© Miguel Dieterich

Österreich

Mobilfunk: Mehr Smartphones, weniger Umsatz

Minus 3,1 Prozent bei A1 Telekom Austria, minus fünf Prozent bei T-Mobile und minus 3,7 Prozent bei Orange: Der Umsatzrückgang bei Österreichs größten Handy-Betreibern setzte sich auch 2010 fort. Trotz boomendem Geschäft mit Smartphones - allen voran dem iPhone - und einer Verbreitung bei SIM-Karten von 150 Prozent fuhr die Branche im Vorjahr ein Minus von 4,1 Prozent ein. “Wir laufen bei voller Geschwindigkeit, um stillzustehen”, resümierte Orange-Chef Michael Krammer Donnerstag Vormittag.

Preiskampf
Schuld an den rückläufigen Einnahmen sind laut Krammer drei Faktoren. So würden erstens die Terminierungsentgelte - ein Mobilfunker bekommt Geld von der Konkurrenz, wenn dessen Kunden in seinem Netz anrufen - sinken, zweitens würden von der EU festgelegte Preisobergrenzen bei Auslandsgesprächen (Roaming-Regelung) für weniger Einnahmen sorgen.

Drittens sorgt der in Österreich intensive Preiswettbewerb dafür, dass immer weniger Geld in die Kassen der Handy-Betreiber gespült wird. Dabei ist der Markt stark in Bewegung: 2010 wechselten eine Million Kunden den Anbieter. Krammers Kritik: “Es ist betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll, so viele Wechselkunden und trotzdem keine Umsatzsteigerungen zu haben.” Den Preiskampf müsse man aber wohl oder übel mitmachen.

4,7 Megabyte pro SIM-Karte
Zwar stieg die Nutzung der “traditionellen” Kommunikationskanäle Telefonie (plus vier Prozent) und SMS (plus elf Prozent) im Land, Geld können die Mobilfunker in Zukunft aber am ehesten über die Explosion mobiler Datennutzung machen. Laut Krammer hat sich der Datenverkehr auf Handys - und neuerdings Tablets - seit 2009 verdoppelt, 2011 soll er noch einmal um 100 Prozent wachsen. Derzeit werden in Österreich pro SIM-Karte und Monat - zwölf Millionen Stück sind im Umlauf - etwa 4,7 Megabyte Daten verbraucht.

Smartphone-Nutzer sind dabei besonders datenhungrig: Bei Orange etwa laden iPhone-Kunden im Monat 800 Megabyte herunter, Besitzer von anderen Smartphones etwa von HTC, Samsung oder SonyEricsson kommen im Schnitt auf 300 Megabyte Datenvolumen pro Monat.

Die funkenden Hosentaschen-Computer erfreuen sich in Österreich großen Zuspruchs. Laut Krammer kaufen sich 70 Prozent aller Neukunden ein Smartphone, wenn Bestandskunden ein neues Gerät nehmen, entscheiden sich 50 Prozent für iPhone und Co.

"Kein LTE-Smartphone am Horizont”
Krammer erwartet nach fünf Prozent mehr Kunden 2010 auch für 2011 ein Kundenwachstum im einstelligen Bereich. Wichtiger ist ihm, seine derzeit 2,3 Millionen Bestandskunden zu hofieren. Dafür sollen neben Sonderangeboten (z.B. Gratis-Kinotickets) vor allem die Shops werben, die Konsumenten vor Ort etwa bei Umstieg auf ein Smartphone helfen. Orange hat mit 95 Geschäften in Österreich das mit Abstand größte Filialennetzwerk vor A1 Telekom Austria (56), Drei (50) und T-Mobile (48).

Technologisch sieht Krammer viel Potenzial im Kurzfunk-Standard NFC (“Near Field Communication”), der in kommenden Android-Handys und gerüchtehalber auch in der nächsten Version des iPhone verbaut sein wird. Er könne Handys etwa zur digitalen Geldbörse machen.

Die nächste, schnellere Mobilfunk-Generation LTE (“Long Term Evolution”) sieht Krammer skeptischer, denn sie stehe und falle mit verfügbaren Endgeräten. “Und ich sehe kein LTE-Smartphone am Horizont.” Die Aufrüstung des Netzes auf den HSPA+-Standard hat für Orange Vorrang. Mit etwa 500 neuen 3G-Funkstationen will man heuer 95 Prozent Netzabdeckung für den bis zu 42 Mbit pro Sekunde schnellen UMTS-Ableger schaffen.

"WP7 auf Augenhöhe mit Android"
Die Tage der Dominanz von Apple am österreichischen Smartphone-Markt sieht Krammer gezählt. “Android ist klar auf dem Vormarsch”, so der Orange-Chef. Künftig würden vor allem günstige Handys mit dem Google-Betriebssystem für große Marktanteile von Android sorgen.

Die neue Partnerschaft von Microsoft und Nokia am Handy-Markt beurteilt Krammer als “interessant”. Windows Phone 7 sei ein Betriebssystem auf Augenhöhe mit Android, Knackpunkt dürfte aber sein, den App-Markt auf der WP7-Plattform konkurrenzfähig zu machen.

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Jakob Steinschaden

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