vergangenen Monaten verzehnfacht. Fürs E-Book prognostiziert Skipis eine Verdopplung des Umsatzes - das würde dann einen Marktanteil von einem Prozent bedeuten.
Der Umsatz in der deutschen Buchbranche, der 2010 bei 9,73 Milliarden Euro (plus 0,4 Prozent) lag, soll 2011 stabil bleiben. Angesichts der Strukturwandels findet der Börsenverein das „beachtlich“, wie Skipis meint. „Das Buch ist so tief verankert in der Gesellschaft, dass es auch weiterhin nachgefragt wird“, glaubt er.

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