© TU Wien

Vectoring vs. Glasfaser

Kritik aus Brüssel an DT-Plänen zum Breitbandausbau

Wie die Brüsseler Behörde am Dienstag mitteilte, soll der Vorschlag der Bundesnetzagentur genauer geprüft werden, der Telekom den Ausbau der sogenannten Vectoring-Technologie zu erlauben.

Damit kommt die EU-Kommission Konkurrenten des Konzerns entgegen, die durch den Einsatz Wettbewerbsnachteile fürchten und die Technologie als veraltet ansehen. Die Telekom äußerte sich zuversichtlich, dass die Entscheidung der Netzagentur auch in Brüssel Bestand hat und warnte zugleich vor Nachteilen für ländliche Regionen.

Oettinger will Anreize sehen

Die EU-Kommission räumte zwar ein, dass durch die Telekom-Pläne 1,4 Millionen Haushalte in Deutschland erstmals von einer Datengeschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde (MBit/s) profitieren würden. „Nichtsdestotrotz scheint der aktuelle Vorschlag beträchtliche Beschränkungen für andere Betreiber zu enthalten“, kritisierte die Behörde.

EU-Digitalkommissar Günther Oettinger forderte, dass Anreize geschaffen werden müssten, um in zukunftsorientierte Netzwerke zu investieren. Die nun eingeleitete Überprüfung kann bis zu drei Monate dauern.

Glasfaser statt Kupfer-Vectoring

Die Telekom will bis 2018 für insgesamt sechs Millionen Haushalte superschnelle Internet-Zugänge bauen und hat dafür Anfang April grünes Licht von der Bundesnetzagentur erhalten. Zum Einsatz soll die Vectoring-Technologie kommen, mit der sich die Datengeschwindigkeit auf 100 MBit/s verdoppelt.

Dafür will der Bonner Konzern sein altes Kupfertelefonnetz nutzen. Die Expansion kostet voraussichtlich eine Milliarde Euro. Kritiker wie Vodafone oder United Internet („1&1“) argumentieren, dass das Geld besser in den Ausbau eines zukunftssicheren Glasfasernetzes fließen solle und dass die Telekom damit Konkurrenten aus dem Markt dränge.

Rivalen mit Entscheidung zufrieden

Der Verband der Telekom-Rivalen begrüßte deshalb die Entscheidung der Kommission. Der dringend erforderliche Ausbau des Glasfasernetzes würde durch die Telekom-Pläne gerade auf dem Land deutlich verlangsamt und erschwert, kritisierte der VATM.

Dagegen argumentierte ein Telekom-Sprecher, dass sich der Anschluss von Millionen Haushalten an das schnelle Internet durch die Entscheidung aus Brüssel verzögere. Auch die Wettbewerber hätten das Nachsehen, denn solange Vectoring nicht einsetzbar sei, blieben viele Gebiete im Monopol der Kabelnetzbetreiber.

Vor allem in ländlichen Regionen Deutschlands kommt der Ausbau des superschnellen Internet nur schleppend voran. Derzeit surfen Bundesbürger nach Berechnungen des Technologiekonzerns Akamai im Schnitt mit 12,9 Mbit/s. Damit liegt die Bundesrepublik hinter Rumänien und Tschechien.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare