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Start-up-Geschichten

Vorarlberg: Der Traum vom "Silicon Rheintal"

"Schaffa schaffa, Web-Services baua": Für die Vorarlberger Entwickler-Community hat der alte Spruch vom "Hüsle baua" neue Geltung erlangt. Dort, wo die Schweizer zum günstigen Mittagessen über die Grenze kommen, konnten sich vielfältige Online-Services etablieren - weitgehend unbemerkt vom Westen. Wie eine Untersuchung von FAS.Research im Auftrag der Wirtschaftskammer zeigt, ist die Vorarlberger Kreativszene neben Wien und Graz am besten vernetzt.

"Wien ist das Zentrum der österreichischen Kreativwirtschaft, in dem 45 Prozent aller Netzwerkangehörigen tätig sind, weitere Hubs sind Graz und Dornbirn", heißt es im Endbericht der Studie. Gemeinsam mit Lustenau, Hohenems und Feldkirch bilde Dornbirn ein Silicon Valley im Kleinformat. Dort, wo früher die Textilindustrie ein brummender Wirtschaftsfaktor war, könnte ein "Silicon Rheintal", das sich vom Bodensee entlang der Schweizer Grenze nach Süden zieht, entstehen - davon träumt zumindest Thomas Gabriel von der Dornbirner Media-Agentur Molindo.

"Es wäre schön, wenn sich tatsächlich ein Silicon Rheintal entwickeln würde, weil man dann als Start-up nicht nach Wien, München oder Zürich gehen müsste", so Gabriel. Er selbst hat es geschafft, in der Region Fuß zu fassen: Mit seinen Partnern Stefan Fußenegger und Michael Sparer hat er sich auf Musik spezialisiert und betreut mit Molindo die Web-Dienste Setlist.fm und Songtexte.com des Betreibers netdo Establishment aus Liechtenstein: Erstere, international ausgerichtete Seite lässt die Nutzer im Wiki-Stil Setlists von Konzerten sammeln - bis dato wurden fast 208.000 solcher Songlisten veröffentlicht. Passend dazu gibt es bei Songtexte.com für deutschsprachige Nutzer kostenlos Einsicht in Lyrics von vielen tausend Songs.

Arbeiten in der Nische

"Die Akzeptanz für Internet-Unternehmer ist hierzulande noch nicht sehr groß", so Gabriel. Während viele seiner Altersgenossen den traditionellen Weg des durchschnittlichen Vorarlbergers gingen, heirateten und Haus bauten, baute er - wie einige andere - im Keller der Eltern seine Web-Firma auf. "Viele Eltern verstehen nicht, was man da macht und fragen: Warum arbeitest du nicht drüben in der Schweiz bei IBM?" Umso erstaunlicher ist, dass Molindo seine Projekte profitabel betreiben kann. Die Dienste finanzieren sich über Werbung und kamen bislang ohne externe Investitionen aus.

Auf stabile Beine konnten aber noch einige andere Web-Dienste gestellt werden: Die Web-Entwickler von Webgears mit Sitz in Hohenems spezialisierten sich auf Online-Gutscheine und brachten http://www.preisjaeger.at sowie http://www.gutscheinsammler.de online. Die Feldkircher Agentur Zeughaus zeichnet für den Online-Speicher http://www.pile.at, den Grafiker-Service http://www.logobay.com sowie den interaktiven Veranstaltungskalender http://www.huet.at verantwortlich. Der Dornbirner Web-Dienstleister Massive Art schließlich bietet virtuelles Projektmanagment unter http://www.getzcope.com, der Bregenzer Entwickler Christoph Klocker den GPS-Tracking-Dienst http://www.gobreadcrumbs.com und Daniel Bickel die Partyfoto-Community http://www.furtgo.at an. Auch einen eigenen Online-Wetterdienst hat die Region rund um den Bodensee mit http://www.wetterring.at bekommen, und Feldkirch wurde sogar mit einem Mini-Street-View mit http://www.Feldkirch360.at (auch als iPhone/iPad-App) beglückt.

Die großen Erfolge im Web-2.0-Business konnten Vorarlberger bis dato allerdings nur im Ausland erzielen: Jodok Batlogg war bei StudiVZ in leitender Position und ist heute CTO bei der Video-Plattform Sevenload (Burda). Last.fm-Mitbegründer Michael Breidenbrücker ist maßgeblich an der App-Schmiede RJDJ beteiligt. Und Christian Lutz hatte 1999 und in den Folgejahren mit Uboot.com internationalen Erfolg am jungen Online-Community-Markt.

Ankurbeln der Internet-Wirtschaft

Um der jungen Branche Angelpunkt und Raum zu geben, wurde in Dornbirn das "Coworking Lab" eingerichtet, dass seit 2009 als Gemeinschaftsbüro und Veranstaltungsort dient. Wer nicht alleine zu Hause über neuen Web-Ideen brüten will, findet hier immer mehr Gleichgesinnte, mit denen man Seite an Seite arbeiten und zwischendurch in hoffentlich fruchtbare Diskussion treten kann. Mit http://www.v-start.at/ gibt es außerdem eine ländereigene Initiative, die bei der Unternehmensgründung hilft.

Seit längerem versucht Gabriel, über den Blog www.internetszene.at eine Plattform für die Start-up-Szene im Ländle zu schaffen. Seine Ambitionen will er demnächst intensivieren: Gemeinsam mit Albert Brandstätter und Christof Flachsmann startet Gabriel ab März 2011 die Veranstaltungsreihe "Vorarlberger Netzdialog" (www.netzdialog.at, derzeit noch offline). "Wir wollen das Ländle für das Internet begeistern und Leute aus dem gesamten Rheintal-Bodensee-Raum dazu einladen, also etwa auch aus Zürich, Konstanz oder Vaduz", so Gabriel.

Die Macht des Vorarlberger Medienhauses der Verlegerfamilie Russ (vol.at, Vorarlberger Nachrichten, Antenne Vorarlberg u.a.) bekamen aber auch sie sofort zu spüren: Das VMH arbeitet an einer sehr ähnlichen Eventreihe - wohl mit dem Ziel, die junge Konkurrenz aus dem Rennen zu drängen.

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(Jakob Steinschaden)

Im Rahmen der Serie Start-up-Geschichten berichtet die Futurezone über aktuelle Entwicklungen bei heimischen Start-ups und porträtiert junge Unternehmen und frische Internet-Ideen.

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Jakob Steinschaden

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