Apple bietet seinen Mitarbeitern Fortbildungskurse an, die die Philosophie des Unternehmens vermitteln sollen.
Apple bietet seinen Mitarbeitern Fortbildungskurse an, die die Philosophie des Unternehmens vermitteln sollen.
© Reuters

Apple University

Apple bringt Mitarbeitern bei wie Picasso zu arbeiten

Wie viele andere große US-Unternehmen hat auch Apple eine eigene Einrichtung für Mitarbeiterschulungen und Fortbildungskurse. Solche Einrichtungen sind oft als Indoktrinations-Stätten verschrien.

Was genau an der „Apple University“ unterrichtet wird, ist jedoch streng geheim. Bisher sind noch keine Fotos der Schulungsräume an die Öffentlichkeit geraten und Apple verweigert Interview-Anfragen mit Vortragenden. Die New York Times konnte dennoch interessante Details der Apple University in Erfahrung bringen, in dem sie mit drei Apple-Mitarbeitern, die anonym bleiben wollen, gesprochen hat.

Nettes Toilettenpapier

Die drei Mitarbeiter beschreiben, dass die Einrichtung das Bild widerspiegelt, das Apple in der Öffentlichkeit haben möchte. Wie ein Apple-Produkt sei alles minutiös geplant, mit ausgereiften Präsentationen und einer glänzenden Fassade versehen, die den Aufwand dahinter nicht erahnen lässt. „Sogar das Toilettenpapier in den WCs ist sehr nett“, sagt einer der Mitarbeiter.

Lernen von Picasso

In dem Kurs „Communicating at Apple“ wurde die Designphilosophie des Konzerns anhand von Picassos „Der Stier“ gezeigt. Das Werk besteht aus elf Lithographien eines Stieres. Mit jedem Bild ist der Stier simpler gezeichnet und dennoch ist er am Ende immer noch als Stier erkennbar.

Apple wolle so seinen Mitarbeitern zeigen, dass bei vielen Prozessen mehrere Wiederholungen nötig sind, bis das Ergebnis schließlich so simpel ist, dass es zur Apple-Marke passt.

Google als Negativbeispiel

Im Kurs „What Makes Apple, Apple“ wird auch Google erwähnt. Der Konkurrent dient als Negativbeispiel. So wurde ein Bild der Google-TV-Fernbedienung gezeigt, die 78 Tasten hat. Danach wurde die Fernbedienung von Apple-TV gezeigt, die lediglich drei Tasten hat.

Ein Mitarbeiter erinnert sich, dass der Kursleiter, Randy Nelson, die unterschiedlichen Herangehensweisen erklärt hat. Google wollte bei der Entwicklung des Produkts jedem beteiligten Designer genau das geben was er wollte, was zu den 78 Tasten führte. Bei Apple sei man hingegen mit einer Idee gestartet und habe diskutiert, bis man das hatte, was man brauchte: eine Taste zum Starten/Pausieren des Videos, eine um etwas auszuwählen, dass man sehen will und eine um das Hauptmenü zu öffnen.

Ganzjährig geöffnet

Die Apple University ist ganzjährig geöffnet. Die meisten Kurse finden auf dem Apple Campus, in einer Sektion von Gebäuden namens City Center statt. Manchmal finden Kurse auch in Apple-Büros im Ausland statt, die von den Vortragenden besucht werden. Neben Vortragenden von Apple halten auch Personen von Universitäten wie Yale, Harvard, Stanford und dem M.I.T. Kurse ab. Das Apple-Fortbildungsprogramm wird, seit der Gründung im Jahr 2008, von Joel Podolny geleitet, der zuvor Dekan der Yale School of Management war.

Die Kurse sind für Mitarbeiter nicht verpflichtend, sollen aber immer gut besucht sein. Die Mitarbeiter können sich über eine interne Website anmelden. Je nach der Position des Mitarbeiters stehen verschiedene Kurse zur Auswahl. Für Mitarbeiter von kürzlich übernommenen Firmen werden eigene Kurse abgehalten, damit sie sich schneller in Apple eingliedern.

Neben den spezifischen Kursen gibt es auch allgemein gehaltene Vorträge, in denen etwa erläutert wird, wie Apple bestimmte Entscheidungen in der Vergangenheit getroffen hat. So wurden etwa die Hintergründe zur Entscheidung erklärt, iTunes für Windows kompatibel zu machen. Demnach hasste Steve Jobs den Gedanken den iPod mit Windows zu teilen, hörte aber schließlich auf seine Manager. Das Ergebnis war ein explosionsartiges Wachstum des Musik-Players und iTunes Store, was den Grundstein für den Erfolg des iPhone legte.

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