Großbritannien

B4RN: Bauern verlegen ihr eigenes Breitband-Internet

Während man in Österreich in vielen Regionen noch auf die Breitbandmilliarde wartet, haben im Norden Großbritanniens die Bewohner ihr Schicksal in die eigene Hand genommen. Christine Conder, die gemeinsam mit ihrem Ehemann einen Bauernhof in Lancashire betreibt, hat bereits 2009 die Initiative B4RN gegründet. Gemeinsam mit Freiwilligen wurden mehr als 2300 Haushalte mit schnellem Internet versorgt. Jedem Kunden wird eine Bandbreite von einem Gigabit pro Sekunde versprochen - 35 Mal so viel wie der bundesweite Durchschnittswert von 28,9 Mbps.

Breitband wichtig für Bauern

Conder wurde für ihre Arbeit - insgesamt wurden mehr als 3200 Kilometer Glasfaserkabel verlegt - bereits von der Queen mit dem „Order of the British Empire“ (MBE) ausgezeichnet. Laut Conder sei Breitbandzugang für viele Bauern unverzichtbar. So müsse ein Kalb spätestens fünf Tage nach seiner Geburt bei der britischen Umweltbehörde registriert werden. Ohne Internetzugang sei das unmöglich. Alternativen, wie langsame 56K- bzw. ISDN-Zugänge oder teures Satelliten-Internet, seien nicht ausreichend. Auch hierzulande wird vor Problemen gewarnt.

Der Großteil der Arbeit wird von unbezahlten Freiwilligen verrichtet, die Organisation musste aber aufgrund der hohen Auslastung mittlerweile auch 15 Mitarbeiter anstellen. An Freiwilligen mangelt es jedoch nicht: Laut B4RN haben auch schon Menschen aus Ländern wie Sierra Leone an den „Open Days“, an denen man sein Projekt vorstellt, vorbeigeschaut. B4RN verrechnet seinen Kunden 30 britische Pfund pro Monat, für die Installation werden einmalig 150 britische Pfund fällig. Derzeit erzielt man noch keine Gewinne. Sollte man aber künftig Gewinne abwerfen, werden diese direkt in den Ausbau der Infrastruktur fließen, verspricht die Gründerin.

Eine Hand wäscht die andere

Die meisten Landeigentümer erlauben B4RN, die Leitungen kostenlos zu verlegen. Einige wenige, beispielsweise das für Straßeninfrastruktur zuständige staatliche Unternehmen Highways England, verrechnen jedoch Gebühren. „Die Bauern sind unglaublich hilfreich und lassen uns freien Lauf auf ihren Feldern. Über diese verbinden wir sie mit den Dörfern, welche wiederum die Verbindungen der Bauern finanziell unterstützen“, so Conder gegenüber der BBC.

Der Vorteil gegenüber der Telekom: Üblicherweise werden die Glasfaserkabel nur bis zum nächsten Verteilerkasten verlegt, von dort aus werden die Grundstücke weiterhin per langsamen Kupferkabeln an das Netz angebunden (bekannt als „Fibre to the Node“). B4RN schließt die Haushalte hingegen direkt an das Glasfasernetz an. Conder hofft, dass man den großen Playern wie der British Telecom (BT) mit der eigenen Initiative Druck machen könne, sodass diese unter Zugzwang geraten.

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