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Goldman Sachs

Mehrere Tech-Börsengänge in Deutschland erwartet

"Die Pipeline ist eigentlich knallvoll. Wenn die Märkte halten, wird es ein sehr aktives zweites Halbjahr", sagte Christoph Stanger, Europa-Chef im Kapitalmarktgeschäft der US-Investmentbank, am Dienstag in Frankfurt.

Für Deutschland gehe er von "fünf - wenn es hochkommt zehn" Börsengängen bis zum Jahresende aus, so Stanger. Die meisten davon lägen in einer Größenordnung, die bald einen Aufstieg in den Nebenwerteindex MDax erlaubt. Das Emissionsvolumen von 1,65 Mrd. Dollar (1,23 Mrd. Euro) aus dem ersten Halbjahr dürfte sich damit mehr als verdoppeln, sagte Stanger.

Internetfirmen

Zu den heißen Börsenkandidaten zählen der Online-Händler Zalando und die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet, die ebenfalls aus dem Imperium der Berliner Internet-Unternehmers Samwer stammt. Stanger erwartet beide noch in diesem Jahr an der Börse. Zalando, deren größter Aktionär die Beteiligungsfirma Kinnevik ist, könnte ein Emissionsvolumen von etwa 900 Millionen, Rocket Internet 800 Mio. Euro erreichen. Auch die Hörgeräte-Sparte von Siemens könnte noch 2014 an die Börse kommen. Der Münchener Industriekonzern hat aber noch nicht entschieden, ob es ein echter Börsengang werden soll oder die Anteile nur - wie bei der Lichttochter Osram - an die eigenen Aktionäre verteilt werden. In den Vorbereitungen für einen Börsengang stecken auch der Dämmstoff-Hersteller Armacell, der Kabelanbieter TeleColumbus, der Autoscheinwerfer-Hersteller Hella und die ostdeutsche TLG Immobilien.

Eine IPO-Welle erwartet Stanger in Deutschland jedoch auf absehbare Zeit nicht: "Es gibt einfach nicht so viele große, gestandene Unternehmen." In Deutschland hatten bis Ende Juni nur der 3D-Druck-Spezialist SLM Solutions, der Dachpfannen-Hersteller Braas Monier und der Gasfedern-Spezialist Stabilus nennenswerte Börsengänge hingelegt. Inklusive Kapitalerhöhungen, Aktien-Platzierungen und Wandelanleihen war der deutsche Eigenkapitalmarkt bis Ende Juni mit 27 Mrd. Dollar aber fast so groß wie im Gesamtjahr 2013 (28,5 Mrd. Dollar) und etwas größer als 2012. Zehn Milliarden könnten bis zum Jahresende noch hinzukommen, sagte Stanger. "Aber es gibt Wolken am Horizont", schränkte er mit Verweis auf die Krisen in der Ukraine und in Israel ein.

Zum Höhenflug bei den Eigenkapitalemissionen tragen derzeit vor allem die Börsen in London und anderswo in Europa bei. 2014 sei mit 492 Mrd. Dollar das volumenstärkste Halbjahr aller Zeiten gewesen, was die Summe aus Börsengängen, Platzierungen und Kapitalerhöhungen angeht. Ein Drittel davon entfiel auf Europa - mehr als auf Amerika.

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