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Start-up-Geschichten

StartupDigest: Insiderinfos für die Web-Branche

Nischen gibt es überall, man muss sie nur finden: Der junge Programmierer Christopher McCann, ursprünglich aus Los Angeles, war 2009 wie Tausende andere dem Ruf des Silicon Valley gefolgt. Als er Techcrunch-Chef Michael Arrington im University Cafe in Palo Alto im Gespräch mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg beobachtet, ist für ihn klar: Genau hier will er Wurzeln schlagen. Heute, zwei Jahre später, kann McCann 400.000 Dollar Investmentgelder (von der Kauffman Foundation), ein vierköpfiges Startup-Team und 250.000 Nutzer vorweisen, wie McCann beim Besuch der futurezone erzählt.

StartupDigest (zu Dt. etwa "Startup-Übersicht") versteht sich als Drehscheibe der Szene und versorgt Newcomer als auch Branchenveteranen mit Informationen, die für den Aufbau einer neuen Web-Firma essenziell sind. Um sich ins Silicon Valley einzuarbeiten, besuchte McCann regelmäßig Events - weil er sich schnell sehr gut auskannte, fragten Branchen-Bekannte, ob er sie per E-Mail über die besten Veranstaltungen informieren könne. 22 Kontakte bekamen die Newsletter am Anfang zugeschickt.

Brücke nach Wien
Die Nachfrage wuchs so rasant, dass McCann heute eine Viertelmillion Abonnenten wöchentlich und kostenlos eine Zusammenstellung über die wichtigsten Events in ihrer Region zukommen lässt. Während andere Webseiten wie Meetup Veranstaltungen auf Basis von Algorithmen vorschlagen, gibt es bei StartupDigest je einen Kurator für jede der 67 Städte. In Wien etwa ist Tupalo-Chef Michael Borras dafür zuständig, dass die Abonnenten regelmäßig über Hackathons, Konferenzen und Branchen-News informiert werden. Zu den Lesern zählen Programmierer genauso wie Investoren, die den Newsletter gemäß ihren Interessen (z.B. “Mobile”, “Green Tech”, “Social Media”) personalisieren können. Für Neulinge gibt es außerdem Tipps für die wichtigsten Tech-Regionen (z.B. für das Silicon Valley).

Süßes Start-up-Leben
Während StartupDigest etwa in Wien noch ein Geheimtipp ist, hat sich die kleine Firma im Silicon Valley zur Drehscheibe der Szene entwickelt. Das spiegelt sich auch im Firmensitz wieder: In Palo Alto hat McCann mit seinen beiden Mitstreitern Brendan McManus und Dan Thompson ein kleines Haus mit Pool im Garten bezogen - in der selben Straße hat Mark Zuckerberg kürzlich sein neues Haus bezogen, “und Larry Page, Sergej Brin und Steve Jobs wohnen auch in der Gegend”, so McCann. Rote Plastikbecher, halbleere Schnapsflaschen und riesige Spritzpistolen, die überall verstreut herumliegen, zeugen von der kürzlichen Einweihungsfeier - bei StartupDigest wird das Start-up-Leben zünftig zelebriert. Denn: “Wir sind an kleinen Start-ups interessiert und nicht an Facebook oder Google”, sagt McCann, während er und seine Mitarbeiter mit Laptops auf den Knien vor sich hinarbeiten.

Ausbau zum Marktplatz
Für diese Jungfirmen hat man einen neuen Service eingeführt: Als “VIP” bekommt man Zugriff auf die Profile von Start-ups als auch registrierten Programmieren. “Wir entwickeln uns zu einer Dating-Seite für Entwickler und Firmen”, so McCann. Seit etwa neun Wochen werden via StartupDigest Jobs vermittelt, was der Plattform endlich auch Einnahmen verschafft. “Wir wollen ein Medienunternehmen sein, dass nicht von Werbung abhängig ist”, sagt McCann. Ergattert ein Entwickler einen auf der Webseite ausgeschriebenen Posten, bekommt StartupDigest 20 Prozent des ersten Jahresgehalts. Etwa 1000 so genannter “Intros” (Vorstellungsgespräche) wurden bis dato eingefädelt.

Neugierige Investoren
Ob Rockmelt, Evernote oder Bump - immer mehr Web-Dienste registrieren sich bei StartupDigest, um an die wichtige Ressource “Developer” heranzukommen und dem eigenen Wachstum den notwendigen Schub zu verpassen. So sammelt McCann nebenbei auch immer mehr Insiderinformationen über die Start-up-Szene. Er weiß, welche Firmen überdurchschnittlich schnell wachsen, welche Technologien stark nachgefragt werden und welche Themen heiß sind. So hat McCann seit kurzem das Start-up Zanbato auf dem Radar, das von einem Stanford-Professor und einen Palantir-Technologies-Gründer aufgebaut wird und von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt riesige Infrastrukturprojekte für Weltbank und IWF abwickelt. Investoren haben ob dem Insider-Wissen schon Interesse angemeldet - wie und ob man das zu Geld machen werde, weiß McCann aber noch nicht.

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Jakob Steinschaden

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