Shop-Hack war T-Mobile seit einer Woche bekannt
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© Gerhard Deutsch/APA

Druck

T-Mobile USA will weniger für iPhone zahlen

Der Gegenwind wird immer stärker. Die Investoren an der Börse verkaufen massenhaft Apple -Aktien, der Kurs bricht ein. Trotz nie dagewesener Absatzzahlen mit dem iPhone und iPad sind die Analysten nicht zufrieden und kritisieren, dass keine neuen Produkt-Innovationen in Sicht sind. Und jetzt könnte aus dem Gegenwind sogar ein Sturm werden. Denn die Telekom-Firmen in den USA spielen mit dem Gedanken, das iPhone nicht länger zu subventionieren. Weil die Konkurrenz aufgeholt hat, erodiert die berüchtigte Marktmacht von Apple. Für das Kult-Unternehmen aus dem Silicon Valley wird es schwerer, seine hohe Marge zu halten. Auf die Konsumenten kommen höhere Preise zu. Sie haben aber auch mehr Alternativen.

Keine Subventionen mehr
Rädelsführer ist ausgerechnet die Deutsche Telekom mit ihrer Tochter T-Mobile USA. Die Nummer vier der Mobilfunk-Anbieter in den USA will das neue iPhone zum Marktstart nicht mehr bezuschussen - und bricht damit mit der gängigen Praxis. Sollten andere Telekom-Größen dem Beispiel folgen, könnte es Apple wehtun. Denn bisher bekommen Kunden meist einen Zuschuss, die Telekom-Firmen dafür einen Zweijahresvertrag - und damit gut kalkulierbare Einnahmen. Sollten die Subventionen wegfallen, würden iPhones noch teurer. Manche Besitzer könnten sich dann beim nächsten Mal nach einer günstigeren Alternative umschauen. Das Machtgefüge könnte sich verändern.

Die Telekom-Firmen haben mittlerweile neben Apple mit dem Android-Betriebssystem von Google, das auf zahlreichen Smartphones von Samsung läuft, neuen Nokia -Modellen mit Windows-Software von Microsoft sowie dem Blackberry viel mehr Auswahl. „Je mehr Betriebssysteme wir in diesem Bereich haben, desto besser funktioniert der Wettbewerb", sagt Fran Shammo, Finanzchef von Verizon Communications, zu dem der größte US-Mobilfunker gehört. Das stärke die Verhandlungsposition gegenüber Apple & Co.

Wie gut sich Apple das iPhone bezahlen lässt, ist exemplarisch bei Sprint Nextel zu beobachten, der als einer der wenigen Anbieter die Vertragskonditionen offenlegte. Der Mobilfunk-Dritte hatte sich 2011 verpflichtet, Apple bis Mitte des Jahrzehnts iPhones im Wert von gigantischen 15,5 Milliarden Dollar abzunehmen. Erst 2015 rechnet Sprint damit, aus dem Geschäft auch einen Profit zu ziehen.

Skepsis an Geschäftsmodell
Die Kalifornier hatten zuletzt im Weihnachtsquartal 48 Millionen iPhones verkauft - ein neuer Rekord. Daten des Analysehauses IDC zufolge ist der Marktanteil von Apple dennoch auf knapp 22 (Vorjahr: 23) Prozent abgerutscht. Samsung ist bereits vorbeigezogen und zum führenden Smartphone-Verkäufer aufgestiegen. Die Südkoreaner standen zuletzt für 29 (22,5) Prozent des Marktes. Den Trend könne Apple nur brechen, wenn günstigere iPhones in den Markt kämen, betonen die auf Technologie spezialisierten Analysten von ABI Research. Das würde dann aber die Marge noch weiter drücken. Die Brutto-Rendite war zuletzt auf 38,6 Prozent abgestürzt, nachdem es vor Jahresfrist noch knapp 45 Prozent waren.

Analysten schätzen, dass die Telekom-Firmen jedes neue iPhone mit rund 400 Dollar subventionieren. Zum Vergleich: Für andere Smartphones bieten sie nur 250 bis 300 Dollar an. Für die Anhänger der Kult-Marke dürfte es deswegen bald - zumindest bei T-Mobile USA - deutlich teurer werden. Die Konkurrenz würde gerne einen ähnlichen Weg gehen, traut sich aber noch nicht so recht. „Das ist etwas, dass wir uns genau anschauen", sagt AT&T-Chef Randall Stephenson, der den Vorstoß aber für richtig hält. Verizon-Chef Lowell McAdam bezeichnet die T-Mobile-Strategie als „sehr faszinierend". Es sei aber fraglich, ob Kunden bereit seien, den vollen Preis zu zahlen: ohne festen Vertrag immerhin 649 Dollar für ein iPhone 5 mit 16 Gigabyte Speicherplatz.

Normalität hält Einzug
Apple hat lange sehr gute Brutto-Margen oberhalb von 40 Prozent ausweisen können, weil es die Chip-Zulieferer und andere Komponenten-Hersteller erfolgreich im Preis gedrückt hat. Die zunehmende Konkurrenz in den USA und die relativ schwache Position im Wachstumsmarkt China, wo Apple nur die Nummer sechs im Smartphone-Segment ist, könnte das Bild nun aber ändern.

So scheint bei Apple etwas mehr Normalität einzuziehen. Denn die Markterwartungen sind nach den zahlreichen Erfolgen mit dem iPod, iPhone und iPad immer größer - und unrealistischer - geworden. Apple hat an der Börse, wo es über Jahre der Liebling der Anleger war, seit September satte 230 Milliarden Dollar an Marktwert verloren. Trotzdem bleibt der Konzern sehr profitabel und legt beständig Zahlen vor, von denen andere Firmen nur träumen können. Allein die iPhones brachten im abgelaufenen Quartal einen Umsatz von mehr als 30 Milliarden Dollar ein - 43 Prozent mehr als der langjährige Software-Rivale Microsoft insgesamt eingenommen hat.

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