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Intelligente Stromzähler

Kapsch will europaweit bei Smart-Metering mitmischen

Der gesetzlich vorgeschriebene Umbau der österreichischen Stromversorgung auf sogenannte “Smart Grids”, die sich vor allem durch die Möglichkeit des kontinuierlichen Sammelns von Informationen über den Verbrauch der Haushalte durch Smart Meter auszeichnen, ist für Firmen ein gutes Geschäft. Auch in anderen europäischen Ländern wird am Aufbau intelligenter Stromnetze gearbeitet. “Österreich hat hier eine Vorreiterrolle in Europa inne. Das ist auch ein Vorteil für Kapsch, da wir die Erfahrungen in anderen Märkten nutzen können, um auch dort eine wichtige Rolle bei der Versorgungsumstellung zu spielen”, sagt Christian Schober, Geschäftsführer von Kapsch Smart Energy, im Gespräch mit der futurezone.

In Österreich ist die Firma Kapsch - zusammen mit Partner-Firmen - derzeit das einzige Unternehmen, das im großen Stil Pilotprojekte im Bereich Smart Energy durchführt. Feldkirch in Vorarlberg etwa ist die erste Stadt im Land, die im großen Stil Smart Meter einführt. 15.000 Privathaushalte und Gewerbebetriebe sind bereits mit intelligenten Stromzählern ausgestattet. Auch in Wien, der Steiermark und in Wörgel sind erste Smart-Metering-Tests im Gange. Ab Donnerstag starten auch die Kommunalbetriebe Innsbruck einen Probelauf. Kapsch bietet seinen Kunden sogenannte End-to-End-Lösungen an, übernimmt also die komplette Einrichtung und Wartung der Systeme.

Europäischen Markt im Visier

Das Know-how das Kapsch in Österreich sammelt, soll auch in anderen Ländern helfen, Geschäfte zu machen. “Gerade in Osteuropa sind wir schon länger aktiv. Diese Länder sind bei der Einführung von Smart-Grids etwas hinter Österreich zurück, wir hoffen, dass wir uns dort einbringen können”, so Christian Trupp vom Kapsch-Smart Energy Vertriebsteam. Dass Smart Metering mehr oder weniger in ganz Europa kommen wird, gilt bei Kapsch als sicher. “Unser System ist nicht auf die Smart-Meter eines bestimmten Herstellers zugeschnitten, sondern mit verschiedenen Geräten und Kommunikationstechnologien kompatibel”, erklärt Schober. Längerfristig fasst Kapsch auch Länder außerhalb der EU, etwa die Türkei, als Ziele ins Auge.

Die Bedenken von Kritikern, die es vor allem in den Bereichen Datenschutz, Sicherheit und Fernsteuerung der Smart-Meter durch die Betreiber gibt, sieht man bei Kapsch gelassen. Sämtliche rechtlichen Vorgaben würden erfüllt und die Sicherheitsstandards seien hoch. Ein ferngesteuertes Abschalten der Stromversorgung durch den Betrieber bei Nicht-Bezahlen der Rechnung hält Schober nicht für realistisch. Denkbar wäre aber die Einführung eines Sozial-Tarifs, der bedürftigen Haushalten eine Energie-Grundversorgung zusichert, darüber hinausgehenden Stromkonsum aber untersagt. “Das ist aber Sache der Politik, wir bieten lediglich die technologische Plattform”, so Trupp. Die Einführung smarter Netze ermögliche auch viele positive Entwicklungen. "Wir sind daran interessiert, die technischen Voraussetzungen für eine effiziente, ökologische Stromversorgung zu liefern. ”, so Schober.

Die Energienetze sollen in Zukunft dezentraler organisiert werden, was den Ansprüchen von nicht konstanten, ökologischen Energiequellen besser entspricht. In diesem Bereich entwickelt Kapsch eigene Lösungen, um die Möglichkeiten von smarten Netzen besser zu nutzen. So wurde etwa ein Lastschaltmodul entwickelt, das flexible Schaltzeiten für Geräte ermöglicht. So kann ein intelligentes Netz das Aufheizen des Boilers oder ähnlich energieintensive Arbeiten auf Zeiten verschieben, zu denen es Überkapazitäten gibt.

Offene Plattform

Eine Meter-to-Grid-Box von Kapsch ermöglicht die Erweiterung der Funktionalität des Smart-Meter mittels einer Zusatzplatine. Die Box kann unabhängig vom Stromzähler angesteuert werden und erlaubt die Einbindung von Photovoltaikelementen oder die Kommunikation mit Geräten via Bluetooth oder Kabelanschluss. Die Einspeisung von Strom durch Haushalte mit Photovoltaik - oder andere Systeme - soll so vereinfacht werden. Hat ein Haus keinen Bedarf an der selbst produzierten Energie, kann diese dezentral an den Nachbarn geliefert werden, wenn Bedarf besteht. Die Meter-to-Grid-Box ist ein offenes System, für das auch Netzbetreiber oder andere Unternehmen Anwendungen entwickeln können.

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