Zahlreiche Glasfaserkabel, unter anderem zur Übertragung von Hochgeschwindigkeitsinternet, laufen
Zahlreiche Glasfaserkabel, unter anderem zur Übertragung von Hochgeschwindigkeitsinternet, laufen
© APA/dpa

Deutschland

Telekom soll Konkurrenzanschlüsse abklemmen dürfen

Knapp sechs Millionen Haushalte in Deutschland sollen rascher schnelles Internet mit der Deutschen Telekom bekommen - aber als Voraussetzung könnten über 100.000 Anschlüsse anderer Anbieter abgeklemmt werden. Die Bundesnetzagentur will der Telekom diesen seit Monaten umstrittenen Einsatz der sogenannten Vectoring-Technik im Nahbereich mit Auflagen erlauben, wie aus einem am Montag veröffentlichten Entscheidungsentwurf hervorgeht. In einem Konsultationsverfahren können sich Betroffene noch zu dem Entwurf äußern.

Das Vorhaben der Telekom hatte für heftige Kritik der Wettbewerber gesorgt. Der Branchenverband VATM warnt vor einer Remonopolisierung. Zudem kritisieren sie, dass damit eine günstigere schnelle Lösung auf Basis der alten Kupferkabel den Vorzug vor Glasfasernetzen bekommt, die zukunftssicherer seien. Über Glasfaser können Daten noch viel schneller als mit Vectoring übertragen werden, allerdings ist ein flächendeckender Ausbau teuer.

Hohe Geschwindigkeiten

Mit Vectoring sind - zumindest theoretisch - Geschwindigkeiten bis zu 100 MBit pro Sekunde im herkömmlichen Kupfernetz möglich. Der Bonner Konzern will mit Hilfe der Technologie weitere 5,9 Millionen Haushalte mit schnellerem Internet versorgen. Dafür sollen aber nach früheren Informationen 135 000 schnelle VDSL-Anschlüsse von Konkurrenten gekappt werden, da die beiden Technologien in den Hauptverteilern am Straßenrand nicht kompatibel seien.

Telekom-Chef Tim Höttges will für den Ausbau eine Milliarde Euro zusätzlich investieren. Im August 2013 hatte die Bundesnetzagentur bereits grünes Licht für den Vectoring-Einsatz der Telekom an Kabelverzweigern außerhalb des Nahbereichs gegeben.

Dem Entwurf zufolge können Wettbewerber der Telekom auch weiter Zugang zur „letzten Meile“ im Nahbereich erhalten, wenn sie sich dort bisher stärker bei der Erschließung von Schaltkästen mit DSL engagiert haben. Diese Gegenden könnten die Telekom-Konkurrenten dann selber mit VDSL2-Vectoring erschließen, müssen dafür aber bis Ende Mai 2016 eine verbindliche Ausbauzusage vorlegen. Bei von der Telekom betriebenen Netzbereichen wären sie aber auf ein Vorleistungsprodukt des Konzerns angewiesen - sprich, könnten sich Leitungen bei dem Bonner Konzern mieten.

Die Netzagentur sieht dieses Vorleistungsprodukt als „Sprungbrett für einen eigenen Breitbandausbau“ der Wettbewerber. „Sie haben ebenso wie die Telekom die Möglichkeit, ihre Netze in den Nahbereichen weiter mit Glasfaserleitungen in Richtung Endkunden auszurollen.“

"Kompromiss"

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, bezeichnete den Entwurf als „fairen Kompromiss“. „Inhaltlich geht es uns darum, dass der Breitbandausbau vorangetrieben wird“, sagte er laut Mitteilung. Auch künftig solle ein chancengleicher Wettbewerb zum Nutzen der Verbraucher sichergestellt bleiben.
„Der Entwurf der Regulierungsverfügung schützt das Technologiemonopol der Telekom sehr weitgehend“, kritisierte dagegen VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Die Frist für die verbindliche Ausbauzusage durch die Wettbewerber benachteilige sie.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare