Teurer Höhenflug des Schweizer Franken: Die Eidgenossen müssen Milliarden im Kampf gegen die Aufwertung einsetzen. Bisher mit Erfolg, der Franken/Euro-Kurs ist bei 1,20 stabil.
Teurer Höhenflug des Schweizer Franken: Die Eidgenossen müssen Milliarden im Kampf gegen die Aufwertung einsetzen. Bisher mit Erfolg, der Franken/Euro-Kurs ist bei 1,20 stabil.
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Schweizer Unternehmen kaufen "ihre" .sucks-Domains

Gute Internetadressen werden bei den Eidgenossen rar. Daher führt die oberste Internetbehörde ICANN seit 2013 mehr als 1.300 neue Domainendungen ein. Gerade für Unternehmen bringen diese jedoch auch Tücken mit sich. Internetadressen auf .sucks oder .fail bieten sich nämlich geradezu an, um Unternehmen mit Frust oder Häme zu überschütten. Swisscom beispielsweise wird jedoch nie auf Swisscom.sucks in den Dreck gezogen werden. Denn diese Domain hat der Konzern gleich selbst registriert, wie Sprecher Olaf Schulze sagt. Blockiert hat das Telekomunternehmen zudem Swisscom.fail und Swisscom.wtf. Eine Blockieren-Option gibt es indes nicht bei jeder Domainendung. So bleibt Unternehmen nichts anderes übrig, als missliebige Domains im Zweifel selbst zu registrieren. Dies ist - neben dem Aufwand, bei all den neuen Endungen den Überblick zu behalten - mit teils erheblichen Kosten verbunden. Zudem kann es auch mit unbedenklichen Endungen Probleme geben. So können Dritte sich Domains mit Bezug zu einem Unternehmen sichern, um sie anschließend teuer an den Berechtigten zu verkaufen (sog. Cybersquatting). Oder die Domains werden für Kampagnen gegen das Unternehmen benutzt.

In der Schweiz gehen die Unternehmen unterschiedlich mit der neuen Situation um. Die Swisscom beispielsweise verfolgt insgesamt ein reaktives Vorgehen - dies aufgrund der irrsinnigen Vielfalt an Missbrauchsmöglichkeiten, wie es beim Telekomanbieter heißt. Das Vorgehen bei Swisscom.sucks stelle eine Ausnahme dar. Grundsätzlich beobachte man, was am Laufen sei, und schreite wenn nötig ein. Es sei nicht klar zu beantworten, ob die Vielzahl neuer Domainnamen eher Fluch oder Segen sei. Die Fluggesellschaft Swiss sammelt gegenwärtig Erfahrungen und überlegt sich, ob ein Monitoring benötigt wird. Man will sich bei der Airline jedoch auf die wichtigsten Marken-Domains konzentrieren. Die Migros schreibt auf Anfrage, man ziehe zur Überwachung externe Dienstleister bei und interveniere bei Bedarf oder missbräuchlichen Registrierungen konsequent.

Fragwürdiger Nutzen

Insgesamt fragt man sich beim Handel, ob die Flut neuer Endungen wirklich durch eine entsprechende Nachfrage gerechtfertigt sei und einen Mehrwert bringe. Zudem verursache das Ganze Aufwand und damit Kosten. Etwas optimistischer tönt es beim Mitbewerber Coop. Unter den neuen Domainendungen gebe es durchaus interessante, schreibt das Unternehmen. Auch Coop lässt sich bei der Überwachung von Dienstleistern unterstützen und beraten. Der ICANN ist indes nicht entgangen, dass mit Internetdomains viel Missbrauch getrieben wird. Daher hat sie parallel zur Einführung neuer Domainendungen eine Anlaufstelle für die Wahrung von Marken- und Namensrechten im Internet geschaffen. Unter dem Namen Trademark Clearinghouse nahm diese im März 2013 ihren Betrieb auf. Bei der Institution kann ein Rechteinhaber seine Marken in eine zentrale Datenbank eintragen. Daraufhin kann er bei der Lancierung jeder neuen Domainendung ("Sunrise Period") seine Rechte an Domains mit eigenen Markennamen geltend machen.

Auch nach Ablauf der Sunrise Period kann ein Eintrag im Trademark Clearinghouse nützlich sein. Falls nämlich ein Dritter eine Domain registrieren will, welche mit einer Marke in der Datenbank korrespondiert, erscheint eine Warnung. Registriert der Dritte die Domain trotzdem, so wird der Rechteinhaber informiert. Von diesem Mechanismus profitiert in der Schweiz beispielsweise Coop. Auch Swisscom und Migros haben ihre Stammmarke bei der ICANN-Institution geschützt. Die Swiss trifft zurzeit Abklärungen und ist dabei, ihre Hauptmarken einzutragen. Insgesamt scheinen in der Schweiz aber erst wenige Unternehmen die Dienste des Trademark Clearinghouse zu nutzen. Zwar verzeichnet die Institution bisher lediglich aus vier Ländern mehr Registrierungen als von hierzulande. Doch in Zahlen ausgedrückt stammen nur etwa 1.500 der rund 40.000 Einträge von einer Organisation aus der Schweiz. Zum Vergleich: Das Schweizer Markenregister umfasst gegenwärtig rund 235.000 gültige Marken, davon lauten knapp 150.000 Einträge auf einen Inhaber mit Adresse in der Schweiz. Im Ausland geschützte Marken, deren Schutz auch auf die Schweiz ausgedehnt wurde, sind dabei noch nicht mitgezählt.

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