Mindbreeze: "Wir sind besser als Google"
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Als Daniel Fallmann vor zehn Jahren, da war er gerade 23 Jahre alt, sein Unternehmen gründete, war der Begriff Start-up noch nicht populär. Dafür aber eine Suchmaschine, nämlich Google. Die hatte allerdings wenig für Unternehmen übrig. Also gründete Fallmann „Mindbreeze“. „Allerdings haben wir Mindbreeze nie als Suchmaschine für den normalen Internet-Nutzer gedacht, sondern als eine, mit der Konzerne ihre Firmendaten durchforsten und analysieren können“, sagt Fallmann. Zwar habe auch Google eine Unternehmenssuchmaschine im Programm, nämlich Google Search Appliance, „aber Google ist im offenen Web stark, legt keinen wirklichen Fokus auf Unternehmen“, so Fallmann. „Da geht’s um Sicherheit, da geht’s darum, dass jeder das finden soll, was er finden darf, da geht’s um Wissensmanagement. Mit guten Algorithmen muss man den Datenschatz heben und ihn in wertvolle Information, in Wissen verwandeln.
Global gefragt
„Wir sind wirklich gut“, sagt Fallmann, übrigens passionierter Roboter-Liebhaber und Drohnen-Besitzer, voller Selbstvertrauen und hat guten Grund zu dieser Aussage: Globale Konzerne vertrauen den in Linz programmierten Such-Algorithmen – die Deutsche Telekom gehört genauso zu den Kunden wie die Lufthansa oder Ikea. Erst im Sommer dieses Jahres wurde Mindbreeze von einem der größten Analysten-Häuser, Gartner, mit der höchsten Positionierung im Bereich „Ability to execute“ bewertet und als eines der Top-Unternehmen im Bereich Enterprise-Search bezeichnet.
„Wenn wir zu Ausschreibungen eingeladen werden, schaffen wir es fast immer auf die Shortlist. Sobald wir da drauf stehen und echte Prototypen entwickeln dürfen, stehen unsere Chance sehr gut, dass wir den Auftrag bekommen.“ Dabei testet der Kunde die einzelnen Lösungen, ohne zu wissen, welches Unternehmen dahintersteckt (die Logos müssen ausgeblendet werden). „In den vergangenen drei Jahren haben wir jeden Hands-on-Test gewonnen“, so Fallmann.
Big Data als Chance
Mindbreeze versucht, die menschliche Sprache in mathematischen Modellen abzubilden. „Man erkennt Personen, Unternehmen, Orte, typische Infos wie Kontaktinformationen“, erklärt Fallmann. Auch die thematische Zuordnung ist möglich – was ist eine Eingangsrechnung, ein Unfallschadens-Protokoll, was ist Kommunikation etc. Selbst ein so genanntes „Sentiment“ sei möglich – ist die Stimmung im Text positiv oder negativ, ist der Text zustimmend oder verneinend etc. „Wir haben viel Know-how in unsere Algorithmen gesteckt, weil diese für viele verschiedene Kunden perfekt arbeiten müssen.“
Beispiel Luftfahrt
Mindbreeze liefert dort beispielsweise den Mehrwert, dass man auf Knopfdruck alles über jeden einzelnen Flugzeugbauteil in jedem Flugzeug weiß, die gesamte Historie, wann er gekauft, gewartet wurde, wer ihn serviciert hat etc. Diese Daten werden zudem mit anderen unternehmerisch relevanten Daten verknüpft. „Das sind alles Datenschätze, die man miteinander vernetzen muss“, sagt Fallmann. „Damit kann man nicht nur Problemfälle erheben, sondern Prozesse optimieren und Kosten sparen.“
Ein anderes Beispiel sei etwa, dass Firmen oft nach der Kündigung eines Mitarbeiters über dessen Aufgabengebiete wenig wissen, weil er das Wissen mit nach Hause genommen hat. Fallmann: „In den heutigen Systemen lässt sich dieses Wissen finden.“
Übernahmekandidat?
Erfolgreiche europäische Unternehmen werden gerne von US-Konzernen aufgekauft, auch Mindbreeze steht mittlerweile auf der Wunschliste einiger Unternehmen. „Wir bekommen laufend Angebote, aber ich habe noch nie ernsthaft darüber nachgedacht, zu verkaufen“, sagt Fallmann. Gegen einen Verkauf würde vermutlich auch sein Bruder Helmut Fallmann, der Vorstand der Mindbreeze-Mutter Fabasoft sein, der seit geraumer Zeit schon den Ausverkauf an die USA kritisiert und sich dafür einsetzt, in Europa wieder eine europäische Software-Branche entstehen zu lassen. „Ich strebe keinen Exit an, sondern will, dass Mindbreeze ein großes europäisches Unternehmen wird. Das ist unser Baby, das wollen wir erwachsen werden lassen.“
In Europa gäbe es schon viele renommierte Kunden, auch in Südamerika habe man Partner und sogar in den USA hat man renommierte Kunden – dort die US-Lehrervereinigung American Federation of Teachers. Aber derzeit will er sich auf Europa konzentrieren und viele große und mittelgroße Kunden von der europäischen Lösung begeistern. „Wir haben eine Liste, und die arbeiten wir ab. Wir wollen alle Unternehmen der Dax 30-Liste in unserem Portfolio haben“, so Fallmann. Von Adidas bis Vonovia. Viele davon hat man schon, aufgrund von Verschwiegenheitserklärungen dürfe man aber nicht über alle Kunden reden. Danach erst wird man sich auf andere Märkte wie die USA konzentrieren. Aber dort muss man dann selbst vor Ort sein.
IT-Nachwuchs
Ein Thema bereitet Daniel Fallmann allerdings Sorge, es ist die Nachwuchsthematik. „Das ist ein ganz schwieriges Thema hier in Oberösterreich. Wir matchen uns hier mit vielen lokalen Softwareunternehmen, von Runtastic über Fabasoft bis hin zu karriere.at, Celum oder Dynatrace,. Alle wollen die hellsten Köpfe, so wie wir natürlich auch. Wir haben in Oberösterreich sensationelle Ausbildungsstätten, daher halte ich mittlerweile Vorträge an Universitäten und Fachhochschulen, um junge Leute für das Mindbreeze-Thema zu begeistern.“ Wir wollen beweisen, dass ein österreichisches Unternehmen am Weltmarkt mitmischen kann.
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