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Personalie

Siemens-Chef Löscher muss gehen

Zuvor hatte das Unternehmen nach einer Marathon-Sitzung des Kontrollgremiums in München mitgeteilt, dass die Aufseher bei ihrer nächsten regulären Sitzung am kommenden Mittwoch (31. Juli) über das vorzeitige Ausscheiden Löschers beschließen werden. Dann dürfte auch die Entscheidung für Kaeser fallen.

In gut informierten Kreisen hatte es am Samstagabend bereits geheißen, das Pendel schlage für Kaeser aus. Wie „Süddeutsche.de", „FAZ.net" und "Welt.de" dann später übereinstimmend meldeten, hätten sich die Aufsichtsräte bei ihrer Sitzung bereits mehrheitlich auf den 56-Jährigen verständigt.

Löschers (55) Rauswurf hatte sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet, nachdem Siemens am Donnerstag die Börsen mit einer neuerlichen Gewinnwarnung verschreckte. Das für 2014 angepeilte operative Gewinnziel von mindestens zwölf Prozent werde voraussichtlich nicht erreicht, erklärte das Unternehmen und schickte die Aktie damit auf steile Talfahrt. Es war bereits die zweite Gewinnwarnung innerhalb von nicht einmal drei Monaten.

Konjunkturflaute und Schwellenländer als Probleme
Siemens-Chefaufseher Gerhard Cromme hatte Löscher 2007, mitten im Strudel des milliardenschweren Schmiergeld-Skandals, an die Konzernspitze geholt. Damals galt er als Hoffnungsträger, doch kämpfte er immer wieder mit Problemen wie zuletzt mit Konjunkturflaute, einer nachlassenden Wachstumsdynamik in Schwellenländern wie China sowie teuren, hausgemachten Projektpannen. Dazu gehören die verspätete Lieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn und Verzögerungen bei der Anbindung von Nordsee-Windparks.

Schon für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. September endet, hatte Löscher die Gewinnprognose angesichts der Probleme Anfang Mai kappen müssen. Das nun kassierte Gewinnziel für 2014 galt allerdings als Kernstück des milliardenschweren Sparprogramms "Siemens 2014„. Für sein Erreichen waren Löscher und Kaeser persönlich eingetreten.

Trotz der Pannenserie hatte sich Löscher bis zuletzt kämpferisch gegeben. "Mir bläst jetzt der Wind ins Gesicht, aber es war noch nie meine Art, aufzugeben oder schnell die Segel zu streichen„, sagte der Manager der "Süddeutschen Zeitung„ (Samstag). "Ich habe einen Vertrag bis 2017, und gerade jetzt ist der Kapitän bei Siemens mehr gefragt denn je."

Rauswurf kostet mehr als neun Millionen Euro
Siemens muss sich den Rauswurf von Konzernchef Löscher mehr als neun Millionen Euro kosten lassen. Gemäß der Vergütungsregeln der Münchner bekommt ein Vorstand bei einvernehmlichen Ausscheiden zwei Jahresgrundgehälter inklusive Bonus, was sich im Fall des Österreichers auf 6,7 Millionen Euro summiert. Hinzu kommt eine Spritze für sein Pensionskonto über gut 2,2 Millionen Euro sowie anteilig der - noch nicht festgelegte - Bonus für das laufende Geschäftsjahr.

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