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Start-up

Wikifolio: Knapp 60 Millionen Euro investiert

Vor 14 Monaten startete das Wiener Start-up Wikifolio in Deutschland, seit April ist die Social-Trading-Plattform auch hierzulande verfügbar. Gründer und Geschäftsführer Andreas Kern ist mit dem Wachstum zufrieden. Knapp 60 Millionen Euro haben Anleger im ersten Jahr in sogenannte Wikifolios investiert. So nennt das Unternehmen Wikofolio Portfolios, die erfahrene Trader erstellen. Sie können dabei aus einem Pool von 3000 wichtigen Aktien und ETFs (Exchange Traded Funds) auswählen, bald sollen es 40.000 sein. Rund 3000 Wikifolios wurden bereits gebastelt, von hoch spekulativ bis konservativ.

Wer sich für ein bestimmtes Portfolio interessiert, braucht zuerst die unverbindlichen Fürstimmen von anderen Nutzern. Für alle investierbar wird ein Wikifolio nämlich erst, „wenn es zehn Leute aus der Community gut finden und sagen, ich würde das kaufen“, so Kern. Ist diese Hürde geschafft, kommt das deutsche Wertpapierhandelshaus Lang & Schwarz ins Spiel: Es baut das Wikifolio als Indexzertifikat mit eigener Wertpapierkennnummer (ISIN) nach. Dieses Papier spiegelt die Performance der Aktien und ETFs wider und ist an der Stuttgarter Börse handelbar.

Die besten Wikifolio-Profihändler erzielten bisher laut Unternehmensangaben Renditen von mehr als 100 Prozent, insgesamt wurden Umsätze von 800 Millionen Euro generiert.

In Österreich arbeitet Wikifolio mit dem Erste-Onlinebroker Brokerjet zusammen. Wer sich ein Wikifolio-Zertifikat kauft, wird zu Brokerjet weitergeleitet, um dort ein Wertpapierdepot zu eröffnen. Gründer Kern ist mit weiteren potenziellen Kooperationspartnern im Gespräch, wie er sagte.

Gebühren und Performance Fee

Das Start-up selbst verdient über Gebühren: Einmal im Jahr müssen Anleger eine Zertifikategebühr in Höhe von 0,95 Prozent des eingesetzten Kapitals zahlen. Hinzu kommt eine Performance Fee von fünf bis 30 Prozent, die bei neuen Höchstständen anfällt. Die exakte Höhe kann der Trader selbst vorschlagen, die Hälfte bekommt er, die andere Hälfte fließt an Wikifolio. „Beim Handeln fallen keine weiteren Gebühren an. Bei so gut wie allen anderen Finanzprodukten ist das nicht der Fall“, meint Kern.

Er will nicht nur bei den Gebühren, sondern auch bei den Anlagestrategien mit Transparenz punkten. „Wen ich eine Lebensversicherung abschließe, habe ich keine Ahnung, was mit dem Geld passiert. Bei uns kann jeder Anleger auch für sich lernen, wie Geld verdient wird.“ Die derzeitigen Wikifolio-Nutzer ließen sich in zwei Gruppen einteilen: Die einen, meist 35 Jahre oder älter, hätten sich schon aktiv mit dem Kapitalmarkt beschäftigt und nutzten das Wikifolio nur als Beimischung. „Das sind typischerweise Leute, die von herkömmlichen Finanzberatern enttäuscht sind.“ Zum zweiten tummelten sich Jungakademiker auf der Plattform („erster Job, erstes Geld“), die sich erst für Aktien und Co. zu interessieren beginnen.

Neue Zielgruppen im Visier

Mittel- bis langfristig möchte Kern auch Sparbuchsparer ansprechen und vielleicht neue Märkte sondieren. Noch schreibt das Unternehmen dem Vernehmen nach keine schwarzen Zahlen. „Wir produzieren einen positiven Rohertrag“, so der Geschäftsführer. Umsätze oder Umsatzziele wollte er keine nennen. „In Summe haben wir ein Projektvolumen von 3,6 Millionen Euro. Das ist noch nicht zur Gänze ausgegeben.“

Hinter Wikifolio stehen die deutsche Handelsblatt-Verlagsgruppe (rund 30 Prozent) und der österreichische IT-Start-up-Finanzierer Speedinvest (knapp 10 Prozent). Partner Lang & Schwarz hält etwa fünf Prozent, Kern selbst ist mit einem Viertel beteiligt. Der Rest teilt sich auf diverse Business Angels auf.

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