© Kim Kyung-Hoon, reuters

Aktionärsversammlung

Sony-Chef bittet um Bedenkzeit für Umbau

Der Druck könnte kaum größer sein, doch Sony Chef Kazuo Hirai bleibt Antworten auf drängende Fragen zur Zukunft des japanischen Elektronik- und Unterhaltungsriesen schuldig. Auf der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung am Donnerstag in Tokio hatten sich Aktionäre vor allem eine Antwort auf die alles entscheidende Frage erhofft: Soll die Unterhaltungssparte wie vom mächtigen Großaktionär Third Point vorgeschlagen, teilweise abgespalten und an die Börse gebracht werden oder nicht? „Das Direktorium wird die Vorschläge von Third Point weiterhin beraten, und wir werden eine angemessene Entscheidung treffen", vertröstete der als charismatisch geltende 53-jährige Firmenchef die mehr als 10.000 versammelten Aktionäre. Mit einer raschen Entscheidung ist nicht zu rechnen.

Sony soll sich entscheiden
„Dies ist ein sehr gewaltiger Plan, der sich auf ein wichtiges Geschäftsfeld von Sony bezieht", erläuterte Hirai. „Er betrifft nicht nur das, was Sony heute darstellt, sondern auch, was Sony in der Zukunft sein sollte." Der Vorschlag von Third Point trifft genau ins Herz der Japaner oder die Frage, was Sony in Zukunft eigentlich sein will: Ein Hersteller von Unterhaltungselektronik und ein Anbieter von Musik, Filmen und TV-Programmen oder eben weniger. „Unsere Unterhaltungssparte wird ein wichtiger Teil des Geschäfts von Sony bleiben", stellte Hirai klar, ohne jedoch konkret zu werden.

Der Großaktionär und US-Hedgefonds Third Point unter Führung des umtriebigen Milliardärs Daniel Loeb hat Sony den Vorschlag in einem Brief am 14. Mai unterbreitet. Mindestens ein Fünftel der Unterhaltungssparte sähe der Fonds gern abgespalten und an der Börse. Mit den Einnahmen sollte Sony den Vorstellungen von Third Point nach die schwächelnden Hardware-Bereiche stützen. Seit Bekanntwerden der Fonds-Pläne ist der Aktienkurs von Sony um mehr als sieben Prozent gestiegen. Loeb hält mittlerweile rund 70 Millionen Sony-Aktien. Er stockte erst kürzlich seinen Anteil auf sieben von 6,3 Prozent auf.

Keine Abstimmung über Loeb-Plan
Die Aktionäre zeigten sich enttäuscht von den Ausführungen Hirais. „Er hat die Frage nicht beantwortet, wie das Management zu den Absichten von Third Point steht", sagte Jiro Sugiyama nach dem Treffen. „Ich verstehe den Standpunkt des amerikanischen Aktionärs, aber ich glaube nicht, dass sich Sonys Haltung ändern wird. Das Unterhaltungsgeschäft ist in seiner jetzigen Form ein Geldbringer und deswegen wird es ihnen schwer fallen, loszulassen."

Offiziell stand der Plan von Loeb auch gar nicht zur Abstimmung auf der Agenda. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Loeb den Druck auf das Management aufrecht hält. Als Großaktionär hat er zudem das Recht, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen. Loeb, dessen Fonds 13 Milliarden Dollar verwaltet, hatte bereits bei Yahoo vor gut einem Jahr für Turbulenzen gesorgt. Auf sein Betreiben hin kam es letztlich zu einem Führungswechsel bei dem Internetkonzern, an dem Third Point ebenfalls beteiligt ist. „Bei Yahoo war Loeb ganz schön hartnäckig. Mit Sony geht er vergleichsweise milde um", sagte Analyst Yasuo Sakuma, Portfoliomanager bei Bayview Asset Management in Tokio. „Selbst wenn Sony die Bereiche nicht abtrennt, wenn der Aktienkurs steigt, ist er als Großaktionär trotzdem Gewinner."

Vorreiter in Elektronikbranche
Sony war lange Vorreiter der Elektronik-Branche, etwa mit der Erfindung des Walkman. Die Japaner haben aber deutlich an Innovationskraft und auch Marktanteilen eingebüßt, nicht zuletzt wegen der harten Konkurrenz durch Samsung oder Apple. Mit Digitalkameras, Handys, Computern, Musikanlagen und Spielekonsolen macht Sony rund zwei Drittel des Umsatzes, mit Filmen und Musik nur knapp 20 Prozent, doch die Unterhaltungssparte ist der Gewinnbringer. Zu Sony Entertainment gehören eines der führenden Hollywood-Filmstudios, das Kassenschlager wie „Iron Man" und „Spider Man" produzierte, und eines der größten Musik-Labels der Welt mit Stars wie Beyonce und Adele.

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