Die Online-Enzyklopädie ist auch nach 15 Jahren nicht fertig, es kommen laufend neue Beiträge hinzu. Bild von ], ">Lane Hartwell.
Die Online-Enzyklopädie ist auch nach 15 Jahren nicht fertig, es kommen laufend neue Beiträge hinzu. Bild von Lane Hartwell.
© Lane Hartwell [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Online-Enzyklopädie

15-Jahr-Jubiläum: "Wikipedia ist wie ein Park"

Als Jimmy Wales am 15. Jänner 2001 die englische Sprachversion von Wikipedia startete, hatte er keine Ahnung, wohin die Reise gehen würde. Doch die Enzyklopädie, die von Internet-Nutzern gemeinschaftlich erstellt wird und freies Wissen im Netz sammelt, hat sich etabliert wie kaum eine anderes Projekt im Netz. Das Online-Lexikon gibt es mittlerweile in 280 Sprachen. Weltweit kommen täglich 20.000 neue Artikel hinzu. „Ich bin sehr stolz auf meine Arbeit und darauf, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, in die viele Menschen ihr Herzblut stecken, um auf gemeinnützige Weise Wissen zu teilen“, sagt Gründer Wales anlässlich des Jubiläums.

Wikipedia ist auch in Österreich für viele Internet-Nutzer zum unverzichtbaren Nachschlagewerk geworden und dient als erste Anlaufstelle für viele Fragen, die das Allgemeinwissen betreffen. Die deutschsprachige Version umfasst knapp 1,9 Millionen Beiträge und sie wird monatlich über eine Milliarde Mal aufgerufen. Mehr als 90.000 dieser Artikel behandeln ein Thema mit Österreich-Bezug.

Österreich-Autoren

Wikimedia-Österreich-Geschäftsführerin Claudia Garád. Bild Credit: Jean-Frédéric [CC BY 4.0)
„Die Wikipedia ist eines der Projekte, die all die Hoffnungen, die man vor 15 Jahren in das neue Medium Internet gesetzt hat, erfüllt hat“, erzählt Claudia Garád, Geschäftsführerin von Wikimedia Österreich im Gespräch mit der futurezone. „Wenn man das Internet als Erweiterung unserer Lebenswelt versteht, ist Wikipedia eine Art Park, der für alle frei zugänglich ist, im Gegensatz zu Banken und Geschäften.“ Der Verein Wikimedia Österreich unterstützt die Arbeit der freiwilligen Autoren. Denn auch hierzulande gibt es eine engagierte Gemeinschaft an Menschen, die regelmäßig Beiträge verfasst und ergänzt. 455 Wikipedia-Autoren zählen in Österreich zum „harten Kern“ der Aktiven, die mehr als fünf Beiträge pro Monat verfassen.

Die Zahl der Autoren wächst in Österreich entgegen dem allgemeinen Trend weiter – in den vergangenen zwei Jahren sind 21 Menschen, die sich intensiv engagieren, hinzugekommen. In Deutschland kämpft Wikipedia mit einem Autorenschwund. „Das komplexe Regelwerk ist eine große Hürde für Neulinge. Außerdem gibt es nicht immer die beste Willkommenskultur und dann ist es schwer, sich zu motivieren und dran zu bleiben“, erklärt Garád die Ursache dieses Problems.

Wenig Frauen

„Es ist auch nicht mehr so leicht, weiße Flecken in der Landkarte zu finden und man muss sich auf Spezialwissen und Nischen konzentrieren, um noch größeres Wissen beitragen zu können.“ Doch das sind nicht die einzigen Probleme, mit denen die Wikipedia zu kämpfen hat. Der Frauenanteil liegt bei den aktiven Autoren bei nur 16 Prozent, was sich auch auf die Beiträge in der Online-Enzyklopädie auswirkt.

„Frauen sind mit ihrer Perspektive unterrepräsentiert, das hat mit der Prägung und der Wahrnehmung der Autoren zu tun. Änderungen müssen aber von der Community heraus kommen, weil Zwangsmaßnahmen eher Konflikte verstärken, als diese zu lösen“, meint Garád. „Wir sind wirklich bestrebt, das zu ändern. Aber das geht langsamer, als wir es uns wünschen“, sagt dazu auch Gründer Wales.

Genaue Kontrolle

Das bereits angesprochene komplexe Regelwerk der deutschsprachigen Wikipedia hat aber durchaus auch Vorteile zu anderen Versionen: Es enthält nämlich auch eine Funktion namens „gesichteten Versionen“. Diese wurde 2009 eingführt, um zu verhindern, dass auf Wikipedia Einträge mit Falschinformationen erscheinen. Es bedeutet, dass Beiträge von Erstautoren immer zuerst freigeschaltet werden müssen, bevor sie erscheinen und man dann langsam im Ranking aufsteigt. „So lässt sich Vandalismus unterbinden. Die Gemeinschaft hat diesen Standard akzeptiert und seither erleichtert er die Arbeit der Autoren, weil sie nicht mehr im Nachhinein kontrollieren müssen, ob herumgepfuscht wurde“, sagt Garád.

Die Wikipedia steht allerdings auch vor weiteren Herausforderungen. Durch die Verlagerung der Internet-Nutzung auf mobile Geräte sinkt die Bereitschaft, aktiv mitzuarbeiten, weiter. „Man kann nur kleinere Änderungen via Smartphone machen“, sagt Garád. Daran und an zahlreichen anderen Projekten wie dem Datenprojekt Wiki Data oder eine erweiterte Suche rund um das Bereitstellen von freiem Wissen im Internet arbeiten zahlreiche Entwickler-Teams. Denn eines ist sicher: Freies Wissen im Netz wird weiterhin essenziell für unsere Gesellschaft sein.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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